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St. George's Chapel - ein würdiges Grab für Prinz Philip

Fast alle Trauerfeie­rn der britischen Königsfami­lie werden in St. George's abgehalten. Ein historisch­er Ort, an dem jetzt auch Prinz Philip ruht.

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72 Meter lang ist die St. George's Chapel von Schloss Windsor. Der Name "chapel" - auf Deutsch "Kapelle" - ist da etwas irreführen­d, wirkt das Ganze doch eher wie eine Kathedrale. Prinz Philip hat hier seine letzte Ruhestätte gefunden. Schloss Windsor ist der offizielle Wohnsitz von Queen Elizabeth II. und war es auch von Prinz Philip.

Die St. George's Chapel ist traditione­ll die Hochzeits-, Taufund Trauerkirc­he der Windsors. Harry und Meghan haben dort geheiratet und auch ihr Sohn, Archie Harrison Mountbatte­nWindsor, der Urenkel von Prinz Philip, wurde in der Kapelle getauft. Zahlreiche Mitglieder der königliche­n Familie liegen dort begraben, wie etwa Heinrich VIII.

Style" mit seiner strengen horizontal­en und vertikalen Linienführ­ung war typisch für englische Kathedrale­n in jener Zeit. Im 19. Jahrhunder­t gab es immer wieder umfassende Renovierun­gsarbeiten, dabei wurde die königliche Gruft errichtet.

Im Inneren der Kirche fällt besonders das prächtig geschnitzt­e Chorgestüh­l aus Eiche für die Ritter des sogenannte­n Hosenbando­rdens auf. Über ihren Sitzplätze­n hängen die Banner der aktuellen Mitglieder, sowie die Wappenschi­lde von über 700 früheren Mitglieder­n des Ordens. "Es ist eine unglaublic­h schöne Kirche, aber sie hat durch die mittelalte­rliche Anmutung auch etwas Beklemmend­es", findet Adelsexper­tin Julia Melchior, die sich in der Historie der englischen Königsfami­lie auskennt. "Diese schweren Steine und diese Holzvertäf­elung, das atmet regelrecht die Geschichte der Monarchie", sagt sie im Gespräch mit der DW.

Die St. George's Chapel diente den Rittern des Hosenbando­rdens für ihre Zeremonien. Dabei geht der Name der Kapelle auf den militärisc­hen und nationalen Schutzheil­igen Georg zurück. Seit 1833 werden die Ritter "Military Knights of Windsor" genannt. Auch Prinz Philip war Mitglied des Ordens. "Es ist der angesehens­te Orden des Königreich­es und einer der angesehens­ten Orden Europas", so Julia Melchior. Die Queen ist die Großmeiste­rin und bindet Ritter an sich, die meist Mitglieder anderer Königshäus­er sind. "Es ist schon ein Privileg, von der Queen berufen und in diesen Orden aufgenomme­n zu werden." Der Orden tagt einmal im Jahr im Altarraum von St. George's. Genau dort wurde der Sarg von Prinz Philip bei der Trauerfeie­r aufgebahrt. Seine Ordensband­kette lag ebenso auf dem Altar wie alle seine militärisc­hen Orden und Auszeichnu­ngen.

Trotz ihrer 800 Plätze ist die Kapelle eher für den kleinen, intimeren Rahmen gedacht. "Es ist privater dort, denn die Schaulusti­gen können nicht ganz auf Tuchfühlun­g", meint Julia Melchior. "Man kann nicht bis vor die Kirche gehen, denn drum herum sind ja die Schlossmau­ern." Anders ist das in Westminste­r Abbey - mitten in London. Dort käme man aus der Kirche und es stünden gleich Tausende von Menschen vor der Tür. Die Hochzeiten sowie die Trauerfeie­rn der Monarchen und ihrer direkten Thronfolge­r finden fast immer in Westminste­r Abbey statt.

So haben sich auch Prinz William und Herzogin Kate dort am 29. April 2011 vor 1900 Gästen ihr Ja-Wort gegeben. Harry und Meghan hingegen haben ihre Hochzeit in der St. George's Chapel mit 600 Gästen zelebriert. Während die Hochzeit von Harrys Eltern, Prinz Charles und Diana, ein regelrecht­es Staatserei­gnis war, heiratete Charles nach Dianas Tod Camilla ParkerBowl­es, ohne viel Aufsehen zu erregen, ebenfalls in der Windsor-Kapelle.

Fast alle Trauerfeie­rn für Angehörige der Königsfami­lie wurden in der St. George's Chapel abgehalten. Auch wenn um Elizabeth Bowes-Lyon, im Volksmund "Queen Mum" genannt, öffentlich in London getrauert wurde, gab es im Familienkr­eis in der Windsor-Kapelle eine weitere Trauerfeie­r. Prinzessin Diana kam als geschieden­er Frau von Prinz Charles diese Ehre allerdings nicht zuteil. Die Trauerfeie­r für die Königin der Herzen fand in Westminste­r Abbey statt.

Viele Mitglieder der Königsfami­lie sind auf dem Privatfrie­dhof in Frogmore begraben. Es ist ein Anwesen auf dem Gelände von Schloss Windsor, benannt nach den quakenden Fröschen, die in der sumpfigen Gegend leben. Hochrangig­e Familienmi­tglieder wie George VI., Queen Mum und Margaret, die Schwester der Queen, wurden dagegen in der St. George's Chapel beerdigt.

Bei der Trauerzere­monie für Prinz Philip konnten die Ritter des Hosenbando­rdens nicht wie üblich ihre Sitze im Chorgestüh­l einnehmen. Wegen der Corona-Pandemie waren nur 30 Familienan­gehörige zur Trauerfeie­r geladen. Der Prinz, der sich immer für Bürgernähe einsetzte, musste auch auf den Trauerzug in London verzichten. "Das wäre gewaltig geworden mit der Beteiligun­g des Militärs", sagt Adelsexper­tin Julia Melchior. Militärisc­he Uniformen wollte die Queen bei der Trauerfeie­r übrigens nicht sehen. Die Familienmi­tglieder kamen nach Anordnung der Queen in schlichtem Schwarz.

 ??  ?? Prinz Philip und Queen Elizabeth II. 2019 am Eingang der Kapelle zur Hochzeit von Gabriella Windsor und Thomas Kingston
Prinz Philip und Queen Elizabeth II. 2019 am Eingang der Kapelle zur Hochzeit von Gabriella Windsor und Thomas Kingston
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Der "Perpendicu­lar Stil" besticht durch gerade Linienführ­ung

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