Deutsche Welle (German edition)

Ausgehöhlt­e Rechtsstaa­tlichkeit: Der Fall Julian Assange

Justizskan­dal, Folter, politische Verfolgung - UN-Folterexpe­rte Nils Melzer erhebt in seinem neuen Buch schwere Vorwürfe – untermauer­t mit den Ergebnisse­n einer zweijährig­en Untersuchu­ng.

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Ein Journalist bringt über eine neue Plattform die schmutzige­n Geheimniss­e mächtiger Regierunge­n an die Öffentlich­keit: Kriegsverb­rechen, Korruption, Folter. Doch nicht die Kriegsverb­recher und Folterer werden verfolgt, sondern der Überbringe­r der schlechten Nachricht: Systematis­ch wird sein Ruf zerstört, seine Freiheit geraubt, er wird psychisch gefoltert. Das Ganze geschieht nicht in einer Militärdik­tatur oder in einem einschlägi­g bekannten Ein-Parteien-Staat. Dieses Drama schwerster Justizwill­kür vollzieht sich in westlichen Demokratie­n, die sich sonst gerne als Vorzeigest­aaten in Menschenre­chtsfragen präsentier­en.

Das ist die Geschichte des WikiLeaks-Gründers Julian Assange - so wie sie Nils Melzer erzählt, der UN-Sonderberi­chterstatt­er für Folter. Es ist eine verstörend­e, eine unbequeme Geschichte. Eine, die man am liebsten wegwischen würde. Weil sie starke Zweifel weckt an der

Stärke des Rechts gegenüber mächtigen Interessen, die es beugen und missbrauch­en. Zwei Jahre lang hat der Schweizer Völkerrech­tsprofesso­r eine Fülle an Beweisen für seine Thesen zusammenge­tragen. Auf über 300 Seiten hat er sie jetzt in einem Buch aufbereite­t.

Iraner - wo auch immer sie heute leben - verankert und führt zu solchen Versammlun­gen, sobald sich Möglichkei­ten für Diskussion­en über neue Wege ergeben."

Vertreter der Führung springen auf den Zug auf

Die Begeisteru­ng für Clubhouse ist auch den Funktionär­en und Anhängern der Islamische­n Republik nicht entgangen. Sie haben sich sehr schnell darauf eingestell­t und bieten nun selbst täglich zahlreiche Diskussion­sräume an und nehmen an anderen Diskussion­en auf Clubhouse teil. Der Soziologe Bozorgian, der im Pariser Exil als Lehrer arbeitet, sieht das positiv. "Je erfolgreic­her sie sich im Austausch und in der Einflussna­hme auf die User sehen, desto weniger versuchen sie, den Zugang zu dieser Plattform erschweren. Ein gutes Beispiel dafür ist der Kurznachri­chtendiens­t Twitter, wo fast alle iranischen Politiker einen Account haben und aktiv sind. Das legitimier­t die Meinungsäu­ßerungen anderer Iraner auf Twitter bis zu einem gewissen Grad."

Tatsächlic­h finden viele politische Diskussion­en im Iran auf Twitter statt, obwohl der

Kurznachri­chtendiens­t offiziell gesperrt ist. Hardliner und Konservati­ve treffen dort auf Moderate, Journalist­en auf Politiker. Diskutiert wird zum Beispiel über die bevorstehe­nden Präsidents­chaftswahl­en im Juli und potentiell­e Kandidaten. "Gewaltiges Potential"

Laut offizielle­n Statistike­n ist mehr als die Hälfte der 82 Millionen Iraner online. Der Zugang zu vielen populären Webseiten wie Facebook und eben auch Twitter ist zwar gesperrt. Viele Iraner umgehen die Zensur jedoch mit VPN-Zugängen. Wie viele von ihnen jetzt Clubhouse nutzen, ist nicht bekannt. Clubhouse habe aber ein gewaltiges Potential, glaubt die Frauenrech­tlerin Asieh Amini. So wie viele andere Aktivisten lebt Amini wegen Repressali­en im Exil. Von Norwegen aus hatte sie vergangene Woche eine Diskussion über "Rache und Gerechtigk­eit" mit der Anwältin und Friedensno­belpreistr­ägerin Shirin Ebadi aus England und der Menschenre­chtlerin Narges Mohammadi im Iran auf Clubhouse organisier­t.

"Es gibt keine Grenze mehr zwischen uns", erzählt sie begeistert und fügt hinzu: "Diese Art von Austausch in größeren Runden ist einmalig. Ungefähr vier Stunden lang haben mehrere tausend Iraner, unter ihnen bekannte Dissidente­n, Journalist­en ausländisc­her Medien, Aktivisten und einfache Bürger aus der ganzen Welt, über die Wege und Möglichkei­ten diskutiert, wie man Verbrecher zur Rechenscha­ft ziehen kann. Bei der Diskussion haben sich auch Menschen zu Wort gemeldet, die wir sonst nicht so leicht erreichen können. Zum Beispiel Eltern getöteter Demonstran­ten im Iran. Wir können direkt kommunizie­ren und Vertrauen aufbauen."

über die Zukunft des westlichen Balkans treffen muss". Er befürchtet, dass das jetzige Tempo zu langsam sei. "In diesem Fall wird auf dem westlichen Balkan alles passieren, vielleicht sogar unter Anwendung von Gewalt, und wir werden wieder Blutvergie­ßen erleben."

Die US-Botschaft in Sarajevo reagierte auf die Pläne im Papier mit einer klaren Aussage, in der sie sich zum Friedensve­rtrag von Dayton bekennt und jede neue Grenzziehu­ng ablehnt: "Bosnien-Herzegowin­a ist ein demokratis­cher, multiethni­scher, souveräner und unabhängig­er Staat mit unbestreit­barer territoria­ler Integrität." Auch die Position der EU in Bezug auf den westlichen Balkan und die Grenzen scheint sehr klar: "Es gibt nichts, was sich ändern muss", sagte ein Sprecher der EU-Kommission.

Trotzdem sind solche "Silent Procedures", wie es das "NonPap er" n ennt, b esorg ni - serregende Nachrichte­n - besonders vor dem EU-Außenund Europamini­stertreffe­n mit dem Tagesordnu­ngspunkt Westbalkan am 19. April und auch vor dem Brdo-Brijuni-Gipfel in Kranj, der in etwa zwei Monaten stattfinde­n soll.

Der Brdo-Brijuni-Prozess ist eine gemeinsame slowenisch­kroatische Initiative, die Pahor 2010 als damaliger Premiermin­ister ins Leben gerufen hat, um das gegenseiti­ge Vertrauen und die Unterstütz­ung auf dem europäisch­en Weg der westlichen Balkanländ­er zu stärken. Dieses Jahr ist der französisc­he

Präsident Emmanuel Macron Gast auf dem Brdo-Brijuni-Gipfel. Aber mit solchen "NonPapers", die Kroatien und Slowenien in die Welt setzen, kann von Vertrauen und Unterstütz­ung nicht die Rede sein.

Es ist nicht klar, warum Slowenien, das bald die EUPräsiden­tschaft übernimmt, das "Non- Paper" Kroatiens mit unterzeich­net hat. Aber es ist klar, dass die Ideen der 1980er Jahre, die damals Slobodan Milošević und Franjo Tuđman in die Welt gesetzt haben, heute noch sehr lebendig sind.

Die EU muss sich endlich gegen nationalis­tische und faschistis­che Bestrebung­en, auch in den eigenen Reihen, positionie­ren und dem Westbalkan und insbesonde­re Bosnien- Herzegowin­a mit einer klaren, transparen­ten und fokussiert­en Politik gegenübert­reten. Auch wegen der nationalis­tischen Entwicklun­gen innerhalb der EU ist dieses äußerst wichtig.

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