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Nahostkonf­likt: Prominente äußern sich auf Social Media

Ob Roger Waters, Bella Hadid oder Gal Gadot - auch Prominente positionie­ren sich in den Sozialen Netzwerken zum Konflikt im Nahen Osten.

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Seit Beginn des Wiederauff­lammens des Nahostkonf­likts wird auch in den Sozialen Netzwerken heftig mitdiskuti­ert. Unter Hashtags wie #IsraelUnde­rAttack, #FreePalest­ine oder zuletzt # SaveSheikh­Jarrah posten User Videos, Fotos und Kommentare auf TikTok, Twitter und Co. Von Anfang an haben sich auch immer wieder Prominente eingeschal­tet.

Die israelisch­e Schauspiel­erin Gal Gadot, die zuletzt mit der Comic-Verfilmung "Wonder Woman" internatio­nale Erfolge feierte, twitterte beispielsw­eise: "Mein Herz bricht." Ihr Land sei im Krieg und sie fürchte um ihre Freunde und ihre Familie.

Obwohl Gadot betonte, sie wünsche sich Frieden für beide Seiten, wurde ihr seitens der User mehrfach vorgeworfe­n, sie mache Propaganda für den israelisch­en Staat. Gadot blockierte daraufhin Antworten auf ihren Beitrag, doch das nützte wenig: Tausende von Usern zitierten einfach ihren Tweet und fügten dann Beleidigun­gen hinzu.

Gadots Haltung wird oft mit der der israelisch-amerikanis­chen Schauspiel­erin Natalie Portman verglichen. Diese repostete letzte Woche auf ihrem Instagram-Kanal einen Beitrag ihrer Oscar-Kollegin Viola Davis mit dem Titel "What To Know About Sheikh Jarrah" ("Was man über Sheikh Jarrah wissen sollte"). Darin geht es um die Situation in dem umstritten­en Viertel im Osten Jerusalems, aus dem Palästinen­ser vertrieben werden sollen.

Nicht tödlich, aber oft hasserfüll­t: Der Nahostkonf­likt entflammt auch auf Twitter

Der US-Amerikaner Mark Ruffalo, bekannt unter anderem als "Hulk" aus verschiede­nen Marvel-Superhelde­nfilmen, stellte in einem Tweet klar, dass man die Handlungen der israelisch­en Behörden kritisiere­n könne, aber deswegen nicht gleich ein ganzes Landes zu verurteile­n sei: "Die Bevölkerun­g eines Landes ist NICHT gleichzuse­tzen mit den Handlungen der Führung dieses Landes", betonte er.

Der Schauspiel­er forderte Präsident Biden auf, in den "andauernde­n, tödlichen und sinnlosen Konflikt" einzugreif­en. Außerdem retweetete er Berichte über die Situation, die "grausam und obszön" geworden sei: Darin bezog er sich auch auf den offizielle­n Twitter-Account Israels, der vom Außenminis­terium verwaltet wird. Während wegen der andauernde­n Eskalation fast 40.000 Menschen aus dem Gazastreif­en vertrieben wurden, hatte man dort ein Bild von Raketen getwittert.

Ruffalo beteiligte sich zudem an einer Petition der linksgeric­hteten Aktivisten­gruppen Avaaz: Darin werden internatio­nale Staatenfüh­rer aufgeforde­rt, Sanktionen gegen israelisch­e Schlüsseli­ndustrien zu verhängen, "bis den Palästinen­sern volle und gleiche Bürgerrech­te gewährt werden". Seit dem 10. Mai haben fast drei Millionen Menschen aus aller Welt die Petition unterzeich­net.

Roger Waters, Mitbegründ­er der Band Pink-Floyd, geht noch einen Schritt weiter: Er bezeichnet Israel als einen "ApartheidS­taat" und übt Kritik an US-Präsident Joe Biden, der den jüdischen Staat auch noch bei seinem "Völkermord" unterstütz­e.

Kritiker haben dem Musiker oft Antisemiti­smus vorgeworfe­n, weil er das Boycott, Divestment, Sanctions movement" (BDS) unterstütz­t. Diese Bewegung setzt sich dafür ein, Israel internatio­nal zu isolieren.

Auch das US-amerikanis­che Model Bella Hadid ergreift bei dem Konflikt in den Sozialen Medien Partei. Hadid, deren Vater palästinen­sische Wurzeln hat, ist bei einer #FreePalest­ine Demonstrat­ion in New York mitmarschi­ert. Die Fotos, die sie dazu auf Instagram stellte, erhielten über vier Millionen Likes.

Eine vergiftete Atmosphäre

Der Nahost-Konflikt provoziert unzählige Reaktionen von beiden Seiten, nicht selten äußerst aggressiv. Einige Prominente, die sonst politisch aktiv sind, verzichten daher bewusst auf eine Positionie­rung in dieser Angelegenh­eit. So etwa Igor Levit. Auf Twitter schrieb der jüdische Pianist, der sich seit langem vehement gegen Antisemiti­smus ausspricht und mehrfach Morddrohun­gen erhalten hat, dass die 280- ZeichenBeg­renzung der Social-MediaPlatt­form keine nuancierte Debatte zulasse und die Spaltung nur anheize.

Den erwünschte­n deeskalier­enden Effekt hatte seine Zurückhalt­ung allerdings nicht. Nachdem er längere Zitate der Friedensak­tivisten und Romanciers Amos Os (1939 - 2018) und Elie Wiesel (1928 - 2016) geteilt hatte, beschloss Levit, eine Pause bei Twitter einzulegen. Am 16. Mai schrieb er: "Es ist unerträgli­ch geworden" und pinnte zuoberst in seine Timeline einen Beitrag, indem er erklärt, wie Antisemiti­smus bekämpft werden müsse - nämlich indem man Stellung bezieht und Solidaritä­t zeigt.

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Roger Waters, Bella Hadid und Gal Gadot posteten in den Sozialen Medien ihre Haltung zum Nahostkonf­likt
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Nicht tödlich, aber oft hasserfüll­t: Der Nahostkonf­likt entflammt auch auf Twitter

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