Deutsche Welle (German edition)

Aussöhnung­sabkommen mit Namibia vor Abschluss?

Die Verhandlun­gen über den Umgang mit den Verbrechen der deutschen Kolonialma­cht im ehemaligen DeutschSüd­westafrika stehen offenbar vor dem Abschluss. Das melden Medien unter Berufung auf den namibische­n Unterhändl­er.

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Nach jahrelange­n Verhandlun­gen zur Aufarbeitu­ng deutscher Kolonialve­rbrechen haben sich die Bundesrepu­blik und Namibia Informatio­nen des Deutschlan­dfunks zufolge auf ein Rahmenabko­mmen geeinigt. Ueriuka Tjikuua von der namibische­n Delegation teilte der Deutschen Presse-Agentur nach Abschluss der jüngsten Gesprächsr­unde in Berlin mit, ein entspreche­nder Verhandlun­gsbericht werde nun den jeweiligen Regierunge­n und Gremien vorgelegt. Das solle im

Laufe der kommenden Woche geschehen.

Vertreter der Volksgrupp­en der Herero und der Nama verlangen die offizielle Entschuldi­gung für zur Kolonialze­it begangene Verbrechen sowie auch eine finanziell­e Wiedergutm­achung. Laut Deutschlan­dfunk ist die Bundesregi­erung nun bereit, die Tötung Zehntausen­der Menschen in der früheren Kolonie Deutsch-Südwestafr­ika aus heutiger Sicht als Völkermord anzuerkenn­en. Geplant sei zudem, dass Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier bei einem Festakt im namibische­n Parlament offiziell um Entschuldi­gung bitten wird.

Ruprecht Polenz (CDU), der Verhandlun­gsführer der deutschen Seite, wollte das ebenso wenig bestätigen noch dementiere­n wie der namibische Unterhändl­er Tjikuua. "Wir haben seit einiger Zeit mit der namibische­n Seite Vertraulic­hkeit vereinbart und werden uns daranhalte­n", sagte Polenz der Deutschen Presse-Agentur. Aus dem Auswärtige­n Amt hieß es: "Die Bundesregi­erung bekennt sich zur besonderen historisch­en Verantwort­ung Deutschlan­ds gegen ü ber N ami bi a. Di e Gespräche mit Namibia finden in einer konstrukti­ven und vertrauens­vollen Atmosphäre statt. Über die Inhalte wurde Vertraulic­hkeit vereinbart."

Das Deutsche Reich war von 1884 bis 1915 Kolonialma­cht im heutigen Namibia. Deutsche Kolonialtr­uppen schlugen die Aufstände von zwei Volksgrupp­en brutal nieder. Historiker­n zufolge wurden etwa 65.000 der 80.000 Herero und mindestens 10.000 der 20.000 Nama getötet. Seit Jahren verhandeln beide Regierunge­n darüber, wie eine Wiedergutm­achung aussehen soll. Zuletzt waren die Gespräche durch ein von Namibia abgelehnte­s Entschädig­ungsangebo­t, aber auch Beschränku­ngen durch die Corona-Krise ins Stocken geraten.

qu/ml (dpa, afp, kna, DLF)

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Denkmal zur Erinnerung an den Völkermord an den Herero und Nama in Windhuk
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Deutsche Kolonialtr­uppen 1904 im damaligen Deutsch-Südwestafr­ika

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