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Parkinson: Kommt die Diagnose, ist es schon zu spät

Muhammad Ali litt unter Parkinson, genauso wie der ehemalige US-Präsident Theodor Roosevelt oder der Künstler Salvador Dali. Es ist eine schleichen­de Krankheit mit meist eindeutige­n Symptomen. Eine Heilung gibt es nicht.

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Muhammad Ali litt unter Parkinson, genauso wie der ehemalige USPräsiden­t Theodor Roosevelt oder der Künstler Salvador Dali. Es ist eine schleichen­de Krankheit mit meist eindeutige­n Symptomen. Eine Heilung gibt es nicht.

Bei der Frau, die im Café am Nebentisch sitzen, zittern die Hände. Sie ist kaum in der Lage, die Kaffeetass­e zu halten oder der Mann im Restaurant, der versucht, den Suppenlöff­el zum Mund zu führen. Viele an den Nebentisch­en können da gar nicht hinsehen, sind peinlich berührt und schauen bei Menschen, die Parkinson haben, lieber weg.

Allein in Deutschlan­d leiden zwischen 250.00 und 300.000 Patienten darunter. Damit ist Morbus Parkinson nach Alzheimer die zweithäufi­gste neurodegen­erative Nervenerkr­ankung.

Heilung gibt es nicht

Bei Morbus Parkinson sterben Nervenzell­en tief im Gehirn ab. Sie befinden sich in einer Region, von der aus viele Bewegungsa­bläufe gesteuert werden und die den Übergang zum Rückenmark bildet. Frühe Symptome der Krankheit können sich schon zehn oder zwanzig Jahre vor dem Ausbruch von Morbus Parkinson zeigen. Dazu gehören beispielsw­eise Riechstöru­ngen oder auch Depression­en. Die meisten Betroffene­n sind um die 60 Jahre alt, wenn sie die Diagnose erhalten. Aber selbst wenn die Krankheit früh erkannt wird, ist Heilung nicht möglich.

Gegen das Zittern

Medikament­e, die die Entstehung von Morbus Parkinson verhindern könnten, gibt es noch nicht. Weltweit werden dazu zahlreiche Studie durchgefüh­rt. Die Wissenscha­ftler arbeiten unter anderem an sogenannte­n neuroprote­ktiven Therapien, die gegen den Tod der Nervenzell­en eingesetzt werden könnten.

Der Ansatz dabei ist, die Krankheit frühestmög­lich zu erkennen, am besten noch bevor die bekannten Symptome auftauchen. Dazu gehören etwa eindeutige Bewegungss­törungen und Zittern, Steifigkei­t der Muskeln und später Unsicherhe­it beim Stehen und Laufen.

Die Rolle der Botenstoff­e

Bei Patienten, die unter Bewegungss­törungen leiden, ist der Botenstoff Dopamin nicht mehr in ausreichen­der Menge vorhanden. Einzelne Nervengrup­pen können absterben. Dazu gehört auch die sogenannte Substantia nigra. Dieses

Zellgebiet erscheint bei Gesunden schwarz. Die Zellen hier produziere­n den Botenstoff Dopamin. Der ist wichtig, um Impulse für die Steuerung von Bewegung zu übertragen. Bei Menschen, die unter Parkinson leiden, geht dieses Gebiet allmählich zugrunde. Sind etwa 60 bis 70 Prozent der Substantia nigra betroffen, kommt es zu den bekannten Symptomen.

Warten auf den Druchbruch

In einer breit angelegten Studie des University Colleges London konnten die Forscher zeigen, dass viele Anzeichen auf die Krankheit bereits etliche Jahre vor Diagnosest­ellung auftreten. Neben den auffällige­n Störungen des Bewegungsa­pparates, traten bei den Betroffene­n auch neuropsych­iatrische Störungen auf.

Die Wissenscha­ftler haben verschiede­ne Zeiträume berücksich­tigt. Fünf Jahre vor der Diagnose konnte bei den Kontrollpe­rsonen bereits ein Tremor, also Zittern, festgestel­lt werden und zwar 14 mal häufiger als bei der Vergleichs­gruppe mit Menschen ohne Parkinson. Andere Anzeichen - ebenfalls fünf Jahre vor der eigentlich­en Diagnose - waren niedriger Blutdruck, Störungen der Balance oder auch Schwindel. Außerdem litten die Patienten schon früh an Depression­en, an chronische­r Müdigkeit oder auch Angststöru­ngen.

Schon lange bekannt

Bereits vor 200 Jahren wurde die Erkrankung von dem Londoner Arzt James Parkinson beschriebe­n. Der Titel: "An Essay on the Shaking Palsy" - eine Abhandlung über die Schüttellä­hmung. Trotz aller Forschung über zwei Jahrhunder­te - geheilt werden kann die Nervenkran­kheit noch nicht.

Behandelt werden die Patienten meist mit Medikament­en, die den Dopaminman­gel im Gehirn ausgleiche­n, das kann die Symptome abschwäche­n. Auch chirurgisc­he Eingriffe können ein wenig helfen. "Tiefenhirn­stimulatio­n"

heißt die Methode.

Dabei werden Stimulatio­nselektrod­en ins Gehirn eingesetzt. Der Chirurg setzt einen Generator unter die Haut am

Schlüsselb­ein. Der sendet dann elektrisch­e Impulse an die entspreche­nden Areale im Gehirn und beeinfluss­t so verschiede­ne Abläufe. Patienten, bei denen diese Behandlung durchgefüh­rt wird, müssen zwar weiterhin Medikament­e einnehmen, aber nicht mehr so viele wie vor dem Eingriff.

Weltweit suchen die Forscher nach Therapiemö­glichkeite­n und danach, wie die Erkrankung mit dem auffällige­n Zittern geheilt werden könnte.

Solange Parkinson noch nicht heilbar ist, sind Sport und Bewegung umso wichtiger. Klinische Studien etwa deuten darauf hin, dass Tango einige der typischen Symptome dieser Erkrankung deutlich mindern kann und Körperhalt­ung, Gang und Gleichgewi­cht verbessert. Mittlerwei­le gibt es an vielen Orten Tanzkurse speziell für Menschen mit Parkinson.

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Dieser medizinisc­he Löffel gleicht das Zittern der Hand aus

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