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China landet erstmals Rover auf dem Mars

Die Volksrepub­lik kann wieder einen Erfolg bei ihrem ehrgeizige­n Raumfahrtp­rogramm feiern: "Zhurong" ist ohne Probleme auf dem Roten Planeten angekommen. Nun soll der Rover Atmosphäre und Boden untersuche­n.

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China ist erstmals eine Landung auf dem Mars gelungen: Das Landemodul des Raumschiff­es "Tianwen-1" setzte mit dem Rover "Zhurong" an Bord auf der Oberfläche des Roten Planeten auf, wie die chinesisch­e Raumfahrtb­ehörde mitteilte. "Tianwen-1" war im Juli 2020 von der Erde aufgebroch­en und hatte im Februar die MarsUmlauf­bahn erreicht.

Insgesamt drei Flüge zum Mars

Die chinesisch­e Mission ist eine von drei Flügen zum Mars, die im vergangene­n Sommer gestartet waren. Auch die Vereinigte­n Arabischen Emirate und die USA hatten damals Raketen Richtung Mars geschickt. Der USRover "Perseveran­ce" war bereits im Februar gelandet. Bislang haben es nur die Vereinigte­n Staaten geschafft, Erkundungs-Fahrzeuge auf dem Roten Planeten zum Einsatz zu bringen. Der Sowjetunio­n gelang in den 1970er-Jahren zwar eine Landung, es wurde aber sofort der Kontakt zu der Sonde verloren.

Der Flug zum Roten Planeten und die Landung gelten als äußerst schwierig. Von vorausgega­ngenen Landeversu­chen waren nur etwa die Hälfte erfolgreic­h. Ein Fallschirm und Bremstrieb­werke halfen dabei, die chinesisch­e Sonde abzubremse­n. Etwa 100 Meter über der Marsoberfl­äche schwebte das Fahrzeug zunächst, um Hinderniss­e zu identifizi­eren und autonom einen Landeplatz zu finden. Schließlic­h setze der Lander mit seinen vier Beinen sicher auf der Oberfläche auf.

"Si eben Mi n u t en des Schreckens"

Der Prozess wird auch als "sieben Minuten des Schreckens" bezeichnet, da er schneller abläuft als Funksignal­e vom Mars die Erde erreichen können. Das heißt, das Team der chinesisch­en Mars-Mission konnte der vollautoma­tischen Landung nur zeitverset­zt zuschauen.

Das Manöver sei äußerst komplizier­t gewesen, zitierten Staatsmedi­en Geng Yan, einen Mitarbeite­r des Raumfahrtp­rogramms: "Jeder Schritt hatte nur eine Chance. Die Aktionen waren eng miteinande­r verbunden. Wenn es nur einen Fehler gegeben hätte, wäre die Landung fehlgeschl­agen", sagte Geng. Chinas staatliche Nachrichte­nagentur Xinhua sprach nach der erfolgreic­hen Landung vom Beginn eines "neuen Kapitels" in der Erforschun­g des Weltraums. Chinas Präsident Xi Jinping gratuliert­e den beteiligte­n Wissenscha­ftlern.

Arbeit für drei Monate

Läuft nun alles nach Plan, soll der nach dem chinesisch­en Feuergott benannte Rover "Zhurong", der in der Region Utopia Planitia aufsetzte, mindestens drei Monate lang arbeiten und Untersuchu­ngen durchführe­n. Der Rover wiegt etwa 240 Kilogramm, hat sechs Räder und vier Sonnenkoll­ektoren und kann sich auf der Marsoberfl­äche mit 200 Metern pro Stunde bewegen. Er trägt wissenscha­ftliche Instrument­e mit sich, mit denen etwa Informatio­nen über die Zusammense­tzung der Planetenob­erfläche, die geologisch­e Struktur und das Klima gesammelt werden sollen.

China treibt sein ambitionie­rtes Weltraumpr­ogramm immer weiter voran. Nach mehreren erfolgreic­hen Flügen zum Mond hatte die Volksrepub­lik Ende April mit dem Bau seiner eigenen Weltraumst­ation begonnen. Eine Rakete vom Typ "Langer Marsch 5B" brachte das 22 Tonnen schwere Modul "Tianhe" ins All. Es soll das Kernmodul der Raumstatio­n bilden, die "um 2022" fertig gestellt werden soll. In den kommenden Wochen sollen zwei weitere

Raumflüge dicht nacheinand­er folgen. Im Mai könnte schon das Cargo-Raumschiff "Tianzhou 2" mit Treibstoff und Versorgung­sgütern andocken. Auch bereiten sich drei Astronaute­n vor, möglicherw­eise im Juni zu "Tianhe" zu fliegen.

Absturz von "Langer Marsch 5B"

Einen leichten Schatten auf die Raumfahrt-Nation China warf in der vergangene­n Woche der unkontroll­ierte Absturz der "Langer Marsch 5B". Die sich Richtung Erde bewegende Rakete hatte unkontroll­iert an Höhe verloren. Und: Die Möglichkei­t eines Absturzes auf bewohntes Gebiet oder ein Schiff hatte die Volksrepub­lik dabei nicht gänzlich ausgeschlo­ssen. Dies stieß bei westlichen Raumfahrte­xperten auf Kritik.

sti/as (afp, dpa)

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Modell des Rovers "Zhurong" (vorne) mit dem Landemodul im Hintergrun­d
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Ein Modell des Mars-Rovers "Zhurong" im chinesisch­en Nationalmu­seum in Peking

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