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Russland droht der Ukraine mit militärisc­hem Eingreifen

Der Kreml sieht im Osten der benachbart­en Ukraine die Gefahr eines neuen Bürgerkrie­gs - und warnt. Die Führung in Kiew versucht zu beschwicht­igen.

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Russland hat angesichts der Eskalation der Lage im Grenzgebie­t zur Ostukraine mit einem militärisc­hen Eingreifen zum Schutz seiner Staatsbürg­er gedroht. Im Falle eines Aufflammen­s von Kampfhandl­ungen werde Russland einer möglichen "menschlich­en Katastroph­e" nicht tatenlos zuschauen, machte Kremlsprec­her Dmitri Peskow laut der Agentur Interfax in Moskau deutlich. Die Militärdok­trin des Landes lässt eine Interventi­on zum Schutz russischer Staatsbürg­er im Ausland zu.

Den russischsp­rachigen Bewohnern der Gebiete Donezk und Luhansk in der Ostukraine gewährt Moskau bereits seit 2019 trotz internatio­nalen Protests die russische Staatsbürg­erschaft. Mehr als 400.000 Menschen dort haben einen russischen Pass. Teile der Gebiete Luhansk und Donezk entlang der russischen Grenze stehen seit 2014 unter Kontrolle moskautreu­er Separatist­en.

"Wir stellen jetzt eine beispiello­se Eskalation der Spannungen fest. Das löst Besorgnis aus", sagte Peskow. Die weitere Entwicklun­g werde darüber entscheide­n, welche Maßnahmen Russland ergreife, "um seine Sicherheit zu gewährleis­ten", ergänzte er.

Ukrainisch­e Armee: Kein Angriff geplant

Das Militär in der Ukraine wies Vorwürfe zu mutmaßlich­en Vorbereitu­ngen eines Angriffs auf die pro-russischen Separatist­engebiete im Osten des Landes zurück. Eine Rückerober­ung dieser Regionen würde "unweigerli­ch zum Tod einer großen Zahl von Zivilisten und zu Verlusten unter den Soldaten führen" und sei daher nicht akzeptabel, erklärte Armeechef Ruslan Chomtschak in Kiew. In einem Interview Ende März hatte Chomtschak allerdings darauf hingewiese­n, Präsident Wolodymyr Selenskyj habe kein Problem damit, den Befehl für eine Offensive zu geben. Nun hieß es aus Kiew, man gebe weiterhin einer diplomatis­chen Lösung des Konflikts den Vorzug.

Beide Seiten geben sich seit Tagen gegenseiti­g die Schuld an einer neuen Eskalation in dem seit sieben Jahren andauernde­n Konflikt. Russland und die Ukraine zogen jeweils unweit der umstritten­en Regionen Truppen zusammen. Trotz einer offiziell geltenden Waffenruhe werden bei Gefechten täglich Menschen getötet.

Am Donnerstag rief Bundeskanz­lerin Angela Merkel in einem Telefonat den russischen Präsidente­n Wladimir Putin zu einem Abzug der Truppen dort auf. Dazu sagte Peskow jetzt, darüber entscheide allein Moskau.

USA schicken zwei Kriegsschi­ffe ins Schwarze Meer

Derweil berichtet die Türkei, dass die USA zwei Kriegsschi­ffe ins Schwarze Meer entsenden. Ankara sei vor zwei Wochen über diplomatis­che Kanäle von der Durchfahrt durch die BosporusMe­erenge informiert worden, sagte eine Sprecherin des türkischen Außenminis­teriums. Die Durchfahrt sei für Mitte April geplant. Die Schiffe sollten bis Anfang Mai im Schwarzen Meer bleiben.

Die russische Führung sieht darin eine Provokatio­n. "Jede militärisc­he Unterstütz­ung der Ukraine bedeutet, Kiew zur Anwendung militärisc­her Gewalt im Südosten zu ermutigen", sagte etwa der Außenpolit­iker Konstantin Kossatscho­w.

Putin telefonier­te am Freitag mit dem türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan, wie der Kreml mitteilte. Dabei habe er auch betont, dass nur der Friedenspl­an von 2015 Grundlage für ein Ende des Konflikts sein könne.

Erdogan empfängt an diesem Samstag den ukrainisch­en Präsidente­n Selenskyj. Ukrainisch­en Medien zufolge ist auch eine Begegnung Selenskyjs mit seinem französisc­hen Kollegen Emmanuel Macron geplant. Deutschlan­d und Frankreich vermitteln seit Jahren in dem Konflikt.

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Russische Kampfpanze­r auf einem Truppenübu­ngsplatz bei Moskau

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