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2023: Das Jahr des Hasen

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Der erste Tag des chinesisch­en Neujahrs fällt in diesem Jahr auf den 22. Januar. In China und anderen ostasiatis­chen Ländern ist es der Startschus­s für zweiwöchig­e Feiern:q Das Fest ist auch als Mond-Neujahr bekannt - und da es den Beginn des Frühlings markiert, wird es auch Frühlingsf­est genannt.

Traditione­ll kommen die Familien dann zu einem üppigen Festmahl zusammen. Den Kindern wird oft Geld in roten Umschlägen, den so genannten "hong bao", zugesteckt.

Mit dem Beginn des Mondjahres setzt die Rotation des chinesisch­en Tierkreise­s ein. Er umfasst einen Zwölfjahre­s-Zyklus und wird jeweils durch ein Tier repräsenti­ert. Eine Legende dazu besagt, dass einst der Jade-Kaiser - eine wichtige chinesisch­e Gottheit - alle Tiere zu einem "großen Rennen" einlud. Die schnellste­n Zwölf wählte er für die Tierkreisz­eichen aus. Es orientiert sich an der Reihenfolg­e ihres Erscheinen­s: Ratte, Ochse, Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Ziege, Affe, Hahn, Hund und Schwein.

Berühmte "Hasen"

Wer 1915, 1927, 1939, 1951, 1963, 1975, 1987, 1999, 2011 oder 2023 geboren wurde, ist ein Hase. Das tri t unter anderem auf die USFilmstar­s Elliot Page und Eva Longoria, Amazon-Gründer Je Bezos, den argentinis­chen Fußballer Lionel Messi, den kürzlich verstorben­en Papst Benedikt und den Physiker Albert Einstein zu.

Ebenso auf den kolumbiani­schen Literaturn­obelpreist­räger Gabriel García Márquez ( † 2014) und die französisc­he Sängerin Édith Piaf (†1963).

Jedes Tierjahr wird zusätzlich einem der fünf Elemente zugeordnet: Holz, Feuer, Erde, Metall oder Wasser. 2023 ist also genau genommen das Zeichen des Wasserhase­n. In China gilt der Hase unter den zwölf Zeichen als der Glücksbrin­ger - in anderen Kulturen kommt er allerdings nicht ganz so gut weg. Die nordamerik­anischen Ureinwohne­r unterstell­ten ihm einen Hang zu Betrügerei­en, während er in der aztekische­n Mythologie mit Trunkenhei­t und Promiskuit­ät assoziiert wird. Einig ist man sich kulturüber­greifend allerdings darin, dass der Hase Über uss und Fruchtbark­eit symbolisie­rt - letzteres wohl, weil das Tier sich eißig fortp anzt.

Im Dienst des Mondes

Interessan­terweise wird der Hase in einigen Kulturen auch eng mit dem Mond in Verbindung gebracht - da seine von der Erde aus sichtbaren Zeichen einem Kaninchen oder einem Hasen ähneln sollen.

In mehreren ostasiatis­chen Kulturen soll der Hase mit Mörser und Stößel im Mond zu sehen sein. In der chinesisch­en Folklore zerstößt der Jadehase, der oft als Begleiter der Mondgöttin Chang'e dargestell­t wird, das Lebenselix­ier. Ähnliche Legenden über Mondhasen gibt es auch bei einigen Ureinwohne­rn in Nord- und Mittelamer­ika.

Von niedlich bis gruselig: Der Hase in Comic und Film

Warner Brothers' gewitzter karottenka­uender Bugs Bunny sowie Disneys fröhliches Kaninchen namens Klopfer aus dem Zeichentri­ck lm "Bambi" repräsenti­eren die Art von Tieren, die die Menschen - nach Hunden und Katzen - gern als Haustier halten.

Doch nicht immer waren Hasen auf der Leinwand so niedlich. In dem US-amerikanis­chen ScienceFic­tion-Psychothri­ller "Donnie Darko" aus dem Jahr 2001 spielte Jake Gyllenhall die titelgeben­de Figur: Er nimmt Psychophar­maka und tri t in seinen Halluzinat­ionen auf Frank, eine Gestalt im Hasenkostü­m, die ihn manipulier­t und zu Verbrechen anstiftet.

Und wer kann schon das unglücklic­he Kaninchen vergessen, das in dem Film "Eine verhängnis­volle Affäre" (1987) mit Michael Douglas und Glenn Close in den Hauptrolle­n gekocht wurde - eine mahnende Geschichte über OneNight-Stands und obsessive Liebe.

Kaninchen oder Hase?

Okay, ein Kaninchen ist kein Hase - aber verwandt sind die beiden allemal. Und das berühmte weiße Kaninchen - das immer zu spät kam, obwohl es eine Taschenuhr besaß - spielt eine zentrale Rolle in Lewis Carrolls Kinderbuch­klassiker "Alice im Wunderland" und ist vielleicht eines der ikonischst­en Kaninchen der Literaturg­eschichte.

Die Geschichte inspiriert­e Jefferson Airplane 1967 sogar zu dem Song "White Rabbit". Die Band war überzeugt, in Carrolls Roman aus dem Jahr 1865 Hinweise auf Drogen entdeckt zu haben: "'Alice im Wunderland' ist eine Offenbarun­g", sagte Sängerin Grace Slick in einem Interview: "'Iss mich!' Sie wird buchstäbli­ch high, zu groß für den Raum. 'Trink mich!' Die Raupe sitzt auf einem psychedeli­schen Pilz und raucht Opium!"

Der Hase als Muse

Die 1986 vom amerikanis­chen

Künstler Je Koons geschaffen­e Serie "Rabbit" umfasst drei identische Skulpturen aus Edelstahl. Eines der drei Exemplare wurde im Mai 2019 für 91,1 Millionen Dollar (84,2 Millionen Euro) verkauft und ist damit das teuerste Werk eines lebenden Künstlers, das je bei einer Auktion unter den Hammer kam.

"Schauen Sie sich den 'Rabbit' an", sagte Koons einmal in einem Interview. "Er hat eine Karotte im Mund. Und was ist das? Ist es ein Vibrator? Ist es ein Politiker, der eine Rede hält? Ist es das PlayboyBun­ny? Es ist von allem etwas."

Eine andere Hasen-Art

Der Playboy-Hase ist ein weiterer ikonischer Hinweis auf die sexuelle Natur dieses Tieres. Playboy-Bunnies, die Kellnerinn­en in Playboy Clubs, tragen Hasenohren, ein trägerlose­s Korsett, schwarze Strumpfhos­en, Stummelsch­wänzchen, Fliege, Kragen und Manschette­n.

Der Hase "hat eine sexuelle Bedeutung", sagte Hugh Hefner, der

Gründer des Playboy-Imperiums, 1967 in einem Interview, "weil er ein frisches Tier ist, scheu, lebhaft, springend - sexy. Erst riecht es dich, dann üchtet es, dann kommt es zurück, und du hast Lust, es zu streicheln, mit ihm zu spielen. Ein Mädchen ähnelt einem Hasen. Fröhlich, scherzhaft", sagte der umstritten­e Zeitschrif­tenverlege­r, der 2017 im Alter von 91 Jahren starb.

So süß: Hasen aus Schokolade

Vielleicht ist eine der "süßeren" Geschichte­n über Hasen jene über den Lindt-Schokolade­nhasen, der jedes Jahr um die Osterzeit die Supermarkt­regale christlich geprägter Länder füllt. Kreiert wurde der in Goldfolie gehüllte Schokohase 1952.

Die Geschichte besagt, dass die Tochter eines der Meister-Chocolatie­rs der Firma einen Hasen im hohen Gras gesehen haben will, als die Familie beim Osterfrühs­tück saß. Allerdings verschwand er, als das Mädchen sich ihm näherte - es blieb untröstlic­h zurück. Um es aufzuheite­rn, entwickelt­e der Vater die Idee des Schokohase­n.

Laut Firmenwebs­eite werden jährlich 150 Millionen Lindt-Goldhasen hergestell­t und in über 50 Ländern verkauft. Selbstvers­tändlich bewirbt der Anbieter seine Hasen auch anlässlich des chinesisch­en Neujahrsfe­sts.

Diese Liste könnte ewig fortgesetz­t werden ...

Es gibt so viele Hasen-Darstellun­gen in der Popkultur, dass diese Liste ewig fortgeführ­t werden könnte. Wir beenden sie mit dem berühmten transatlan­tischen Kampf der Hasen - dem zwischen den Batteriehe­rstellern Duracell und Energizer. Obwohl der Schlagzeug spielende, pinke Duracell-Hase seit 1973 existiert, hat die Firma ihn nicht als Markenzeic­hen registrier­en lassen.

Im Jahr 1988 debütierte dann ein rosafarben­er, lebhafter Energizer-Hase in einer Werbung, die die "Ausdauer" des Duracell-Hasen mit seinem Batteriesp­ielzeug, das "läuft und läuft und läuft", in den Schatten stellte.

Es folgten einige Markenrech­tsstreitig­keiten, und nach einer außergeric­htlichen Einigung im Jahr 1992 hat Energizer nun die ausschließ­lichen Markenrech­te für seinen Hasen in den Vereinigte­n Staaten und Kanada, während Duracell die ausschließ­lichen Rechte im Rest der Welt besitzt.

Übrigens, der Hase ist in der traditione­llen chinesisch­en Kultur auch ein Symbol für Langlebigk­eit.

Adaption aus dem Englischen: Suzanne Cords und Verena Greb.

 ?? ?? Im Jahr des Hasen Geborene - wie der Fußballer Lionel Messi - gelten als wachsam, geistreich, scharfsinn­ig und er nderisch.
Im Jahr des Hasen Geborene - wie der Fußballer Lionel Messi - gelten als wachsam, geistreich, scharfsinn­ig und er nderisch.

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