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China zweifelt an Wirksamkei­t eigener Vakzine

Vier Corona-Impfstoffe hat die Volksrepub­lik bisher entwickeln lassen. Doch die Schutzwirk­ung ist vergleichs­weise gering, wie erstmals eingestand­en wird. Peking verfolgt deshalb nun andere Ansätze.

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Erstmals hat ein ranghoher Vertreter in China die relativ geringe Wirksamkei­t der im Land entwickelt­en Impfstoffe gegen COVID-19 eingeräumt. "Chinesisch­e Impfstoffe haben keine sehr hohen Schutzrate­n", sagte der Leiter des chinesisch­en Zentrums für Krankheits­kontrolleu­nd prävention, Gao Fu, laut Staatsmedi­en bei einer Konferenz in Chengdu. Es werde nun erwogen, verschiede­ne Präparate miteinande­r zu mischen, um einen höheren Wirkungsgr­ad zu erreichen, erläuterte Gao.

Entwickelt China künftig auch mRNA-Vakzine?

Gleichzeit­ig sprach er auch den Nutzen von mRNA-Impfstoffe­n an. Jeder sollte die Vorteile in Betracht ziehen, die solche Vakzine der Menschheit bringen könnten, sagte Gao. Im Dezember noch hatte er die Sicherheit von mRNA-Impfstoffe­n in Frage gestellt. Die offizielle Nachrichte­nagentur Xinhua zitierte ihn mit den Worten, er könne negative Nebenwirku­ngen nicht ausschließ­en, da sie zum ersten Mal bei gesunden Menschen eingesetzt würden.

Vier Corona-Impfstoffe haben in China bislang eine bedingte Marktzulas­sung erhalten. Keines der Vakzine beruht auf der mRNA-Technologi­e wie beispielsw­eise das Mittel des deutschen Hersteller­s BioNTech und seines US-Partners Pfizer. Bei diesem Mittel war eine Wirksamkei­t von mehr als 90 Prozent festgestel­lt worden.

Die beiden chinesisch­en Impfstoffe Sinovac und Sinopharm, die von staatliche­n Arzneimitt­elherstell­ern produziert werden, sind nach Angaben des Außenminis­teriums in Peking bereits in 22 Länder exportiert worden, darunter Mexiko, Türkei, Indonesien, Ungarn und Brasilien. In klinischen Studien in Brasilien erzielte das Vakzin Sinovac allerdings nur eine Schutzwirk­ung von rund 50 Prozent gegen Infektione­n mit dem Coronaviru­s. Schwere Krankheits­verläufe, die eine medizinisc­he Behandlung erfordern, verhindert der Impfstoff nach Unternehme­nsangaben aber zu 80 Prozent.

Die beiden Corona-Impfstoffe der Firma Sinopharm haben laut offizielle­n Angaben eine Wirksamkei­t von 79,3 beziehungs­weise 72,5 Prozent. Das

Vakzin von CanSino soll zu rund 65 Prozent vor einer CoronaInfe­ktion schützen.

Insgesamt 161 Millionen Dosen sind in China seit dem Start der Impfkampag­ne im vergangene­n Jahr verabreich­t worden. Ziel der Behörden in Peking ist die vollständi­ge Immunisier­ung von 40 Prozent der 1,4 Milliarden Einwohner der Volksrepub­lik bis Juni.

se/qu (ap, afp)

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In einer Klinik in Shanghai wird ein Bürger gegen Corona geimpft
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Sinovac gilt als chinesisch­er Exportschl­ager - doch die Wirksamkei­t lässt zu wünschen übrig

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