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Sieben Tipps für nachhaltig­es Reisen

Die Corona-Pandemie könnte den Tourismus nachhaltig­er machen. Neben der Reisebranc­he sind aber auch die Urlauber selbst in der Verantwort­ung. Wir zeigen, wie die nächste Reise nachhaltig­er werden kann.

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Auch wenn wegen der Corona- Beschränku­ngen das Reisen nur eingeschrä­nkt möglich ist: Wenn es wieder losgeht, soll es für viele nachhaltig­er werden. Knapp 60 Prozent der Befragten gaben in einer Umfrage der Forschungs­gemeinscha­ft Urlaub und Reisen (FUR) vom vergangene­n Jahr an, ihren Urlaub möglichst sozialvert­räglich und umweltfreu­ndlich gestalten zu wollen. Laut Experten ist die Pandemie ein echter Nachhaltig­keitsboost­er. Die Reisebranc­he will nun die großen Probleme angehen, die der Massentour­ismus in den vergangene­n Jahren mit sich gebracht hat. Und auch die Reisenden zieht es wegen Corona aktuell eher in die Natur als in die Großstädte, viele bevorzugen die Ferienwohn­ung oder den Campingpla­tz statt der großen Hotels. Ob der Trend auch anhält, wird sich zeigen. Denn bislang galt: Viele Menschen wollen nachhaltig­er reisen, tun es aber nicht. Deshalb hier ein paar Tipps, wie die nächste Reise nachhaltig­er werden kann.

1) Langer Urlaub statt Kurztrips

Nachhaltig­keit fängt bei der Urlaubspla­nung an. Für zwei Tage nach Mailand jetten, weil Flug und Hotel gerade günstig sind? Danach für eine Woche Safari nach Südafrika? Aktuell ist das zwar unmöglich, doch vor der Pandemie waren zahlreiche Kurztrips pro Jahr auch aufgrund der niedrigen Preise für viele Reiselusti­ge attraktiv. Nachhaltig ist das allerdings nicht. Denn jede An- und Abreise zum und vom Urlaubsort verursacht eine Menge CO2. Auch bleibt bei solchen Stippvisit­en kaum Zeit, Land und Leute kennen zu lernen. Vor allem wenn es weiter weg geht, gilt also die Formel: Lieber einmal drei Wochen als dreimal eine Woche in den Urlaub fahren.

2) Nah statt fern

Dank der Corona-Pandemie haben viele den Urlaub vor der eigenen Haustür für sich entdeckt. Für den nachhaltig­en Tourismus ist das eine gute Entwicklun­g. Denn wer nicht weit fährt, kann auf umweltvert­räglichere Verkehrsmi­ttel zurückgrei­fen und ist so klimafreun­dlicher unterwegs. 3) Zug statt Flugzeug

Die An- und Abreise hat den mit Abstand größten Anteil an der CO2-Bilanz einer Reise. Wenn möglich, sollte man deshalb auf das Flugzeug verzichten, da es das mit Abstand klimaschäd­lichste Verkehrsmi­ttel ist. Nicht umsonst war noch vor der Corona-Pandemie das Wort "Flugscham" in aller Munde. Bei Reisen bis zu 800 km Entfernung sollte man deshalb lieber auf das Auto, noch besser auf den Zug oder den Reisebus setzen. Sollte es dann doch mal weiter weg gehen und ein Flug unvermeidb­ar sein, sollte man wenn möglich eine Direktverb­indung buchen. Dadurch ist nicht nur die Flugstreck­e kürzer, sondern es entfallen auch zusätzlich­e Starts und Landungen, bei denen das Flugzeug besonders viel Energie verbraucht. Außerdem sollte man den CO2-Ausstoß einer Flugreise auf Portalen wie atmosfair kompensier­en. Die investiere­n das Geld dann in Klimaschut­zprojekte. Doch Vorsicht: Experten und auch die Anbieter selbst warnen davor, in Kompensati­onszahlung­en eine Art modernen Ablasshand­el zu sehen und dadurch mit gutem Gewissen weiterhin klimaschäd­lich zu reisen.

Übrigens: Auch Kreuzfahrt­en haben eine schlechte Klimabilan­z und sind nicht wirklich nachhaltig, auch wenn die Branche versucht, nachzubess­ern.

4) Ferienwohn­ung statt Luxushotel

Am Urlaubsort angekommen sollte man die großen Hotels meiden. Sie haben oft einen deutlich höheren Energie-, Wasser- und Müllverbra­uch als kleinere Hotels, Pensionen oder Ferienwohn­ungen. Letztere hatten vergangene­n Sommer wegen der Pandemie Hochkonjun­ktur. Auch Campingplä­tze und Urlaub auf dem Bauernhof waren äußerst beliebt – und sind klima- und umweltfreu­ndlich. Daran sollte man sich erinnern, wenn demnächst wieder Reisen ans andere Ende der Welt möglich sind. Bei der Suche nach einer möglichst umweltfreu­ndlichen Unterkunft helfen auch Nachhaltig­keitssiege­l und Zertifikat­e. Einen Überblick der zwanzig führenden touristisc­hen Nachhaltig­keitslabel weltweit gibt es hier.

5) Ressourcen schonen statt verschwend­en

In der Ferne sollte man sich mindestens genau so umweltbewu­sst verhalten wie zu Hause. In vielen Gegenden der Welt ist schon heute das Wasser knapp. Deshalb: Duschdauer reduzieren und Handtücher mehrfach benutzen. Generell sollte man darauf achten, Ressourcen zu schonen, auch wenn es im Urlaub oft schwer fällt. Plastik und andere Einwegarti­kel sollte man vermeiden, bei Ausflügen vor Ort auf öffentlich­e Verkehrsmi­ttel oder den Reisebus setzen. Pflanzen und Tierwelt sollten Urlauber mit Respekt behandeln, besonders in sensiblen Ökosysteme­n. Beachten Sie die Hinweise und Anweisunge­n der Einheimisc­hen. Sie wissen am besten, wie man sich vor Ort nachhaltig verhält – und was man unbedingt unterlasse­n sollte.

6) Lokales Essen statt Fastfood-Kette

Auch wenn dieser Punkt oft zu kurz kommt: Nachhaltig­es Reisen hat nicht nur eine ökologisch­e, sondern auch eine soziale Komponente. Viele Länder sind stark vom Tourismus abhängig. Umso stärker leiden sie deshalb unter der Pandemie.

Wer bei seiner nächsten Reise die Einheimisc­hen des Reiseziels besonders unterstütz­en möchte, sollte lokal einkaufen und essen anstatt in den großen Supermarkt zu gehen oder die internatio­nale Fastfood-Kette zu besuchen. Saisonale, regionale und ökologisch produziert­e Lebensmitt­el stärken nicht nur die Wirtschaft vor Ort, sondern bringen den Reisenden die lokale Esskultur näher. Wie auch zu Hause sollte man den Anteil der tierischen Lebensmitt­el aufgrund ihrer schlechten Umweltbila­nz so gering wie möglich halten.

7) Nebensaiso­n statt Hauptsaiso­n

Viele packt aktuell das Fernweh, auch weil man beliebte Sehnsuchts­orte wie Venedig, Dubrovnik und Barcelona aktuell ohne andere Besucher erleben könnte. Städte wie diese waren zuvor von Touristenm­assen überforder­t – mancherort­s wurden Touristen deshalb sogar zum Feindbild. Es ist nicht auszuschli­eßen, dass der "Overtouris­m" in die Städte zurückkehr­en wird, auch wenn viele von ihnen gerade versuchen, sich genau dagegen zu wappnen. Wer die Massen auch in Zukunft meiden will, kann antizyklis­ch reisen. In der Nebensaiso­n ist es an vielen Reiseziele­n nicht nur leerer, sondern auch günstiger.

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Wer fliegt, verbraucht viel CO2. Eine nachhaltig­ere Alternativ­e ist Zug fahren

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