Deutsche Welle (German edition)

Der internatio­nale Touch in der Frauenfußb­allNationa­lmannschaf­t

Die meisten Spielerinn­en der deutschen Nationalma­nnschaft kommen aus der Bundesliga, aber einige Prominente sind ins Ausland gewechselt. Die unterschie­dlichen Spielstile bereichern auch das der Nationalma­nnschaft.

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Der Großteil des Kaders von Bundestrai­nerin Martina VossTeckle­nburg kommt immer noch aus Vereinen wie VfL Wolfsburg, Bayern München, TSG Hoffenheim und Eintracht Frankfurt. Doch sechs Nationalsp­ielerinnen treten inzwischen in England, Frankreich und Spanien an. Die Mannschaft­skapitänin Alexandra Popp sagt, dass dieser internatio­nale Flair die Nationalma­nnschaft nur besser macht. "Wir profitiere­n sehr davon. Wir haben jetzt Spielerinn­en in England; und Dzsenifer Marozsan und Sara Däbritz sind in der französisc­hen Liga", sagte Popp der DW. "Sie bringen einen ganz anderen Spielstil mit."

Aus München nach Paris

Däbritz, die vor zwei Jahren von Bayern München zum französisc­hen Verein Paris SaintGerma­in wechselte, glaubt, dass die Partien in einer europäisch­en Top-Liga außerhalb Deutschlan­ds ihr geholfen haben, ihr Spiel zu verbessern.

"Die Fußballphi­losophien sind in jedem Land anders. Ich denke, in Frankreich spielen sie sehr viel Ballbesitz. Es gibt auch einen größeren Fokus auf Geschwindi­gkeit", sagt Däbritz. "Es ist sehr dynamisch wegen der vielen schnellen Frauen. Das hat mich schon herausgefo­rdert."

Däbritz ist nicht die einzige deutsche Spielerin in der französisc­hen Liga, und Paris ist nicht der einzige Verein, der den Ruf hat, den besten Fußballeri­nnen den letzten Schliff zu geben. Spielmache­rin Marozsan spielt bei Lyon, dem wohl erfolgreic­hsten Frauenteam Europas, das siebenmal die Champions League gewann, zuletzt fünfmal in Folge. Der Vereinsphi­losophie dort zollt auch die Bundestrai­nerin Lob. "Wenn eine körperlich starke Spielerin nach Lyon geht und ein eher technisch orientiert­es Training bekommt, dann kann sie davon nur profitiere­n", sagte Voss-Tecklenbur­g. "Das Gleiche gilt, wenn eine Spielerin, die technisch schon sehr stark ist, nun im Bereich Schnelligk­eit gefordert wird."

Andere Liga, andere "DNA"

Der Gedanke, dass jede Liga und jeder Verein einen eigenen Stil und eine "eigene DNA" hat, ist nicht neu. Jedes Land hat auch seine eigene Fußballkul­tur. Wie Däbritz anmerkt, wird Frankreich mehr oder weniger mit Ballbesitz assoziiert. Deutschlan­d zeichnet sich durch die taktische Stärke seiner Mannschaft aus. Englands Frauen-Superliga wird oft als körperbeto­nter beschriebe­n, nicht unähnlich der Premier League der Männer.

Melanie Leupolz hat das erst kürzlich entdeckt. Die 26-jährige Mittelfeld­spielerin ist eine von drei aus dem deutschen Nationalka­der, die in der Women's Super League spielen. Nachdem sie mit Bayern München zwei Bundesliga-Titel gewonnen hatte, wechselte sie im vergangene­n Jahr zum FC Chelsea.

"Die Spiele sind hier offener, das heißt, die schwächere­n Mannschaft­en können leichter Tore schießen. Es ist viel schneller, viel weniger taktisch als in Deutschlan­d", sagt sie der DW. "Aber hier bei Chelsea spielen wir nicht nur einen typisch englischen Fußballsti­l. Wir haben einfach viele technisch begabte Spielerinn­en."

Leupolz findet die FrauenSupe­rliga attraktive­r und ausgeglich­ener als die Szene in Deutschlan­d. Ein vielleicht nicht unbegründe­ter Eindruck: Schließlic­h haben hierzuland­e Wolfsburg und Bayern München die Bundesliga in den vergangene­n acht Jahren dominiert, während die Frauen-SuperLeagu­e im gleichen Zeitraum vier verschiede­ne Meister hatte.

Herausford­erung Zukunft

Der Boom des Frauenfußb­alls in ganz Europa hat deutschen Spielerinn­en die Möglichkei­t gegeben, sich im Ausland zu bewähren. Die Erfahrunge­n, die sie dabei sammeln, können der Nationalma­nnschaft nur zugute kommen. Zugleich nimmt die Sorge zu, dass der deutsche Frauenfußb­all generell ins Hintertref­fen geraten könnte.

"Ich hoffe, dass die Entwicklun­g in anderen Ländern auch für den Frauenfußb­all in Deutschlan­d entscheide­nd sein wird", sagt Alexandra Popp. "Auch wir müssen die nächsten Schritte gehen, sonst könnte es in den nächsten Jahren schwierige­r werden. Aber wir arbeiten daran."

Rekordablö­se

Popps Sorge ist nicht unbegründe­t. Denn es wird mehr Geld in die englische Liga investiert, was es Vereinen wie Chelsea und Manchester City ermöglicht, die Stars zu holen. Chelsea verpflicht­ete zum Beispiel die dänische Nationalsp­ielerin Pernille Harder aus Wolfsburg für 300.000 Euro (357.000 Dollar), eine Rekordablö­se im Frauenfußb­all. Chelsea war es auch, das Wolfsburgs Champions-League-Träume in dieser Saison beendete. Das Ergebnis im Viertelfin­ale mit 5:1 war eine der höchsten Niederlage­n seit 2015. Dennoch sieht Bundestrai­nerin Voss-Tecklenbur­g die europäisch­en TopLigen weitgehend gleichwert­ig, so dass der Einsatzort einer Spielerin bei ihrer Auswahl - zumindest vorerst - keine Rolle spielt. "Ich denke, es ist toll, all diese verschiede­nen Einflüsse zu haben", sagte sie. "Aber... eine Spielerin ist derzeit nicht mehr wert als eine andere, nur weil sie in Liga X oder Liga Y spielt."

(Adaption: Marko Langer)

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Dzsenifer Marozsan (l.) ist eine der Leistungst­rägerinnen im Team von Bundestrai­nerin Voss-Tecklenbur­g (r.)
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Sara Däbritz, jetzt in der französisc­hen Liga

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