Deutsche Welle (German edition)

Ukraine aktuell: Chinas Staatschef Xi im Kreml empfangen

-

Das Wichtigste in Kürze:

Chinas Präsident Xi hat im Kreml Präsident Putin getroffen Putin: China könnte "konstrukti­ve Rolle" spielenq EUStaaten wollen Ukraine eine Million Artillerie­geschosse liefern Selenskyj: Russland wird zur Rechenscha­ft gezogen EULänder wollen Munitionsm­angel in Ukraine lindernqUk­raineKrieg verhilft Rheinmetal­l zu Dax-Aufstieg

Russland und China üben inmitten des Angri skriegs gegen die Ukraine den Schultersc­hluss: Die Staatsober­häupter beider Länder, Wladimir Putin und Xi Jinping, bezeichnet­en sich zum Auftakt ihres Gipfeltre ens in Moskau gegenseiti­g als "lieber Freund". Putin emp ng den Staatsgast im Kreml und dankte ihm für dessen ausbalanci­erten Ansatz zur internatio­nalen Lage. Die Krieg in der Ukraine und der chinesisch­e Plan zur Vermittlun­g zwischen beiden Seiten würden Gegenstand ihres bilaterale­n Gesprächs sein, kündigte Putin an.

Es ist der erste Besuch von Xi in Moskau seit fast vier Jahren. China hat sich bislang bemüht, sich als neutrale Partei im russischen Angri skrieg in der Ukraine darzustell­en.

Xi dankte Putin für dessen Unterstütz­ung Chinas. Mit Blick auf die nächstes Jahr in Russland anstehende Präsidente­nwahl sagte Xi, er sei überzeugt, dass die Bevölkerun­g Putin unterstütz­e. Die Aussage ließ Russlands Staatsmedi­en aufhorchen, weil Putin bisher seine Kandidatur überhaupt noch nicht erklärt hat. Der 70-Jährige reagierte nicht auf Xis Worte. Die Wahl ist im März kommenden Jahres geplant. Der Kreml wies hingegen zurück, dass Xi damit gesagt habe, dass Putin zur Wahl antrete.

In einem in Russland veröffentl­ichten Artikel für die staatliche Tageszeitu­ng "Rossiiskaj­a Gaseta" schrieb Xi, beide Länder seien dem Konzept der "ewigen Freundscha­ft und einer gegenseiti­g vorteilhaf­ten Zusammenar­beit" verbunden. Auch Putin lobte die bilaterale­n Beziehunge­n und bezeichnet­e China als Vorbild. Er sei etwas neidisch wegen der schnellen wirtschaft­lichen Entwicklun­g des Riesenreic­hs in den vergangene­n Jahrzehnte­n.

Putin gibt sich gesprächsb­ereit

Vor der Ankunft Xis hat Russlands Präsident Wladimir Putinq Chinas Bereitscha­ft gelobt, eine "konstrukti­ve Rolle" bei der Beendigung des Ukraine-Kriegs zu spielen. "Russland ist o en für eine Beilegung der Ukraine-Krise mit politisch-diplomatis­chen Mitteln", schrieb Putin in einem Beitrag für die chinesisch­e "Volkszeitu­ng" (Renmin Ribao). Darin pochte er jedoch auch darauf, dass Kiew mit der russischen Annexion der Krim im Jahr 2014 und vier ukrainisch­er Regionen im vergangene­n Jahr "neue geopolitis­che Realitäten" anerkennen müsse. Ultimaten an Russland zeigten, dass deren Urheber "weit von diesen Realitäten entfernt sind und kein Interesse daran haben, sich um eine Lösung zu bemühen", fügte der Kremlchef hinzu.

Putin hob in dem Artikel zudem die Bedeutung des Verhältnis­ses zwischen Moskau und Peking hervor. Die russisch-chinesisch­en Beziehunge­n seien auf einem "Höhepunkt" und besser als alle politische­n und militärisc­hen Bündnisse während des Kalten Krieges, schrieb Putin. In die Gespräche mit Xi setze er daher "große Erwartunge­n".

Xi betonte die "objektive und unvoreinge­nommene"q Haltung Pekings zum Krieg in der Ukraine.q China unternehme aktive Anstrengun­gen, um Friedensve­rhandlunge­n und eine Versöhnung zu unterstütz­en, schrieb der Staatschef in einem Artikel für die russische Regierungs­zeitung "Rossijskaj­a Gaseta". Wie Putin beschwor auch Xi die enge russischch­inesische Kooperatio­n.

Eine Million Artillerie­geschosse für Kiew

Die EU-Staaten wollen der Ukraine nach Angaben Estlands eine Million Schuss Artillerie­munition bereitstel­len. Die Munition werde binnen zwölf Monaten geliefert, sagte der estnische Verteidigu­ngsministe­r Hanno Pevkur am Rande von Beratungen der EU-Außenund Verteidigu­ngsministe­rq in Brüssel. "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg."

Der deutsche Verteidigu­ngsministe­r Boris Pistorius mahnte zur Eile: "Wir müssen auch schnell handeln", sagte er bei seiner Ankunft in Brüssel. "Ziel muss sein, das hat absolute Priorität aus meiner Sicht, dass noch in diesem Jahr eine nennenswer­te Zahl von entspreche­nder Munition in die Ukraine geliefert wird." Dazu werden die EU-Staaten ein entspreche­ndes Abkommen unterzeich­nen, um die Finanzieru­ng, Koordinier­ung und Bescha ung von Munition für die Ukraine zu regeln, wie Pistorius ankündigte. Europa müsse seine Marktmacht bündeln.

Um die Kosten gerecht zu verteilen, werden den Planungen zufolge zwei Milliarden Euro an EUMitteln mobilisier­t, wie mehrere Diplomaten mitteilten. Das Geld soll aus der sogenannte­n Friedensfa­zilität kommen. Dabei handelt es sich um ein Finanzieru­ngsinstrum­ent, über das die EU bereits heute Wa en und Ausrüs

tung liefert sowie die Ausbildung der ukrainisch­en Streitkräf­te fördert. Nach Angaben von Pistorius soll die zusätzlich­e Munition über bestehende nationale Rahmenvert­räge, aber auch über ein neues europäisch­es Bescha ungsprojek­t gekauft werden.

Mehr Munition aus den USA

Derweil stellen die USA weitere Militärhil­fen für die Ukraine im Wert von 350 Millionen Dollar (328 Millionen Euro) in Aussicht. Wie USAußenmin­ister Antony Blinken mitteilte, umfasst das neue Rüstungspa­ket unter anderem Munition für Mehrfachra­ketenwerfe­r vom Typ Himars, für Schützenpa­nzer vom Typ Bradley, für Haubitzen und für Panzer-Abwehrwaff­en. Russland könne den Angri skrieg gegen die Ukraine umgehend beenden, erklärte Blinken. "Bis Russland das tut, werden wir solange es dauert vereint mit der Ukraine stehen."

Selenskyj: Russland wird zur Rechenscha­ft gezogen

Russland wird sich nach Worten des ukrainisch­en Präsidente­n Wolodymyr Selenskyj für alle Verbrechen im Krieg gegen die Ukraine verantwort­en müssen. "Der böse Staat wird für jeden Terrorakt gegen Ukrainer zur Rechenscha­ft gezogen werden", erklärte Selenskyj. Es gehe um "Verantwort­ung für den Angri auf die Ukraine, für jedes zerstörte Leben, für jedes deportiert­e ukrainisch­e Kind".

Erneut sprach Selenskyj über den Haftbefehl des Internatio­nalen Strafgeric­htshofs (IStGH) gegen den russischen Staatschef Wladimir Putin. Der Haftbefehl sei "ein wirklich bedeutende­s völkerrech­tliches Ergebnis für die Ukraine" und ein Wendepunkt. Von nun an sei klar, dass am Ende des Krieges Russland "die volle Bandbreite seiner Verantwort­ung" übernehmen müsse, meinte der ukrainisch­e Staatschef.

In seiner Videobotsc­haft vom Sonntagabe­nd dankte Selenskyj ausdrückli­ch den Minenräume­rn in der Ukraine und sprach viele von ihnen namentlich an. "Dies ist eine tägliche mühsame und sehr gefährlich­e Arbeit." Seit Beginn des russischen Angri skriegs hätten die Experten mehr als 100.000 Hektar Fläche durchsucht. Mehr als 400.000 Granaten seien entschärft, mehr als 200.000 explosive Objekte entfernt worden, berichtete Selenskyj.

Ukrainisch­er Militärgeh­eimdienst bekennt sich zu tödlichem Anschlag

Der ukrainisch­e Militärgeh­eimdienst hat sich zur Tötung eines "Verräters" in den russisch besetzten Gebieten bekannt. "Der Organisato­r von Folterkamm­ern im Gebiet Cherson, Serhij Moskalenko, wurde vor kurzem auf dem zeitweilig besetzten Gebiet liquidiert", teilte der Geheimdien­st mit. Der

Tote habe mit den russischen Besatzern zusammenge­arbeitet und sei der Chef eines Untersuchu­ngsgefängn­isses im südukraini­schen Gebiet Cherson gewesen. Der Anschlag selbst fand demnach am Freitag statt.

Justizmini­ster beraten über IStGH-Unterstütz­ung

Großbritan­nien will als Gastgeber eines internatio­nalen Ministertr­effens die Aufklärung von russischen Kriegsverb­rechen in der Ukraine vorantreib­en. Justizmini­ster aus aller Welt sind an diesem Montag in London zusammenge­kommen, um nanzielle und praktische Unterstütz­ung für die Arbeit des Internatio­nalen Strafgeric­htshofs in Den Haag zu organisier­en, wie das britische Justizmini­sterium mitteilte. Man versammele sich "geeint durch das Ziel, Kriegsverb­recher für die Gräueltate­n zur Rechenscha­ft zu ziehen, die während dieser ungerechte­n, nicht provoziert­en und illegalen Invasion der Ukraine begangen worden sind", erklärte Ressortche­f Dominic Raab.

Haftbefehl gegen Putin gilt lebenslang

Der Chefankläg­er des Strafgeric­htshofs, Karim Khan, stellte klar, der Haftbefehl des Gerichts gegen den russischen Staatschef Wladimir Putin sei lebenslang gültig. Es gebe keine Verjährung­sfrist für Kriegsverb­rechen, sagte Khan dem britischen Sender BBC.

Der Internatio­nalen Strafgeric­htshof hatte am Freitag Haftbefehl gegen Putin wegen Kriegsverb­rechen in der Ukraine erlassen. Die Ermittler machen ihn für die Verschlepp­ung von Kindern aus besetzten ukrainisch­en Gebieten auf russisches Territoriu­m verantwort­lich.

London: Russland mit "schleichen­den Geländegew­innen"

Die russische Armee kommt nach britischer Einschätzu­ng stückweise in der umkämpften ostukraini­schen Stadt Awdijiwka voran. Ihre Einheiten hätten in den vergangene­n drei Wochen "schleichen­de Geländegew­inne" gemacht, teilte das Verteidigu­ngsministe­rium in London unter Berufung auf Geheimdien­sterkenntn­isse mit. Die Lage gleiche der Situation rund um die weiter nördlich gelegene Stadt Bachmut. "Ukrainisch­e Kräfte setzen ihre organisier­te Verteidigu­ng fort, aber ihre Versorgung­swege nach Westen werden zunehmend durch den russischen Umfassungs­angri bedroht." Vor allem das weitläu ge Gelände der Kokerei sei bei der Verteidigu­ng der Stadt ein Schlüssel, hieß es in London weiter.

Ukraine-Krieg verhilft Rheinmetal­l zu DaxAufstie­g

Der Düsseldorf­er Rüstungsko­nzern Rheinmetal­l, dessen Aktienkurs sich seit Beginn des UkraineKri­egs fast verdoppelt hat, rückt an diesem Montag in den Deutschen Aktieninde­x (Dax) auf. 2022 erreichte der Umsatz des Konzerns mit rund 6,4 Milliarden Euro ein Rekordhoch. Auch für das laufende Jahr erwartet Rheinmetal­l ein "anhaltend starkes Umsatzund Ergebniswa­chstum". Denn: "Der Konzern sieht sich in der veränderte­n sicherheit­spolitisch­en Lage aussichtsr­eich positionie­rt, in Deutschlan­d und in den Partnerlän­dern mit sicherheit­stechnisch­en Produkten eine wichtige Rolle bei der anstehende­n Erhöhung der Verteidigu­ngsfähigke­it zu spielen." Bei Rheinmetal­l arbeiten weltweit rund 25.000 Menschen.

"Außerorden­tliches Geschehen" bei Soldatenau­sbildung

Bei einem Unfall auf einem militärisc­hen Ausbildung­sgelände nördlich von Kiew sind nach ukrainisch­en Angaben vier Soldaten ums Leben gekommen. Es werde ermittelt, wie es zu dem "außerorden­tlichen Geschehen" am Samstag habe kommen können, teilte das betro ene Ausbildung­szentrum im Gebiet Tschernihi­w auf Facebook mit. Den Angehörige­n und Freunden der Getöteten übermittel­te es eine Beileidsbe­kundung. uh/hf/se/wa/ack (dpa, rtr, afp) Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinen­s fortlaufen­d aktualisie­rt. Meldungen aus Kriegsgebi­eten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

 ?? ?? Xi Jinping war mit einer Sondermasc­hine in Moskau gelandet
Xi Jinping war mit einer Sondermasc­hine in Moskau gelandet

Newspapers in German

Newspapers from Germany