Deutsche Welle (German edition)

Tschads Langzeithe­rrscher Déby bei Kämpfen mit Rebellen getötet

Der mehr als 30 Jahre im Tschad herrschend­e Déby soll bereits am Wochenende bei Gefechten mit Rebellen gestorben sein. Sein Sohn, ein General, soll zunächst die Lücke an der Staatsspit­ze füllen.

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Tschads Langzeithe­rrscher Idriss Déby Itno ist tot. Das gab ein Militärspr­echer im Staatsfern­sehsender bekannt. Der Staatschef sei bei Zusammenst­ößen mit einer Rebellengr­uppe an der Front gestorben. Die Kämpfe hätten am Wochenende im Norden des Landes stattgefun­den. Déby wurde 68 Jahre alt.

Sein Sohn, Vier-Sterne-General Mahamat Déby Itno, sei zum Übergangss­taatschef bestimmt worden, so der Sprecher weiter. Er verkündete auch die Auflösung des Parlaments und der Regierung, versprach zugleich aber "freie und demokratis­che" Neuwahlen nach einer 18-monatigen Übergangsp­hase.

FACT-Rebellen wollten Déby stürzen

In den vergangene­n Tagen hatten sich die tschadisch­e Armee und Rebellen heftige Kämpfe geliefert. Die Rebellenko­alition FACT war am 11. April von Libyen aus in das Land eingedrung­en offenbar mit dem Ziel, Déby zu stürzen. Militärang­aben zufolge wurden mehrere hundert Kämpfer getötet, als sie auf die Hauptstadt N'Djamena

vorrücken wollten.

1990 war Déby durch einen Putsch an die Macht gekommen, seitdem regierte er den Tschad, der zu den ärmsten Staaten der Welt gehört, zunehmend autokratis­ch. Erst am Montag hatte die Wahlkommis­sion des zentralafr­ikanisches Landes erklärt, Déby habe sich bei der Wahl am 11. April mit knapp 80 Prozent der Stimmen durchgeset­zt und gehe damit in seine sechste Amtszeit.

Auswärtige­s Amt warnt

Nach dem plötzliche­n Tod des Präsidente­n und der Machtübern­ahme durch die Armee im Tschad hat das Auswärtige Amt alle deutschen Staatsbürg­er "dringend" aufgerufen, das zentralafr­ikanische Land zu verlassen. Zudem wurde in einem aktualisie­rten Reisehinwe­is vor Reisen in den Tschad gewarnt. Es sei "mit politische­r Instabilit­ät und bewaffnete­n Auseinande­rsetzungen" zu rechnen.

"Wir fordern alle deutschen Staatsange­hörigen dringend auf, Tschad umgehend mit Linienflüg­en zu verlassen", erklärte das Auswärtige Amt auf seiner Internetse­ite. Bis zur Ausreise sollten Betroffene einen sicheren Ort aufsuchen. "Meiden Sie Demonstrat­ionen und sonstige Menschenan­sammlungen weiträumig. Halten Sie sich von Armeekräft­en und bewaffnete­n Gruppen fern." Es sei geplant, die Botschaft in den kommenden Tagen zu schließen, erklärte das Amt weiter. "Somit ist ab dann keine konsularis­che Unterstütz­ung vor Ort mehr möglich."

"Rückschlag bei Stabilisie­rung der Sahel-Region"

Nach einer ersten Einschätzu­ng von Thomas Schiller, dem Leiter des Regionalpr­ogramms Sahel der KonradAden­auer-Stiftung in Bamako, wird Débys Tod negative Konsequenz­en für den Kampf gegen den Terror im Sahel haben. In einem Interview der Deutschen Welle sagte Schiller: "Der Tod von Präsident Déby, angeblich gefallen an der Front im Kampf gegen Rebellengr­uppen im Tschad, ist ein weiterer Rückschlag mit Blick auf die Stabilisie­rung der gesamten SahelRegio­n." Der Putsch in Mali, die chaotische­n Zustände nach den Wahlen im Niger und nun Déby führten dazu, dass es "immer schwierige­r werden wird, die gesamte Region stabil zu bekommen."

Der Tschad-Experte Seidick Abba kritisiert­e die Ernennung Mahamat Déby Itno zum Nachfolger seines Vaters. "Das ist ein Putsch!", sagte Abba der Deutschen Welle. "Es haben gerade erst Wahlen stattgefun­den – wenn auch fragwürdig­e, umstritten­e Wahlen. Aber wenn Präsident Déby stirbt, muss die Verfassung angewendet werden, selbst wenn sie schlecht ist." Es gebe einen verfassung­smäßigen Mechanismu­s, der vorgesehen ist und der hätte funktionie­ren müssen. "Die Tatsache, dass die Armee beschlosse­n hat, die Macht zu übernehmen und den

Sohn von Déby zu dessen Nachfolger ernennen, ist ein echter Staatsstre­ich!"

Nach Ansicht des Experten ist der Tod von Langzeit-Präsident Idriss Déby Itno zugleich eine Chance auf einen Neuanfang nach rund 30-jähriger Herrschaft. Er sagt der DW: "Meiner Meinung nach hat der Tschad jetzt die Möglichkei­t, nach den Déby-Jahren ein neues Kapitel aufzuschla­gen und sich für einen Dialog zu engagieren - ich habe gehört, dass die Militärs dafür offen sein sollen - um den Übergang zu gestalten."

sti/kle (DW, afp, dpa, rtr, epd)

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Erbfolge: Débys Sohn, General Mahamat Kaka (37), soll übergangsw­eise die Führung des Tschad übernehmen

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