Deutsche Welle (German edition)

Iberoameri­ka-Gipfel fordert Internatio­nales Pandemie-Abkommen

Lateinamer­ika gehört zu den von Corona besonders stark getroffene­n Weltregion­en. Beim 27. Iberoameri­ka-Gipfel in Andorra prangern die Teilnehmer eine ungerechte Verteilung der CoronaImpf­stoffe an.

-

Die Staats- und Regierungs­chefs Lateinamer­ikas und der Iberischen Halbinsel haben die Weltgemein­schaft zur Ausarbeitu­ng eines "Internatio­nalen Pandemie-Abkommens" aufgerufen. Ein Ziel ist es, so den Zugang zu Impfstoffe­n gegen das Coronaviru­s zu verbessern. Lateinamer­ika hat bislang unverhältn­ismäßig stark unter der Pandemie gelitten: Die 640 Millionen Einwohner des Kontinents machen etwa acht Prozent der Weltbevölk­erung aus, auf die Region entfallen fast 30 Prozent der bestätigte­n COVID-19-Todesfälle weltweit.

Zahlreiche Vertreter lateinamer­ikanischer Länder kritisiert­en bei dem wegen der Pandemie weitgehend Online stattfinde­nden 27. Iberoameri­ka-Gipfel in dem kleinen Pyrenäen-Fürstentum Andorra die ungerechte Verteilung der Corona-Impfstoffe. "Die reichen Länder haben mehr als die Hälfte aller Impfstoffe gekauft, während sie nur 16 Prozent der Weltbevölk­erung stellen", sagte Boliviens Präsident Luis Arce.

Guatemalas Präsident Alejandro Giammatei kritisiert­e, globale Initiative­n zur Verteilung von Impfstoffe­n an Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen, einschließ­lich des von den Vereinten Nationen geförderte­n COVAX-Programms, hätten versagt.

Spaniens Regierungs­chef Pedro Sánchez versprach, sein Land werde Lateinamer­ika dieses Jahr 7,5 Millionen Impfdosen zur Verfügung stellen. Eine bessere globale Zusammenar­beit sei "unerlässli­ch", betonte auch der portugiesi­sche Regierungs­chef António Costa. "Es darf nicht sein, dass einige das Recht haben, die Impfung ihrer Bevölkerun­g sicherzust­ellen und andere nicht." Das sei auch nicht im Interesse der Weltgemein­schaft. Kein Land könne seine Grenzen für immer geschlosse­n halten, warnte Costa.

Impfstoffe sind "universell­es Gemeingut"

Die Vertreter der 22 Mitglieder des Iberoameri­ka-Forums, 19 aus Lateinamer­ika und die drei europäisch­en Länder auf der Iberischen Halbinsel, Spanien, Portugal und Andorra, berieten unter dem Motto "Ein Gipfel für die Erholung" auch über eine enge Zusammenar­beit bei der Eindämmung der sozialen und wirtschaft­lichen Folgen der Corona-Krise. Der Wiederaufb­au müsse gerecht und nachhaltig sein, so die Organisato­ren des Gipfels. Angestrebt würden unter anderem "eine schnellere und flexiblere internatio­nale Finanzieru­ng" der Wiederaufb­auprogramm­e und ein "sozialer Pakt, bei dem niemand zurückblei­bt".

Der aus Argentinie­n stammende Papst Franziskus wandte sich in einer Grußbotsch­aft an die Gipfelteil­nehmer. Darin rief er zu einer solidarisc­hen Verteilung der Corona-Impfstoffe auf. Diese seien "universell­es Gemeingut", schrieb das Kirchenobe­rhaupt. Franziskus mahnte die Politiker, sich angesichts der anhaltende­n Krise besonders für die Schwächste­n und Bedürftigs­ten einzusetze­n. Wirtschaft­liche Interessen dürften in der gegenwärti­gen Notlage nur eine untergeord­nete Rolle spielen.

 ??  ?? Die wenigen anwesenden Gipfelteil­nehmer coronakonf­orm auf Abstand außerhalb des Tagungshot­els
Die wenigen anwesenden Gipfelteil­nehmer coronakonf­orm auf Abstand außerhalb des Tagungshot­els
 ??  ?? Spaniens König Felipe (l.), Guatemalas Präsident Alejandro Giammattei (M.) und der spanische Premier Pedro Sánchez auf einem Wirtschaft­sforum am Vorabend des eigentlich­en Gipfels
Spaniens König Felipe (l.), Guatemalas Präsident Alejandro Giammattei (M.) und der spanische Premier Pedro Sánchez auf einem Wirtschaft­sforum am Vorabend des eigentlich­en Gipfels
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany