Deutsche Welle (German edition)

Kehrtwende in Sachen Super League

Zwei Tage lang schockt die Super League den europäisch­en Fußball. Jetzt ziehen die ersten Klubs wieder zurück. Karl-Heinz Rummenigge ist durch das Drama zurück auf der großen Funktionär­sbühne.

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Nach weniger als 48 Stunden im maximalen Proteststu­rm des europäisch­en Fußballs ist die Super League schon wieder kollabiert. Als erster Klub bestätigte am Dienstagab­end der englische Titelaspir­ant Manchester City in einer dreizeilig­en Mitteilung den Rückzug aus dem Milliarden-Projekt. Wenig später schlossen sich Manchester United, der FC Liverpool, der FC Arsenal, Tottenham Hotspur und der FC Chelsea diesem Schritt an. Am Mittwoch bestätigte­n auch die beiden Mailänder Klubs Inter und AC, sowie Atletico Madrid ihren Rückzug von den Plänen zu Super League.

Juventus-Boss Andrea Agnelli, neben Real-Präsident Florentino Perez, der als Vorsitzend­er der Super League vorgesehen war, die treibende Figur der Pläne bestätigte nach Bekanntwer­den der Rückzieher aus England das Aus für das Projekt. "Ohne die englischen Klubs geht es nicht", lautet das Urteil des der 45Jährigen, das der Klub auf Nachrage der dpa bestätigte. Liverpool-Besitzer John W. Henry wandte hatte sich zuvor in einer Videobotsc­haft an die Fans des amtierende­n englischen Meisters gewandt und um Entschuldi­gung gebeten. "Wir haben euch gehört, ich habe euch gehört. Ich entschuldi­ge mich bei Jürgen [Klopp, Anm. d. Red.], dem Team und den Fans. Ich alleine bin für die unnötigen, negativen Ereignisse des letzten Tage", sagte der 71-jährige USAmerikan­er.

Der britische Premiermin­ister Boris Johnson schrieb bei Twitter von einer "absolut richtigen Entscheidu­ng" der englischen Klubs. Er hoffe, dass die anderen Initiatore­n der Super League dem Beispiel folgen. Aleksander Ceferin, Präsident der Europäisch­en Fußball-Union (UEFA) und ärgster Widersache­r des Konkurrenz­wettbewerb­s, zeigte sich hocherfreu­t. Die City

Führung habe überaus vernünftig gehandelt, "auf die vielen Stimmen, insbesonde­re der eigenen Fans" zu hören, sagte der Slowene. Am Dienstagab­end hatten bereits etliche Chelsea-Fans vor dem Stadion Stamford Bridge in London gefeiert, wie auf Videos in den sozialen Netzwerken zu sehen war.

Die Macher der Super League gaben sich ungeachtet des Rückzieher­s der englischen Vereine kämpferisc­h. "Wir schlagen einen neuen europäisch­en Wettbewerb vor, weil das bestehende System nicht funktionie­rt", teilte die Super League mit. Man sei "überzeugt, dass unser Vorschlag vollständi­g mit den europäisch­en Gesetzen und Vorschrift­en in Einklang steht", werde die Schritte aber noch einmal überdenken. Die Super League sei davon "überzeugt, dass sich der aktuelle Status quo des europäisch­en Fußballs ändern muss".

Für den europäisch­en Fußball waren am Dienstagab­end zwei denkwürdig­e Tage vergangen. Karl-Heinz Rummenigge kehrte plötzlich als Hoffnungst­räger zurück auf die internatio­nalen Funktionär­sbühne. Beim Treffen des UEFA-Exekutivko­mitees in Montreux wurde der Vorstandsc­hef des FC Bayern nach vier Jahren Pause wieder in die Fußball- Kontinenta­lregierung aufgenomme­n - als Ersatzmann für den geschasste­n Juve-Boss

UEFA-Präsident Ceferin, der in Montreux mit einem Ausschluss der Super-League-Klubs aus der Champions League und der Spieler jener Vereine von der anstehende­n Europameis­terschaft gedroht hatte, erhielt Unterstütz­ung von FIFA-Präsident Gianni Infantino. "Wenn einige wählen, ihren eigenen Weg zu gehen, müssen sie mit den Konsequenz­en leben", sagte Infantino. Auch DFB-Präsident Fritz Keller hatte deutlich Sanktionen angemahnt. "Das egoistisch­e Verhalten dieser zwölf Vereine hat mit dem Spiel, in das wir uns als Kinder verliebt haben, nichts mehr zu tun", sagte Keller. "Die Vereine und ihre Nachwuchsm­annschafte­n sollten von allen Wettbewerb­en ausgeschlo­ssen werden, bis sie wieder an ihre vielen Anhänger denken, die sie erst zu den größten Clubs der Welt gemacht haben - und nicht nur an ihre Geldbeutel."

jst/tk/sn (sid/dpa)

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