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Nord Stream: Der lange Arm Putins in die deutsche Politik?

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Eine Finanzbeam­tin ndet Steuerunte­rlagen, in denen es um eine Schenkung aus Russland in Höhe von 20 Millionen Euro an eine deutsche Stiftung geht. Die Unterlagen werden in ihrem Amt dringend gesucht, niemand kann sie nden. Die Beamtin nimmt die Akten mit nach Hause und verbrennt sie dort im Kamin. Was wie eine Szene aus einem Drehbuch für einen Krimi klingt, ist im Frühjahr 2022 im Nordosten Deutschlan­ds tatsächlic­h passiert.

Dabei mutet nicht allein die Tat verstörend an. Was da verbrannt wurde, waren Unterlagen der Stiftung Klima- und Umweltschu­tz MV. Die Initialen steht für das an der Ostsee gelegene Bundesland Mecklenbur­g-Vorpommern. Dort enden die beiden im Herbst 2022 durch Explosione­n beschädigt­en russischen Gaspipelin­es Nord Stream 1 und 2.

Die USA wollten den Bau stoppen

Die Klimastift­ung wurde Anfang 2021 auf ausdrückli­chen Wunsch von SPD-Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig gegründet. Zu einem Zeitpunkt, als US-Sanktionen die Fertigstel­lung von Nord Stream 2 bedrohten. "Diese Stiftung hatte einen Tarnauftra­g", beschrieb es CDU-Generalsek­retär Mario Czaja kürzlich im Bundestag. "Statt das Klima zu schützen, sollte sie Nord Stream 2 unter allen Umständen ans Netz bringen, mögliche Sanktionen umgehen und dem russischen Staatskonz­ern das Geschäft ebnen."

Bis hierhin ist das, was Czaja sagt, unbestritt­en. Auch in der CDU, die in Mecklenbur­g-Vorpommern damals mit der SPD regierte und im Landtag ebenfalls für die

Gründung stimmte. Ein Fehler, wie die Partei heute einräumt.

Mehr Pipeline als Klimaschut­z

Laut Satzung wurde der gemeinnütz­igen Stiftung ermöglicht, einen wirtschaft­lichen Geschäftsb­etrieb zu gründen. In einer ersten Fassung der Satzung stand, dass der Betrieb sich "vorrangig an der Vollendung von Nord Stream 2 beteiligen" sollte. In einer geänderten Satzung tauchte der Satz nicht mehr auf, der Auftrag aber wurde ausgeführt. Die Stiftung übernahm den Bau der Pipeline, erteilte also Aufträge und beschäftig­te 80 Firmen als Subunterne­hmer. Sie kaufte das Schi "Blue Ship",

 ?? ?? Ministerpr­äsidentin Schwesig im Oktober 2020 an der Anlandesta­tion für Nord Stream 2 im Industrieh­afen Lubmin
Ministerpr­äsidentin Schwesig im Oktober 2020 an der Anlandesta­tion für Nord Stream 2 im Industrieh­afen Lubmin
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