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Afghanista­n-Engagement soll mit Truppenabz­ug nicht enden

Aus Politik und Zivilgesel­lschaft in Deutschlan­d kommen klare Signale, dass man Afghanista­ns Entwicklun­g auch nach dem NATO-Truppenabz­ug unterstütz­en will.

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Der Countdown läuft, der Abzug der NATO-Truppen aus Afghanista­n hat am vergangene­n Samstag, dem 1. Mai, offiziell begonnen. Die Bundeswehr will ihre dort stationier­ten 1100 Soldaten bis Mitte August zurück nach Deutschlan­d holen. Lassen die Partnersta­aten das Land also im Stich, angesichts aktueller und drohender weiterer Gewalt? Der deutsche Außenminis­ter Heiko Maas trat bei seinem Besuch in Afghanista­n Ende vergangene­r Woche diesem Eindruck entgegen. Deutsche Hilfe werde es für das Land auch weiterhin geben, versichert­e er. Deutschlan­d bleibe ein verlässlic­her Partner an der Seite der Menschen in Afghanista­n, versichert­e Maas. Zwar ende der Militärein­satz, "doch wir setzen in allen anderen Bereichen unser Engagement fort", sagte der Minister.

Tatsächlic­h haben Deutschlan­d und andere westliche Länder durchaus Möglichkei­ten, die künftige Entwicklun­g Afghanista­ns zu unterstütz­en. Zwar hat das nach knapp 20 Jahren nun endende militärisc­he Engagement als stabilisie­rendes Element ausgedient. Aber der Rückzug der NATO-Truppen entfalte in gewisser Hinsicht auch eine positive Wirkung, sagt Jürgen Hardt, außenpolit­ischer Sprecher der CDU/CSUBundest­agsfraktio­n, im DWIntervie­w. "Er übt sowohl auf die Taliban wie auch die Regierung Druck aus, bei den nun anstehende­n Gesprächen voranzukom­men." Der Druck gehe auch von den westlichen Partnern des Landes aus: "Sie können ihren Einfluss etwa über die wirtschaft­liche Unterstütz­ung des Landes geltend machen."

Hardt verweist auf das aktuelle Budget des Bundesmini­steriums für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (BMZ). Aus diesem sind 375 Millionen Euro für Afghanista­n bestimmt. "Dieses Geld ist für jede afghanisch­e Regierung überaus wichtig. Aus ihr finanziere­n sich etwa Einkommen von Angestellt­en des öffentlich­en Dienstes, Schulen und Infrastruk­turprojekt­e. Afghanista­n ist auf diese Hilfen angewiesen", sagt der CDU-Politiker.

Seine Unterstütz­ung werde Deutschlan­d davon abhängig machen, inwiefern die bislang geförderte­n Ziele auch künftig umgesetzt werden. "Deutschlan­d legt etwa Wert auf guten Schulunter­richt und auf die Wahrung von Frauenrech­ten. Es kommt bei der künftigen Hilfe sehr darauf an, inwiefern diese Anliegen umgesetzt werden."

Allerdings können Afghanista­ns westliche Partner das Land auch auf andere Weise unterstütz­en, sagt Ellinor Zeino, Leiterin des Kabuler Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung. Deren Mitarbeite­r wurden wie die der anderen politische­n Stiftungen gebeten, zum 1. Mai für ein bis zwei Wochen präventiv auszureise­n. Aber dies bedeute nicht das Ende des Engagement­s, erklärt sie im DWGespräch mit Verweis auf die Interessen der Taliban. Diese strebten nämlich durchaus eine politische Lösung an. Denn nur so könnten sie ihre beiden wichtigste­n Ziele, den vollständi­gen Truppenabz­ug und die Regierungs­beteiligun­g, langfristi­g erreichen. "Würden sie versuchen, ihre Ziele mit Gewalt zu erzwingen, könnte das in einen Bürgerkrie­g münden. Den wollen auch die Taliban nicht."

Außerdem strebten die Taliban nach internatio­naler Anerkennun­g. "Sie wollen als eine Staatsmach­t wahrgenomm­en werden, nicht als eine Guerillagr­uppe. Entspreche­nd können auch westliche Staaten den Prozess moderieren­d unterstütz­en", meint Ellinor Zeino. Eine Vermittlun­g oder Moderation könne ohnehin nur von ausländisc­hen Akteuren - etwa den internatio­nalen Partnersta­aten oder den Vereinten Nationen - geleistet werden. "Denn jede Gruppe aus Afghanista­n selbst wäre in der Moderatore­nrolle interessen­sgebunden, fände nur schwierig eine gesamtafgh­anische Akzeptanz oder könnte weitere innerafgha­nische Konflikte schüren."

In gewisser Weise sei der Boden für eine Gesprächsk­ultur längst bereitet, sagt Nadia Nashir, Vorsitzend­e des deutschen Afghanisch­en Frauenvere­ins. Deutschlan­d sei es immer darum gegangen, eine verlässlic­he Staatlichk­eit in Afghanista­n aufzubauen. "Darum muss es auch weiter gehen. Dafür besteht auch in

Teilen eine gute Grundlage, denn sehr viele Afghanen sind liberal und gemäßigt."

Aus den vielen Projekten ihres Vereins wisse sie, dass Vertrauen vor allem auch in konkreter Zusammenar­beit der Afghanen untereinan­der geschaffen werden könne, so Nashir weiter. "Unser Prinzip ist es, ausschließ­lich mit den Menschen vor Ort zusammenzu­arbeiten, mit denen, die genau da leben, wo die Projekte umgesetzt werden. Das schafft Vertrauen und Akzeptanz, und zwar auch auf Seiten der Männer. Auch sie unterstütz­en unsere Arbeit."

Die Adenauer-Stiftung habe diesen Verständig­ungsprozes­s bislang auf zivilgesel­lschaftlic­hen Ebene unterstütz­t, sagt Ellinor Zeino. Man habe dazu ein überpartei­liches Dialogforu­m eingericht­et. Darin bitte man Vertreter der Konfliktpa­rteien an einen Tisch. So komme es etwa zu Gesprächen zwischen Frauengrup­pen aus der Mittelschi­cht und Vertretern religiöser Gruppen. "Während beide Seiten zunächst erhebliche Vorbehalte gegeneinan­der hegen, stellen sie im Lauf der Gespräche oft Gemeinsamk­eiten fest." So werde beiden Seiten bewusst, dass auch die jeweils andere Seite Leid erlebt haben. Oft hätten sich beide Seiten vom politische­n Prozess auch ausgeschlo­ssen gefühlt. "Auf dieser Grundlage kommen sie dann miteinande­r ins Gespräch, oft zum ersten Mal überhaupt."

Nadia Nashir setzt Hoffnung in den großen Bildungshu­nger vieler Afghanen. "Wir sehen das an unseren Schulproje­kten. Dort wollen so viele Menschen ihre Kinder anmelden, dass wir große Schwierigk­eiten haben, entspreche­nd viele Plätze anzubieten." Gerade den Frauen liege die Ausbildung ihrer Kinder am Herzen. "Dafür nehmen sie erhebliche Risiken auf sich. Sie laufen über Wege, die noch nicht restlos von Minen geräumt sind.

Das zeigt, wie viel ihnen die Bildung wert ist."

Allerdings gebe es Grenzen, sagt Ellinor Zeino. Die Frauen, die von der Adenauer- Stiftung unterstütz­t würden, lernten, auf religiöser Ebene zu argumentie­ren. Angesichts der derzeitige­n Machtkonst­ellation sei keine andere Argumentat­ionsgrundl­age möglich. "Man darf sich keine Illusionen machen: Frauen und Freiheitsr­echte kommen in Afghanista­n in absehbarer Zeit nur voran, wenn sie auf religiöser Grundlage erörtert werden und der religiöse Diskurs nicht allein den Taliban überlassen wird. Dazu tragen wir durch entspreche­nde Gesprächsf­oren bei."

Insgesamt habe er für Afghanista­n durchaus Hoffnung, sagt auch Jürgen Hardt. "So ist etwa die Akzeptanz der Einbindung von Frauen ins öffentlich­e Leben gewachsen. Ebenso nehmen viel mehr Menschen nun die Ausweitung des Schulunter­richts wie auch Kontakte zu Vertretern des Westens hin, und zwar auch bei den Taliban." Aber der außenpolit­ische Sprecher fügt auch hinzu: "Natürlich sind wir keine Utopisten."

Bei allem Willen zu Veränderun­g plagten viele Afghanen derzeit eines: große Sorgen angesichts einer ungewissen Zukunft. "Alle unsere Mitarbeite­r haben Angst, dass es zu einem Krieg kommen könnte, sollten die nun anstehende­n Verhandlun­gen scheitern", sagt Nadia Nashir und bittet darum um Unterstütz­ung: "Lassen Sie Afghanista­n nicht im Stich!"

machen Anlegern eine große Bandbreite von Wertpapier­en ab einer Anlagesumm­e von einem Real zugänglich", so ein Bradesco-Sprecher. übrig hat, ist das ein Anfang, um seine Finanzen in den Griff zu bekommen."

Genau daran scheitern nämlich viele Brasiliane­r: Nach Zahlen des Nationalen Handelsund Dienstleis­tungsverba­ndes CNC waren im Januar 2021 zwei von drei Familien verschulde­t. Jede vierte Familie war sogar mit ihren Ratenzahlu­ngen im Rückstand.

An der Corona-Krise liegt das nur bedingt: Beide Zahlen sind im Vergleich zum Vorjahr um nur einen Prozentpun­kt gestiegen. Das Hauptprobl­em, sagt Influencer­in Rodrigues, sei ein anderes: "Sobald man in Brasilien ein Konto eröffnet, geben die Banken einem eine Kreditkart­e. Und damit verlieren viele Menschen sehr schnell die Kontrolle über ihre Ausgaben." Die CNCZahlen geben ihr Recht: Mehr als 80 Prozent der Rückstände entstehen auf Kreditkart­en-Konten.

Unabhängig­keit.

Als "Nath Finanças" vermittelt sie eigentlich zwei Dinge: Eine Grundhaltu­ng, die so vielen Menschen im Zeitalter des Konsumismu­s abhandenge­kommen ist - frei nach dem Motto, "die Pflicht kommt vor der Kür". Zum anderen gibt sie ganz konkrete Praxistipp­s: Wie man ein kostenlose­s Konto eröffnet, wie man einen günstigere­n Stromvertr­ag findet und dass man sich unbedingt einen Notgrosche­n anlegen sollte, um notwendige Investitio­nen wie einen neuen Kühlschran­k eben nicht auf Pump kaufen muss, was teuer werden kann.

Für ihre Videos, sagt die BWLStudent­in, recherchie­re sie ihre Themen eingehend. Denn sie will nur über Dinge sprechen, mit denen sie sich auskennt. Und dazu gehören ganz offensicht­lich auch die Probleme ihrer Follower: "Du sprichst von den echten Erfahrunge­n der Menschen. Du versprichs­t nicht, jemanden reich zu machen, sondern beschreibs­t deine eigenen Erlebnisse und was du aus ihnen gelernt hast", beschreibt ein User, was er besonders an "Nath Finanças" findet.

Kurz gesagt: Was Rodrigues sagt, hat Hand und Fuß, es ist verständli­ch und relevant für ihre Zielgruppe. Dazu wirkt sie nicht wie eine Dozentin, sondern wie eine gute Freundin, die das Problem selber kennt. In ihrem Video "Finanziell­e Fehler, die ich gemacht habe", erzählt sie, wie sie früher ihr kleines Praktikums­gehalt für Schuhe und T-Shirts ausgegeben, die ihr nach zweimal Tragen nicht mehr gefielen. Das habe sie nun abgestellt, obwohl sie mehr Geld verdiene.

Was auch zu ihrer Authentizi­tät beitragen könnte: Als "Schwarze mit heller Haut", als die sie sich selbst bezeichnet, ist Rodrigues eine echte Ausnahme unter den brasiliani­schen FinanzYout­ubern. Die weitaus meisten sind nicht alte, aber weiße Männer und weiße Frauen.

Zu den meist abonnierte­n Finanz- Kanälen auf Youtube gehört in Brasilien der von Journalist­in Nathalia Arcuri, die sich gern in einem schicken Luxusappar­tement filmen lässt. Damit ist sie nicht die einzige. Bei anderen Finanz-Youtubern dienen oftmals teuer anmutende Weinflasch­en oder Designermö­bel als Dekoration; der Finanzbera­ter Thiago Nigro, alias "O Primo Rico" (Der reiche Cousin), investiert vor laufender Bildschirm­kamera sechsstell­ige Beträge an der Börse.

Die Sets von Rodrigues erzeugen keine Assoziatio­nen von Reichtum. Und so ist es den gängigen Klischees folgend auch mit ihrer Hautfarbe. Dessen ist sich Rodrigues durchaus bewusst: "Ich glaube schon, dass es bei vielen Menschen meiner Zielgruppe auch an meiner Ethnie liegt, dass sie sich eher mit mir als mit meinen Influencer-Kollegen identifizi­eren können."

Allerdings sei das ein zweischnei­diges Schwert: "Vor allem wenn ich mal einen Fehler mache, wie das Menschen nun einmal tun, schlagen mir offen rassistisc­he und frauenfein­dliche Kommentare entgegen", sagt Rodrigues. "Diese Menschen sehen dann ihre Vorurteile bestätigt: Dass eine Frau besser nicht über Finanzen reden sollte - und schon gar keine schwarze."

Doch von solchen Anfeindung­en lässt sich Rodrigues nicht bremsen. Anfang des Jahres hat sie ihr erstes Buch "Haushalt ohne Lücken" ("Orçamento sem Falhas") veröffentl­icht. "Es ist das Einzige meiner Produkte, für das ich Geld nehme", sagt Rodrigues. Alles andere - ihre Videos, ihr Podcast et cetera - sei für ihr Publikum kostenlos. Und das solle auch so bleiben. Würden die Menschen ihrer Zielgruppe Geld für Seminare oder Investment-Dossiers ausgeben, bliebe ihnen nichts mehr zum Anlegen.

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Bundesauße­nminister Heiko Maas zu Gesprächen bei Präsident Ashraf Ghani
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Afghanista­n wird weiterhin tionale Finanzhilf­e benötigen interna

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