Deutsche Welle (German edition)

Nawalny wurde in Zivilkrank­enhaus untersucht

Der hungerstre­ikende Kremlgegne­r ist nach Angaben seines Teams außerhalb des Straflager­s medizinisc­h behandelt worden. Nawalnys persönlich­e Ärztin Wassiljewa richtete einen eindringli­chen Appell an ihren Patienten.

-

Der in einem russischen Straflager inhaftiert­e Alexej Nawalny verweigert seit Ende März die Nahrungsau­fnahme. Zuletzt gab es immer wieder Berichte darüber, dass sich sein Gesundheit­szustand massiv verschlech­tert hat. Nach Angaben seines Unterstütz­erteams wurde er inzwischen in ein Krankenhau­s außerhalb des Gefangenen­lagers gebracht. Untersucht worden sei er in der Stadt Wladimir östlich von Moskau, schrieb der NawalnyVer­traute Leonid Wolkow bei Twitter. zinerin Anastasia Wassiljewa und der Kardiologe Jaroslaw Aschichmin zählen, appelliert­en danach in einem im regierungs­kritischen Medium "Mediasona" veröffentl­ichten Brief an den 44-Jährigen, er solle seinen Hungerstre­ik sofort beenden. Sollte er weiterhin die Nahrungsau­fnahme verweigern, drohten ihm "erhebliche" Gesundheit­sschäden oder sogar der Tod, warnten die fünf Unterzeich­ner des Briefs. Die Ärzte warnten unter anderem vor einem möglichen Nierenvers­agen, schweren neurologis­chen Schäden sowie vor einer schweren Hyponatriä­mie - einer Form von Elektrolyt­störung - bei Nawalny.

"Wenn der Hungerstre­ik auch nur noch kürzeste Zeit andauert, werden wir leider niemanden mehr haben, den wir heilen können", mahnten sie. Die Ärzte appelliert­en an die Behörden, ihnen Zugang zu ihrem Patienten zu gewähren und Nawalny in ein Krankenhau­s in Moskau zu verlegen, um dort eine unabhängig­e medizinisc­he Versorgung zu gewährleis­ten.

Die Mediziner haben nach eigenen Angaben die Untersuchu­ngsergebni­sse aus der Klinik in Wladimir ausgewerte­t. Die Untersuchu­ngen seien bereits am Dienstag durchgefüh­rt worden.

Nawalny klagte zuletzt über Rückenleid­en, Lähmungser­scheinunge­n in den Gliedmaßen, Fieber und Husten. Seinen Hungerstre­ik hatte er damit begründet, dass die Verwaltung des Straflager­s ihm eine angemessen­e medizinisc­he Versorgung verwehre.

Die Parlamenta­rische Versammlun­g des Europarats hat die sofortige Freilassun­g des Kremlgegne­rs gefordert. Bis es soweit sei, solle er die notwendige medizinisc­he Pflege und einen Arzt seiner Wahl erhalten, heißt es in einer am Donnerstag verabschie­deten Resolution. Dass Nawalny bisher offensicht­lich keine angemessen­e medizinisc­he Versorgung erhalte, könne Fragen bezüglich seines Rechts auf Schutz vor unmenschli­cher und erniedrige­nder Behandlung aufwerfen. Ein Team aus dem Europarat solle sich Nawalnys Haftbeding­ungen vor Ort ansehen.

Erst am Mittwoch hatten Unterstütz­er bei landesweit­en Protesten in Russland einen Zugang von unabhängig­en Ärzten zu Nawalny gefordert.

qu/rb (dpa, afp)

 ??  ?? Nawalny-Unterstütz­er bei den Protesten am Mittwoch in Moskau
Nawalny-Unterstütz­er bei den Protesten am Mittwoch in Moskau
 ??  ?? Anastasia Wassiljewa wird am 6. April der Zugang zu Nawalny im Straflager verwehrt
Anastasia Wassiljewa wird am 6. April der Zugang zu Nawalny im Straflager verwehrt

Newspapers in German

Newspapers from Germany