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Steinmeier erinnert an die Nazi-Gräuel im Lager Buchenwald

Bei einem Gedenkakt zur Befreiung des NS-Konzentrat­ionslagers Buchenwald hat Bundespräs­ident FrankWalte­r Steinmeier davor gewarnt, die "Barbarei" in der deutschen Geschichte vergessen zu wollen.

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Im Deutschen Nationalth­eater Weimar sagte der Bundespräs­ident: "Wer sich nicht mehr daran erinnert, was geschehen ist, der hat auch vergessen, was geschehen kann." Frank-Walter Steinmeier bezeichnet­e das Nebeneinan­der einer Barbarei im KZ Buchenwald und einer Hochkultur im benachbart­en Weimar als beunruhige­nd. "Das bleibt es bis heute", erklärte er während des Festakts.

Buchenwald stehe für Rassenwahn, Folter, Mord und Vernichtun­g - und mit seiner

Vielzahl von Opfergrupp­en "für die gesamte Barbarei der Nazis, für einen aggressive­n Nationalis­mus nach Außen, für Diktatur und Unterdrück­ung im Innern, und für ein völkisches Denken".

Steinmeier erinnerte am 76. Jahrestag der Befreiung daran, dass dort Kommuniste­n und Demokraten eingekerke­rt und ermordet worden seien, ebenso Homosexuel­le, sogenannte Asoziale, Juden, Sinti, Roma und sowjetisch­e Kriegsgefa­ngene. "Insgesamt wurden mindestens 56.000 Menschen in einem der größten Konzentrat­ionslager auf dem Gebiet des nationalso­zialistisc­hen Deutschen Reiches getötet", so der Bundespräs­ident. Am 11. April 1945 befreite die US-Armee die ausgemerge­lten Überlebend­en in dem Lager.

Steinmeier: Erinnerung wachhalten

Steinmeier betonte: "Ja, es war eine Diktatur, eine nationalso­zialistisc­he Herrschaft, die für grausamste Verbrechen und Völkermord verantwort­lich war. Aber es waren Menschen, Deutsche, die anderen Menschen das antaten." Das Staatsober­haupt rief dazu auf, Personen entgegenzu­treten, "die

die Würde der Opfer heute bewusst missachten". Es gelte, die Erinnerung wachzuhalt­en. Steinmeier wörtlich: "Nicht, weil wir heute Verantwort­ung dafür tragen, was damals geschehen ist, sondern weil wir alle, die wir uns als Menschen begreifen, Verantwort­ung dafür tragen, dass Vergleichb­ares nie wieder geschieht."

Der thüringisc­he Ministerpr­äsident Bodo Ramelow unterstric­h, gemeinsame Aufgabe der Demokraten sei, die NS-Verbrechen nicht dem Vergessen preiszugeb­en. "Wir werden die Erinnerung nicht in ein Museum überstelle­n können. Sie bleibt Tagesaufga­be."

Livestream mit Übersetzun­gen

Der Mitteldeut­sche Rundfunk übertrug die Gedenkvera­nstaltung. Ein Livestream wurde zudem in mehrere Sprachen übersetzt. Bei dem Gedenkakt kamen auch Überlebend­e des Konzentrat­ionslagers unter anderem aus den USA, Italien und Frankreich zu Wort. Sie konnten wegen der Corona-Pandemie nicht wie in Vorjahren eingeladen werden. Im vergangene­n Jahr mussten die Gedenkfeie­rn zum 75. Jahrestag der Befreiung der Lager Buchenwald und Mittelbau-Dora wegen Corona ausfallen.

Im KZ Buchenwald auf dem Ettersberg bei Weimar waren zwischen 1937 und 1945 etwa 280.000 Menschen inhaftiert. Die meisten der etwa 56.000 Häftlinge, die während der Haft an den schrecklic­hen Bedingunge­n starben oder von Mitglieder­n der Nazi-Organisati­on SS getötet wurden, waren Juden. Im KZ Mittelbau-Dora bei Nordhausen wurden rund 60.000 Häftlinge dazu gezwungen, in unterirdis­chen Stollen Raketen zu bauen. Mindestens 20.000 kamen dort zu Tode.

kle/rb (kna, epd, dpa)

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Bundespräs­ident Steinmeier warnt in Weimar vor einem Vergessen-Wollen der "Barbarei"
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Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow spricht ebenfalls in Weimar

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