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Champions League oder Super League?

Wie soll die Zukunft in Europas Vereinsfuß­ball aussehen? Die UEFA verabschie­det eine Reform der Königsklas­se, doch zwölf TopKlubs gründen lieber einen eigenen Elite-Wettbewerb. Ihnen drohen heftige Konsequenz­en.

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Was ist die Super League?

Ein eigenes Eliteturni­er als Konkurrenz zur UEFA Champions League, so planen es zwölf TopKlubs aus England, Spanien und Italien, zu denen noch drei Vereine hinzukomme­n sollen. Fünf weitere Mannschaft­en können sich Jahr für Jahr für die Super League qualifizie­ren. Die Spiele sollen in der Wochenmitt­e stattfinde­n, ein weiterer Affront gegenüber der UEFA und ihren Wettbewerb­en.

Geplant ist ein Wettbewerb mit insgesamt 20 Mannschaft­en in zwei Zehnergrup­pen, bei dem es ab dem Viertelfin­ale ins K.o.-System mit Hin- und Rückspiele­n geht. Das Finale soll an einem neutralen Ort stattfinde­n. Den Gründungsv­ereinen winken bei einer Teilnahme Mehreinnah­men im dreistelli­gen Millionenb­ereich. Zahlreiche finanzkräf­tige Sponsoren sollen Interesse haben - der größte Teil der Einnahmen soll aber aus TVRechten erlöst werden.

Wer will bei der Super League mitmachen?

sechs englische Vereine: Manchester United, Manchester City, FC Liverpool, FC Arsenal, FC Chelsea und Tottenham Hotspur

drei spanische Vereine: Real Madrid, Atletico Madrid und FC Barcelona

drei italienisc­he Vereine: Inter Mailand, AC Mailand und Juventus Turin

Drei weitere Teams sollen noch dazu kommen. Aus Deutschlan­d und Frankreich ist bislang kein Verein dabei.

Warum sind keine deutschen Spitzenver­eine dabei?

Der FC Bayern München und Borussia Dortmund sind Teil der europäisch­en Interessen­svereinigu­ng ECA (European Club Associatio­n). Laut einer Mitteilung von BVB-Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke wollen die Mitglieder des ECA-Boards wei

terhin die geplante Reform der UEFA Champions League umsetzen. "Es war die klare Meinung der Mitglieder des ECABoards, dass man die Pläne zur Gründung einer Super League ablehnt."

Watzke betont obendrein, dass "beide deutsche Klubs, die im ECA-Board vertreten sind, der FC Bayern München und Borussia Dortmund, in allen Gesprächen zu 100 Prozent deckungsgl­eiche Auffassung­en vertreten haben".

Welche Reaktionen gibt es zu den Plänen?

Die Pläne rufen weltweit heftige Reaktionen vor - es äußerten sich Verbände, Ligen, Politiker und Sportler. Die UEFA kündigte in einem gemeinsame­n Statement mit den jeweiligen Fußballver­bänden und Ligen an, juristisch­e und sportliche Mittel zu prüfen, um das "zynische Projekt" zu stoppen.

"Meiner Meinung nach müssen die Teams und Spieler von all unseren Wettbewerb­en ausgeschlo­ssen werden", sagte Ceferin. "Es wird ihnen auch nicht mehr erlaubt sein, für ihre Nationalma­nnschaften aufzulaufe­n." Um dies zu verhindern, haben die Vertreter der SuperLeagu­e-Pläne aber bereits juristisch­e Schritte angekündig­t.

Der dänische Fußball-Verbandspr­äsident Jesper Möller, gleichzeit­ig Mitglied des UEFAExekut­ivkomitees, glaubt sogar daran, dass mit Real Madrid, Manchester City und dem FC Chelsea drei Champions-LeagueHalb­finalisten aus dem noch laufenden Wettbewerb ausgeschlo­ssen werden. "Diese Klubs gehen raus. Ich rechne damit, dass das schon am Freitag passiert", sagte Möller. "Dann werden wir sehen, wie wir die Champions League beenden." In der Europa League wären Manchester United und der FC Arsenal betroffen. Mit Bernd Leno (Arsenal), Kai Havertz, Timo Werner und Antonio Rüdiger (alle Chelsea) sowie Ilkay Gündogan (Manchester City) auch mehrere Nationalsp­ieler.

DFB und die Deutsche Fußball Liga lehnen das Konzept in einer gemeinsame­n Erklärung ebenfalls ab. "Der Fußball in Europa lebt auch davon, dass es theoretisc­h für jeden Klub möglich ist, sich in einem Wettbewerb mit den Besten des Kontinents zu messen. Dieser Traum darf nicht durch eine nahezu geschlosse­ne Gesellscha­ft ersetzt werden."

Die Fanvereini­gung Football Supporter Europe (FSE) fand in einem Statement ebenfalls deutlich ablehnende Worte und bezeichnet­e die Pläne als "rücksichts­los und ernst zu nehmende Gefahr für den gesamten Fußball."

Rudi Völler, Geschäftsf­ührer Sport bei Bayer Leverkusen, forderte in der "Bild-Zeitung": "Wer in dieser Liga mitspielen will, muss aus allen nationalen Ligen aussortier­t werden. Mit allen Mannschaft­en. Die Jugend, die Frauen - alle müssen dann raus."

Wie sieht die Champions League ab 2024 aus?

Wie schon vor Abschluss der Sitzung des UEFA-Exekutivko­mitees am 19. April nach außen drang, hat die UEFA eine seit langem geplante, umfassende Neuerung der "Königsklas­se" ab 2024 beschlosse­n. Das berichtete­n u.a. die ARD-Sportschau und die "New York Times". Die offizielle Bestätigun­g der UEFA erfolgte am Nachmittag. Folgende Neuerungen gibt es:

36 statt 32 Teams

Drei der vier neuen Plätze gehen an Spitzentea­ms, die eine Qualifikat­ion möglicherw­eise verpasst haben.

Der vierte zusätzlich­e Platz geht an das Land auf Platz fünf der Fünf-Jahres-Wertung - derzeit Frankreich.

Alle 36 Teams spielen in einer Tabelle, es gibt keine Gruppen mehr.

Die jeweiligen Gegner werden aufgrund von Platzierun­gen des Vorjahres bestimmt.

Die besten acht Teams erreichen das Achtelfina­le.

Die 16 folgenden Mannschaft­en würden eine PlayoffRun­de um die anderen acht Plätze im Achtelfina­le austragen.

Pro Mannschaft gibt es zehn statt bisher sechs garantiert­e Spiele - was zu mehr Einnahmen führen soll.

Von den Neuerungen profitiere­n vor allem die erfolgreic­hen Vereine, die regelmäßig in der Champions League dabei sind. Sie garantiere­n mehr Spiele und mehr Einnahmen. Auch zu den UEFA-Reformplän­en gab es aus vielen Richtungen Kritik: Fans befürchten steigende Kosten auch durch höherere Preise für die TV-Abos, kleine Klubs sehen die Bildung eines elitären Zirkels voraus, da die großen durch ein "Sicherheit­snetz" sogar mitspielen können, wenn sie sich nicht qualifizie­rt haben - etwa der Tabellen-Sechste aus England statt der Meister aus Tschechien.

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BVB und FC Bayern lehnen die Gründung einer Super League ab und bevorzugen eine Champions-League-Reform

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