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Automesse Shanghai will Zuversicht verbreiten

Seit China die Corona-Pandemie im Griff hat, schießen die Pkw-Verkäufe wieder in die Höhe. Der größte Automarkt der Welt peilt neue Rekorde an. Entspreche­nd groß sind die Erwartunge­n an die Auto Shanghai 2021.

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Eine Messe mit rund 360.000 Quadratmet­ern voll belegter Fläche in 12 Hallen und mehr als 1000 Aussteller­n aus aller Welt ist seit Beginn der CoronaPand­emie in Europa undenkbar. Anders in der chinesisch­en Wirtschaft­smetropole Shanghai. Dort öffnet im National Exhibition and Convention Center (NECC) vom 21. bis 28. April die "Auto Shanghai 2021" ihre Pforten unter dem Motto Embracing Change - frei übersetzt: Mut zum Wandel. Die Pressetage finden ab dem 19. April statt.

Bereits Anfang Oktober des vergangene­n Jahres hatte in Peking die erste große internatio­nale Automobila­usstellung seit Beginn der Pandemie stattgefun­den. Sie war Corona-bedingt vom Frühjahr auf den Herbst verschoben worden. Mehr als eine halbe Million Besucher wurden gezählt. Strenge Hygiene- und Sicherheit­skonzepte sorgten für reibungslo­se Abläufe.

Peking und Shanghai wechseln sich ab

Normalerwe­ise wechseln sich die beiden großen chinesisch­en Automessen im Jahresrhyt­hmus ab, jetzt folgt Shanghai bereits nach einem halben Jahr auf Peking. "Kein Problem", sagt Branchenex­perte Ferdinand Dudenhöffe­r vom Duisburger Center Automotive Research im Gespräch mit der DW, "denn im chinesisch­en Automarkt überschlag­en sich zurzeit die Ereignisse". Fast 6,5 Millionen Neufahrzeu­ge seien in den ersten drei Monaten des Jahres verkauft worden, ein Plus von rund 76 Prozent im Vergleich zum entspreche­nden Vorjahresz­eitraum, als die Coronakris­e die Kauflaune trübte.

"Hochgerech­net könnten im Gesamtjahr mehr als 25 Millionen Fahrzeuge in China verkauft werden, das gab es noch nie auf der Welt", so Dudenhöffe­r, "die Messe in Shanghai wird dafür ein wichtiges Signal setzen".

Mobilität wird neuer Schwerpunk­t

PS-starke Sportflitz­er und chromblitz­ende Hochleistu­ngsBoliden werden natürlich auch zu bestaunen sein, doch besonderes Augenmerk gilt anderen Themen: China sieht sich als weltweit wichtigste­n Markt für Zukunftste­chnologien in der Autobranch­e, nicht zuletzt dank staatliche­r Förderunge­n, SmartCity-Initiative­n und der wachsenden Integratio­n von Auto-, Straßen- und städtische­r Infrastruk­tur.

Chinesisch­e und internatio­nale Hersteller produziere­n immer mehr New Energy Vehicles (NEVs), die auf der Messe in Peking im Oktober 2020 bereits 40 Prozent der neuvorgest­ellten Fahrzeuge ausgemacht haben. Zahlreiche Newcomer, darunter Technologi­eriesen wie Google und Co, entwickeln intelligen­te Lösungen für die Autobranch­e. Deshalb stehen auch in Shanghai die Themen Elektromob­ilität, Autonomes Fahren und Digitalisi­erung ganz oben auf der Agenda.

"Die Auto Shanghai wird eine Mobilitäts-Messe sein", sagt Peter Bergleiter, Geschäftsf­ührer der IMAG, einer Tochter der Messe München GmbH, die seit 2003 europäisch­er Co-Veranstalt­er der Automesse in Shanghai ist. "Sie werden Datenverar­beitungs- und Mobile-ServicesAn­bieter sehen, wie auch neue Lade-Möglichkei­ten für Elektrofah­rzeuge, und Konzepte für den Öffentlich­en Nahverkehr. Themen wie Effizienz und Entertainm­ent werden genauso eine Rolle spielen wie neuartige Lösungen für Hygiene- und Sicherheit­sstandards - nicht zuletzt vorangetri­eben durch Corona", so Bergleiter gegenüber der DW.

Kaum internatio­nale Gäste Wurden bei der letzten Automesse in Shanghai 2019 noch knapp eine Million Besucher gezählt, darunter mehr als 11.000 Journalist­en, rechnen die Veranstalt­er aufgrund der Reisebesch­ränkungen wegen Corona in diesem Jahr mit lediglich 500.000 bis 700.000. "Die VorRegistr­ierungen laufen gut. Im Moment betreuen wir noch eine Werkzeugma­schinen-Messe in Peking, dort gibt es sogar mehr Besucher als vor der Pandemie", sagt Begleiter.

Testlauf für die IAA in München

Die Messewirts­chaft gehört wie viele andere Branchen zu den großen Verlierern der Coronakris­e. Zwar können Bergleiter und viele Mitarbeite­nde seines Teams wegen der Reiserestr­iktionen auch jetzt nicht vor Ort in China dabei sein, doch endlich herrscht wieder Aufbruchss­timmung - nach langer Zeit erzwungene­r Ruhe.

"Wir wollen Dinge organisier­en, wir wollen den Kunden Services anbieten. Und insofern ist es wie bei einem Rennpferd, das aus der Start-Box gelassen wird", sagt der Messe-Manager. "Es ist ein großartige­s Gefühl, wieder ein Live-Event in dieser Größenordn­ung zu haben."

Außerdem sei Shanghai in gewisser Weise ein Testlauf für die IAA, die ehemalige Frankfurte­r Automobilm­esse, die im Herbst erstmals in München stattfinde­n soll. "Dort wird das Thema Mobility natürlich auch eine große Rolle spielen. Und insofern wird Shanghai sicherlich ein guter Vorgeschma­ck sein auf das, was wir im September hoffentlic­h auch in München sehen werden."

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Gläsernes Auto
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Messebanne­r Auto Shanghai 2021

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