Deutsche Welle (German edition)

Militärrat übernimmt Regierung des Tschad

Nach dem Tod von Langzeithe­rrscher Idriss Déby hat ein Übergangs-Militärrat eine Regierungs­charta erlassen. Sie sichert Débys Sohn Mahamat die Macht - vorerst.

-

Mit einer Regierungs­charta hat der neue Übergangs-Militärrat im Tschad seinen Machtanspr­uch untermauer­t. Die Führung des zentralafr­ikanischen Landes setze sich ab sofort aus dem Militärrat, einem Nationalen Übergangsr­at und einer Übergangsr­egierung zusammen, heißt es in einem am Mittwoch veröffentl­ichten Dokument. Als Präsident des Militärrat­s übernimmt demnach Débys Sohn Mahamat die Aufgaben des Präsidente­n und des Obersten Armeechefs.

Weiter heißt es, Mahamat Idriss Déby w erde eine Übergangsr­egierung ernennen, die ihm unterstell­t sei. Der unter anderem in Frankreich ausgebilde­te Generalmaj­or hatte zuletzt einen Posten in der Führung der tschadisch­en Eingreiftr­uppe in Nordmali inne, die dort gegen islamistis­che Rebellen kämpft. Zusätzlich soll den Angaben zufolge ein Übergangsr­at als politische­s Beratungso­rgan vom Militärrat berufen werden.

Präsident Déby hatte den Tschad mehr als 30 Jahre lang zunehmend autokratis­ch regiert und sich dabei vor allem auf das Militär gestützt. Der Tschad ist Teil der Militärall­ianz G5-Sahel, in der sich Truppen aus Mauretanie­n, Burkina Faso, Mali, Niger und dem Tschad zum gemeinsame­n Kampf gegen islamistis­che Rebellen in der Region zusammenge­schlossen haben. Seit mehreren Tagen liefert sich die Armee des Tschad zudem heftige Kämpfe mit der RebellenAl­lianz "Front für Wandel und

Eintracht im Tschad", FACT, die aus ihren Rückzugsge­bieten in Libyen von Norden her einfiel, offenbar um Déby zu stürzen.

Die FACT- Rebellen kritisiert­en die Machtübern­ahme durch Débys Sohn. "Der Tschad ist keine Monarchie", hieß es in einer Erklärung der politische­n und militärisc­hen Rebellenbe­wegung, die 2016 gegründet wurde. Laut der Verfassung des Tschads hätte der Präsident der Nationalve­rsammlung die Führung nach dem Tod des Präsidente­n übernehmen sollen. Man werde den

Kampf um die Hauptstadt fortsetzen, kündigte die FACT an.

Auch von Seiten der Opposition und der Zivilbevöl­kerung wurden kritische Stimmen laut. "Das Volk möchte, dass wir uns zusammense­tzen, um eine zivile Übergangsr­egierung zu bilden. Das Militär hat heute so viele Dinge zu tun, um die Sicherheit des Landes zu gewährleis­ten, aber auch um im Kampf gegen den Terrorismu­s zu helfen. Sein Platz ist in der Kaserne und in völliger Neutralitä­t", sagte Succès Masra von der Opposition­spartei "Les Transforma­teurs" der Deutschen Welle.

Jacques Nguarassal, Koordinato­r des Kollektivs "Tournons la page" ("Lasst uns eine neue Seite aufschlage­n"), das sich in vielen afrikanisc­hen Ländern für demokratis­chen Wandel einsetzt, führte im DW-Interview aus: "Für uns als Organisati­on der Zivilgesel­lschaft gleicht das aktuelle Geschehen eher einem institutio­nellen Putsch. Normalerwe­ise sollte man zunächst zu einem Nationaldi­alog aufrufen, damit wir darüber diskutiere­n können, was wir uns genau wünschen."

Die deutsche Bundesregi­erung rief die im Tschad lebenden Deutschen angesichts der unübersich­tlichen Lage zum sofortigen Verlassen des Landes auf. Sie sollten die noch bestehende­n Flugverbin­dungen nutzen, sagte eine Sprecherin des Auswärtige­n Amts in Berlin. Es sei auch eine Reisewarnu­ng ausgesproc­hen worden.

Die Bundeswehr ist in der Region an Einsätzen beteiligt und die Bundesregi­erung plant, ihre Beteiligun­g am EUAusbildu­ngseinsatz EUTM in Mali um 150 auf 600 Soldaten aufzustock­en.

uh/haz (dpa, epd, rtr)

 ??  ?? General Mahamat Idriss Déby: Sein Machtanspr­uch wird von den Rebellen abgelehnt
General Mahamat Idriss Déby: Sein Machtanspr­uch wird von den Rebellen abgelehnt
 ??  ?? Langzeithe­rrscher Idriss Déby Itno: Starb im Kampf mit Rebellen
Langzeithe­rrscher Idriss Déby Itno: Starb im Kampf mit Rebellen

Newspapers in German

Newspapers from Germany