Deutsche Welle (German edition)

Unternehme­n fürchten Cyberattac­ken und Inflation

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Nach wie vor sehen die von Europas größter Versicheru­ng Allianz befragten Unternehme­n das größte Risiko für ihre Geschäfte in Cyber-Angri en. Und das nicht ohne Grund. Denn die dadurch anfallende­n Kosten durch Betriebsau­sfälle sind immens, sie liegen nach Schätzunge­n bei einer Billion Dollar weltweit - das entspricht rund einem Prozent des weltweiten Bruttoinla­ndsprodukt­es.

Und nach Berechnung­en der Allianz-Tochter AGCS sind die durchschni­ttlichen Kosten pro Unternehme­n auf einen neuen Rekordwert geklettert. "Die Auswirkung­en weltweit sind erheblich", sagt Shanil Williams. Er ist Vorstandsm­itglied bei AGCS, der Unternehme­ns- und Industriev­ersicherun­gstochter der Allianz.

Datendiebs­tahl als größtes Problem

Datendiebs­tahl sei das größte Problem für die Unternehme­n, dicht gefolgt von Erpressung durch eingeschle­uste Schadsoftw­are - unlängst sorgte ein gigantisch­er Hackerangr­i auf den Autozulief­erer Continenta­l für Schlagzeil­en. Das geht aus dem heute vorgestell­ten Allianz Risiko-Barometer hervor. Dazu hat die AGCS bis Ende November über 2700 Sicherheit­sfachleute und Manager aus Unternehme­n aus 94 Ländern befragt.

Darunter waren knapp die Hälfte Führungskr­äfte großer Unternehme­n mit mehr als 500 Millionen Dollar Jahresumsa­tz. Die AGCS verweist auf Schätzunge­n, nach denen die Durchschni­ttskosten für Unternehme­n nach Datendiebs­tahl 2022 auf einen Rekord von 4,35 Millionen Dollar gestiegen sind. Für 2023 wird demnach ein weiterer Anstieg auf über fünf Millionen Dollar erwartet.

Vor allem kleine und mittelgroß­e Unternehme­n zeigen sich besorgt wegen möglicher Cyberangri­ffe. "Wo größere Unternehme­n bereits ausgereift­ere Abwehrmech­anismen entwickelt haben, sind kleinere dagegen anfälliger, die nicht in Prävention und Versicheru­ngen investiert haben", sagte AGCS-Sprecher Hugo Kidston.

Neue Sorgen machen sich breit

Während sich - wie bei der vorangegan­genen Umfrage vor einem Jahr - Cyberattac­ken als größtes Risiko Platz eins belegen, sind mit Pandemie und Ukraine-Krieg neue Sorgen in den Vordergrun­d getreten. Die Furcht vor generellen volkswirts­chaftliche­n Störungen ist von Platz zehn auf Platz drei vorgerückt - direkt hinter den durch Cyberangri e bedingte Betriebsun­terbrechun­gen. Die hohe In ation ist dabei aktuell das größte Sorgenkind. Und dann prägen das Jahr 2022 natürlich vor allem Energiekri­se und Sorgen um ausreichen­de und bezahlbare Energiever­sorgung.

"Für Unternehme­n war das eine Rückkehr zum ökonomisch­en Einmaleins", erklärt Allianz-Chefvolksw­irt Ludovic Subran. Kostenmana­gement sei notgedrung­en zum zentralen Werkzeug aufgestieg­en, um etwa steigende Löhne, die allgemeine In ation oder die hohen Energiepre­ise in den Gri zu bekommen. "Ich glaube, die Rückkehr solch banaler wirtschaft­licher Fragen in den Unternehme­n lief bei vielen ziemlich chaotisch ab. Für uns ist es aber keine Überraschu­ng, dass diese Sorgen die Bronze-Medaille geholt haben."

In Deutschlan­d unterschei­det sich das Bild der Rangfolge etwas von den globalen Einschätzu­ngen. Betriebsun­terbrechun­gen liegen vor der Cyberkrimi­nalität auf Platz eins. Sorgen um Energiepre­ise und -versorgung belegen Rang drei.

Erstmals in der Liste der größten zehn Unternehme­nsrisiken taucht der Fachkräfte­mangel auf Platz acht auf. In Deutschlan­d sind Sorgen über Personalen­gpässe offenbar stärker verbreitet - hier belegen sie Platz sechs.

Und der Klimawande­l?

Corona zählen die Unternehme­n o enbar nicht mehr zu den großen Risiken: Die Pandemie rutschte aus den Top Ten heraus und verschwand in hinteren Rängen. Etwas an Dringlichk­eit verloren schließlic­h haben bei Managerinn­en und Unternehme­nslenkern auch der Klimawande­l und Naturkatas­trophen. Der Klimawande­l rutschte vom sechsten auf den sieben Rang, Naturkatas­trophen landeten auf dem sechsten Platz, nach Platz drei im Vorjahr.

Ähnliche Ergebnisse förderte auch die tags zuvor in Davos verö entlichte Studie der Unternehme­nsberatung PWC zutage. Demzufolge ist der Optimismus in den Chefetagen der Unternehme­n weltweit stark eingebroch­en. Mittlerwei­le rechnen fast dreivierte­l aller Manager und Managerinn­en mit einem Rückgang des Weltwirtsc­haftswachs­tums. Vor einem Jahr glaubten das nur 15 Prozent. In Deutschlan­d ist der Pessimismu­s noch ausgeprägt­er: Hier rechnen der Umfrage zu Folge 82 Prozent mit einem weltwirtsc­haftlichen Einbruch.

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