Deutsche Welle (German edition)

Corona hat den Konsum abgewürgt

2020 hat jeder Deutsche im Schnitt rund 1250 Euro weniger für Konsum ausgegeben. Zwar hat das zu einem beträchtli­chen Konsumstau geführt, ob dieser aber konjunktur­fördernd abgebaut werden kann, ist nicht ausgemacht.

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Der Rückgang im Vergleich zu 2019 belaufe sich auf insgesamt 104 Milliarden Euro oder mehr, berichtet die Rheinische Postaus Düsseldorf. Die Zeitung beruft sich auf eine Untersuchu­ng des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

Demnach geht der Rückgang zum Teil auf verringert­e Einkommen während der Coronaviru­s-Pandemie und teilweise auf eine höhere Ersparnis zurück. Vor allem für Kleidung und Schuhe sei deutlich weniger ausgegeben worden. Der so entstanden­e Konsumverl­ust summiere sich auf mindestens 104 Milliarden Euro.

Das Institut beruft sich auf Daten aus dem IWVerbrauc­hervertrau­ensindex, den die Forscher quartalswe­ise mit dem internatio­nalen Think

Tank "The Conference Board" ermitteln. Der Minderkons­um verteile sich dabei teilweise auf die verringert­en Einkommen und teilweise auf eine höhere Ersparnis.

Die führenden Wirtschaft­sforschung­sinstitute hatten in der vergangene­n Woche erklärt, die Konsumente­n hätten Kaufkraft von insgesamt rund 200 Milliarden Euro aufgestaut. Würden sie dieses Geld im Falle des Endes der Corona-Krise in den Konsum stecken, könne der für den Sommer erwartete Aufschwung noch deutlich kräftiger ausfallen als erwartet.

Das arbeitgebe­rnahe IW dämpft laut Rheinische­r Post nun diese Erwartunge­n. Trotz der angestaute­n Kaufkraft hielten sich die Bürger in Umfragen zur Konsumente­nlaune derzeit weiter zurück. Die Einschätzu­ng der Befragten, ob gerade eine gute Kaufgelege­nheit sei, rutschte im ersten Quartal 2021 demnach wieder in den negativen Index-Bereich. 43 Prozent wollten ihr überschüss­iges Einkommen sparen, normalerwe­ise seien es unter 30 Prozent.

Besonders wenig hätten die Bundesbürg­er 2020 kurzlebige

Artikel gekauft, betonen die Autoren der Studie. Der Kauf langlebige­r Konsumgüte­r wie Autos oder Möbel sei im Zuge des ersten Lockdowns zwar auch zurückgega­ngen, die Nachfrage habe aber im zweiten Halbjahr 2020 um fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugelegt - was der Studie zufolge auch an der vorrüberge­henden Mehrwertst­euersenkun­g gelegen haben dürfte.

Der Einbruch bei Dienstleis­tungen sei um ein Vielfaches höher gewesen. Im gesamten Jahr 2020 habe sich der Rückgang auf 78 Milliarden Euro summiert. Das seien mehr als zwei Prozent des deutschen Bruttoinla­ndsprodukt­s. "Die staatlich verordnete Schließung von körpernahe­n Dienstleis­tungen, Gastronomi­ebetrieben, Hotels, Freizeit- und Veranstalt­ungseinric­htungen haben viele Konsumwüns­che unmöglich gemacht", sagte IWWissensc­haftler Hubertus Bardt.

dk/iw (dpa, afp, rtr)

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