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Für die Pressefrei­heit - Fotos, die bewegen

Je berührende­r ein Foto, desto größer die Wirkung. Bei nachfolgen­den - oft unter Risiken entstanden­en - Fotos aus dem Bildband "Fotos für die Pressefrei­heit 2021" von "Reporter ohne Grenzen" ist diese Wirkung garantiert.

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Prinzessin Leia zieht in den Kampf gegen die Truppen von Darth Vader. Mit etwas Fantasie könnte dies eine Szene aus einem Krieg-der Sterne-Film sein. Dies ist aber nicht Alderaan, sondern Belarus. Zehntausen­de Menschen protestier­ten dort 2020 friedlich gegen Machthaber Alexander Lukaschenk­o - viele Teilnehmer­innen in weißen Kleidern. Lukaschenk­o ließ die Demonstrat­ionen regelmäßig niederschl­agen. Die Frau auf dem Foto hat als besonders starkes Zeichen gegen die Gewalt ein Brautkleid angezogen. Der Kontrast könnte kaum größer sein.

Friedliche Demonstran­ten gegen martialisc­h wirkende Sicherheit­skräfte. Wir wechseln nur das Land, bleiben aber beim Thema. Hier demonstrie­ren Menschen in Istanbul für ihre Rechte. Die Demonstran­ten gehen mit der flachen Hand auf Tuchfühlun­g zu den Plexiglass­childern der türkischen Polizei. In der Türkei geraten nicht nur Demonstran­ten, sondern auch viele Journalist­en politisch unter Druck. Der Fotograf Yasin Akgül stellt sich der Herausford­erung. Dabei gelingen ihm eindrucksv­olle Fotos wie dieses. Warum die starken Fotos jedoch auch Schlechtes bewirken können, lässt sich am folgenden Bild zeigen. ihn am Gefängnist­or und beide fielen sich in die Arme. Das Foto berührte so viele Menschen in der Türkei so tief, dass die Behörden reagiert haben. "Seitdem werden Häftlinge nicht mehr vor dem Gefängnist­or freigelass­en, (…) sondern auf einer abgelegene­n Autobahnra­ststätte", sagt Fotograf Yasin Akgül. Und weiter: "Das ist die Kehrseite dieses erfolgreic­hen Bildes."

Mehr als 400.000 Menschen sind in Brasilien an oder mit COVID-19 gestorben. Damit ist Brasilien nach den USA das Land, das die meisten Toten auf Grund der Corona-Pandemie zu beklagen hat. Und was macht Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro? Er spielt die Krise runter, spricht von einer leichten Grippe und ergreift kaum Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerun­g. Das Ergebnis lässt sich auf Massengräb­ern wie diesem auf dem Friedhof São Luiz am Rand von São Paulo sehen. Beerdigung­en werden zur einsamen, sterilen Routine; Trauernde haben keinerlei Möglichkei­t mehr, sich von den Verstorben­en zu verabschie­den. können sich auch diese Obdachlose­n in São Paulo wohl kaum. Nur eine dünne Decke trennt sie vom harten Pflaster. Drumherum fahren Autos. Zumindest haben sie mit der Brücke eine Art Dach über dem Kopf. Auch diese Aufnahme stammt vom Fotografen Lalo de Almeida, der mit seinen Fotos auf die große soziale Krise in dem 200Million­en-Einwohner-Land aufmerksam machen möchte. Er fotografie­rt Menschen, deren größtes Problem nicht Mundschutz und Hygiene sind, sondern ausreichen­d Essen für sich und ihre Kinder zu finden. Das Graffiti an dem Brückenpfe­iler, das Bolsonaro als Marionette Donald Trumps zeigt, dürfte die Obdachlose­n kaum erheitern.

Wie sich doch die Bilder ähneln. Statt unter einer Brücke, schlafen die Menschen hier unter einer Zapfsäule. Moria auf der griechisch­en Insel Lesbos war das größte Flüchtling­scamp der Europäisch­en Union - bis es durch ein Großfeuer im September 2020 zerstört wurde. Die Lage für die Geflüchtet­en war in dem überfüllte­n Lager ohnehin wenig menschenwü­rdig. Nach dem Brand hatten die Geflüchtet­en gar nichts mehr und mussten auf offener Straße - oder eben unter dem Dach einer Tankstelle - schlafen. Die Perspektiv­e für diese Menschen, die oft nur eine geringe Chance auf Asyl haben, ist alles andere als gut.

Da zu der ohnehin schlechten Lage der Flüchtling­e auf der Insel Lesbos auch noch das Coronaviru­s kam, wurden einige der gut 12.000 Geflüchtet­en auf das Festland gebracht. So auch das kleine Mädchen, das am Hafen von Piräus bei Athen zu einem Bus geht. Die beiden eindrucksv­ollen Fotos aus Griechenla­nd hat die Fotografin Louisa Gouliamaki gemacht.

Dies waren mal Wohnhäuser - vor dem Krieg. Heute ist es kaum vorstellba­r, dass hier noch immer Menschen wohnen können. Diese Gebäude stehen in der Altstadt von Bengasi im Osten Libyens. Nach dem Sturz des langjährig­e Diktator Muammar al-Gaddafi 2011 folgten neun Jahre Bürgerkrie­g. Dementspre­chend sieht auch die Infrastruk­tur des Landes aus, die der irische Fotojourna­list Ivor Prickett auf seinen Fotos zeigt.

Dieser Süßigkeite­nstand auf dem Märtyrerpl­atz im Zentrum der libyschen Stadt Tripolis wirkt beinahe surreal. Zuckerwatt­e oder Popcorn? So lautet hier die Frage, die scheinbar unwichtigs­te Frage in einem von Bürgerkrie­g, Tod und Zerstörung gebeutelte­n Land. Aber sie bringt auch etwas Normalität mit sich. Manch seelische Wunden lassen sich mit Klebrig-Süßem schließen - zumindest für eine gewisse Zeit. Auch dieses Foto stammt von Ivor Prickett, der nach 2011 nun Libyen das zweite Mal besucht hat. Alle Fotos stammen aus dem Bildband "Fotos für die Pressefrei­heit 2021" von "Reporter ohne Grenzen".

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