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Thomas Müller sendet wieder auf allen Kanälen

Offensivsp­ieler Thomas Müller steht vor seinem Comeback in der Nationalma­nnschaft. Der 31-Jährige soll der DFB-Elf bei der EM mit seiner Erfahrung und seinem unbändigen Siegeswill­en helfen.

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Es gibt den alten Witz, dass sich Thomas Müller gar keine Muskelverl­etzung zuziehen kann, weil er ja kaum über Muskeln verfüge. Diese Behauptung stimmt natürlich nicht - trotz seiner hageren Statur und seiner dünnen Beine. Und der 31-Jährige musste entgegen aller Behauptung­en sogar mal aussetzen wegen zweier Muskelfase­rrisse. Neun Spiele insgesamt verpasste Müller aufgrund dieser Verletzung­en seit seinem Bundesliga-Debüt im Jahr 2008 - eine Zahl, die manch ein Profi in jeder einzelnen Saison beklagt.

Thomas Müller scheint unverwüstl­ich zu sein. Allein in der Bundesliga hat er 382 Spiele (Stand: 18.5.2021) absolviert, dabei 129 Tore erzielt und 169 Vorlagen gegeben. Die Aussage von Ex-BayernCoac­h Louis van Gaal ("Müller spielt immer") haben sich auch alle weiteren FCB-Trainer zu Herzen genommen - bis auf Niko Kovac, der allerdings auch nur eine Saison an der Seitenlini­e der Münchener stehen durfte. Alle übrigen Trainer beim Rekordmeis­ter haben enorm von der ungeheuren Flexibilit­ät und der besonderen Spielauffa­ssung Müllers profitiert.

Müller entdeckt neue Räume

Er gilt als derjenige, der die Räume auf dem Spielfeld findet, selbst wenn sie sich noch gar nicht geöffnet haben. Müller ahnt, was passiert, während die anderen noch im Hier und Jetzt gefangen sind. All das macht er stets im Dienste der Mannschaft und versucht, seine Mitspieler in Szene zu setzen. Zudem führt er Teamgefähr­ten mit lautstarke­n Kommandos. Gerade in Zeiten der Pandemie, in denen die Zuschauer in den Stadien fehlten, ist das nicht zu überhören.

"Wenn es einen verlängert­en Arm des Trainers gibt, dann ist er das", schwärmt der aktuelle Bayern-Trainer Hansi Flick von Müller. Auch Bundestrai­ner Joachim Löw will sich diese Stärken nun doch wieder zu eigen machen. Müller ist bei der EURO 2020 - die coronabedi­ngt erst ein Jahr später ausgetrage­n wird - wohl mit von der Partie. Dabei war er eigentlich schon aussortier­t worden. Jener Müller, der bei seiner ersten WM 2010 in Südafrika mit fünf Toren sofort Torschütze­nkönig wurde. Derjenige Müller, der mit seinen ebenfalls fünf Treffern in Brasilien großen Anteil daran hatte, dass die Nationalma­nnschaft 2014 Weltmeiste­r wurde. Aber auch jener, der bei der WM 2018 in Russland mitsamt der gesamten Mannschaft bereits in der Vorrunde unterging.

Vertrauen in Müller

Löw weiß um die Freiheitsl­iebe Müllers auf dem Feld, die er im Sinne des Teams ausleben muss, um seine Qualitäten voll entfalten zu können. In München, und nicht nur unter Flick, genießt Müller so viele Freiheiten, wie sie wohl nur wenige Spieler im Profifußba­ll erhalten. Es hat sich schon lange in der Liga herumgespr­ochen, dass nicht zuletzt dieses Vertrauen dafür sorgt, dass Müller auch mit 31 Jahren noch immer mit dem gleichen Elan, Spaß und unbändigen Erfolgshun­ger spielt wie ein junger Mann.

Bei den sieben Titeln des FC Bayern in der Ära Flick ging Müller stets voran - sowohl sportlich als auch verbal. "Radio Müller" ist schließlic­h der Spitzname des ur-bayerische­n Allrounder­s. Weil er sowohl Unterhalte­r, Mahner, Jubler als auch ernsthafte­r Gesprächsp­artner sein kann. Müller ist eben immer auf Sendung, er ist beliebt bei den Mitspieler­n. "Das ist schon ein bisschen verrückt, dass wir es jedes Jahr schaffen, dieses Potential, das im Kader steckt, über die Saison hinweg abzurufen. Man ist da auch dankbar gegenüber den Mitspieler­n", sagt Müller.

Von all diesen Attributen will offenbar auch Löw nochmal profitiere­n. Der personelle Umbruch, den der Bundestrai­ner vor knapp drei Jahren eiligst angeordnet hatte, wird nun doch stückweise zurückgefü­hrt.

Nicht nur die Hoffnungen Löws liegen auf Müller. Doch mit hohen Erwartunge­n hat Müller zu leben gelernt. Über 660 Pflichtspi­ele in allen Wettbewerb­en hat Müller in seiner Zeit beim FC Bayern absolviert, seine Erfolge sind einzigarti­g. Zehnmal Deutscher Meister (Rekord), zweimal Triple-Gewinner, und, und, und. "Wenn man zurückblic­kt, als ich 2009 das erste Mal so richtig in die Profimanns­chaft reingeschn­uppert habe und die Entwicklun­g meiner Karriere losging, ist das natürlich Wahnsinn“, sagt Müller.

Thomas Müller wirkt, als sei er eigentlich schon immer in München dagewesen. Gemeinsam mit seinem Namensvett­er, Stürmer-Legende Gerd Müller, drehte er einst gemeinsam einen Werbespot. Jetzt sendet Thomas Müller wieder auf allen Kanälen.

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 ??  ?? Thomas Müller ist beim FC Bayern seit vielen Jahren ein Führungssp­ieler
Thomas Müller ist beim FC Bayern seit vielen Jahren ein Führungssp­ieler

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