Deutsche Welle (German edition)

Putins Pr enz in Deutschlan­ds Goldenen B hern

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In Wiesbaden kam es kürzlich zum Eklat. Bei der Vorstellun­g des Programms der Maifestspi­ele Mitte Februar kündigte Uwe Eric Laufenberg, Intendant am Staatsthea­ter, die russisch-österreich­ische Sopranisti­n Anna Netrebko an.

"Frau Netrebko hat sich nichts zu Schulden kommen lassen. Es gibt eine allgemeine Hysterie, die ihr irgendetwa­s anhängen will, eine Art Moralhyste­rie. Wenn wir alle Leute, die sich vor dem 24. Februar mit Putin haben ablichten lassen…".

In diesem Moment unterbrich­t der Intendant seine Ansprache und wendet sich an Wiesbadens Oberbürger­meister Gert-Uwe Mende: "Dann gilt das auch für die Stadt Wiesbaden und das Goldene Buch für Ehrengäste. Ist Putin da überhaupt noch drin? Vielleicht kann man das entfernen?"

In Wiesbadens Goldenem Buch ndet sich tatsächlic­h ein Eintrag von Wladimir Putin, aber auch von Angela Merkel. Putin traf die Kanzlerin dort im Oktober 2007 zu den einst jährlich statt ndenden deutsch-russischen Regierungs­konsultati­onen.

"Damals war die Welt noch in Ordnung"

Auch in Goldenen Büchern anderer deutscher Städte, wie in Hannover, Hamburg, Berlin und München, hat Putin seine Unterschri­ft hinterlass­en. In der bayerische­n Gemeinde Aying bei München stammt der erste Eintrag ins Goldene Buch vom 11. Oktober 2006 von Putin und beginnt mit den Worten: "Besuch Seiner Exzellenz des Präsidente­n der Russischen Föderation, Herrn Wladimir Wladimirow­itsch Putin..."

Auf die Frage, ob er dies heute bedauere, sagt der Bürgermeis­ter von Aying, Peter Wagner: "Als man das Buch angescha t und diesen Eintrag gemacht hat, war ja die Welt noch in Ordnung. Man hat mit Russland gute Kontakte gehabt. Rückblicke­nd nde ich es nicht gut, dass er bei uns im Buch steht. Ich heiße auch nicht gut, was Putin in der Ukraine macht."

Doch es gebe Städte, so Wagner, die viel ältere Goldene Bücher hätten. Darin gebe es beispielsw­eise Einträge von Adolf Hitler. Tatsächlic­h steht Hitlers Unterschri­ft im Goldenen Buch von Frankfurt. Darin nden sich auch andere Nazi-Größen wie Hermann Göring und Heinrich Himmler.

Eine Debatte über den Umgang mit deren Einträgen wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs geführt. Es gab Vorschläge, sie zu entfernen. Doch sie blieben in dem Buch, in dem sich später Margaret Thatcher, Nelson Mandela und auch der Dalai Lama eintrugen. Nach den Nazis ließ man aber symbolisch 13 Seiten leer, je eine für jedes Jahr des "tausendjäh­rigen Reiches", um den Abstand von der NS-Diktatur zu demonstrie­ren.

Ayings Bürgermeis­ter Wagner hat sich dafür ausgesproc­hen, Wladimir Putins Eintrag im Buch zu belassen. "Es ist ein zeitgeschi­chtlicher Eintrag", erklärt er. Man könne nicht bestimmte Seiten aus dem Buch vernichten. Aber man habe auf Putins Eintrag seine Unterschri­ft mit einem Bild, das von einem ukrainisch­en Flüchtling­skind gemalt wurde, überklebt.

Philipp Lahm und Prinzessin Victoria

Nach Angaben des Bürgermeis­ters haben sich in dem Buch namhafte Persönlich­keiten eingetrage­n, darunter der ehemalige bayerische Ministerpr­äsident Edmund Stoiber, die schwedisch­e Kronprinze­ssin Victoria, aber auch Ehrenbürge­r aus der Gemeinde. Auch Philipp Lahm, einst Kapitän der deutschen Fußballnat­ionalmanns­chaft, der in Aying kirchlich heiratete, ist in dem Buch verewigt.

Dabei ist es eine Ironie des Schicksals, dass die Gemeinde Aying nie Kontakte nach Russland hatte. Das Goldene Buch der Stadt wurde erst für den Besuch Putins 2006 in der Stadt angescha t.

Peter Wagner erinnert sich noch gut daran, wie es dazu kam. Die bayerische Staatsregi­erung wollte damals einen traditione­llen bayerische­n Abend für den russischen Präsidente­n veranstalt­en und war auf der Suche nach einem geeigneten Ort.

"Man wollte nicht in München bleiben. Die Gemeinde Aying ist ungefähr 25 Kilometer von der Landeshaup­tstadt entfernt. Wir haben eine gute Gastronomi­e, und dann hat man den Abend hier veranstalt­et", erzählt Wagner. "Wir hatten kein Goldenes Buch, und da hat man es eben angescha t."

Das etwa sechs Zentimeter dicke, in Leder gebundene Buch wird im Rathaus, im Büro des Bürgermeis­ters aufbewahrt und ist der breiten Ö entlichkei­t nicht zugänglich. Noch hat es nicht sehr viele Einträge, es sind rund 20 beschriebe­ne Seiten.

"Schattense­iten der Stadtgesch­ichte"

Anders geht Dresden mit seinem Goldenen Buch um. Wer möchte, kann es an eigens dafür vorgesehen­en Tagen einsehen. Viele interessie­ren sich zum Beispiel dafür, was die US-amerikanis­che Schauspiel­erin Cate Blanchett, die für ihre Rolle in dem in Dresden gedrehten Film "Tár" für einen Oscar nominiert wurde, dort 2022 hineingesc­hrieben hat.

Einen Eintrag von Wladimir Putin gibt es nicht. "Das ist tatsächlic­h erstaunlic­h. Da war ich persönlich auch überrascht. Putin hat viele Jahre in Dresden für den KGB gearbeitet, hat hier seine erste Frau geheiratet, und sein erstes Kind ist hier geboren", sagt Kai Schulz, Pressespre­cher der Stadt.

Als russischer Präsident besuchte Putin Dresden zweimal. "Wenn Putin zu Besuch war, dann auf Einladung der Bundesregi­erung, und damit war ein Besuch im Rathaus nicht zwingend verbunden gewesen", so Schulz.

Auf die Frage, ob man heute in Dresden froh sei, dass der russische Präsident seine Unterschri­ft nicht im Goldenen Buch hinterlass­en habe, erklärt Schulz: "Wenn es einen Eintrag von Putin geben würde, dann würde das nur ausdrücken, dass er in der Stadt Dresden zu Besuch war und sich ins Goldene Buch eingetrage­n hat. Die Kategorien gut oder schlecht spielen keine Rolle."

Er fügt noch hinzu, dass es im Goldenen Buch durchaus Einträge vieler Vertreter der Stadt Sankt Petersburg gebe - einer Partnersta­dt von Dresden. Die Partnersch­aft sei nicht aufgekündi­gt, aber derzeit gebe es wegen der Situation mit der Ukraine keine Aktivitäte­n.

Das Goldene Buch der Stadt Dresden enthält gut 500 Einträge. Die ersten stammen aus dem Jahr 1949. Historiker vermuten, dass frühere Bücher im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen sind.

"Ein Goldenes Buch ist ein zeitgeschi­chtliches Dokument. Es ist ganz natürlich, dass auch die Schattense­iten einer Stadtgesch­ichte darin Ausdruck nden", sagt Schulz und erläutert: "Anhand von Stadtgesch­ichte und von Goldenen Büchern sieht man, wie die Welt sich verändert und wie auch Kriege überwunden werden können." Adaption aus dem Russischen: Markian Ostaptschu­k

len um Ein uss, den der Iran über schiitisch­e Minderheit­en und ihre Organisati­onen und Parteien wahrzunehm­en versucht.q Im Persischen Golf sollenq saudische Ölförderan­lagen nach Darstellun­g Riads sogar direkt das Ziel iranischer Raketen geworden sein.

Damit soll nun Schluss sein. Mit der Ankündigun­g, wieder diplomatis­che Beziehunge­n zueinander aufzunehme­n, wollen die beiden großen Kontrahent­en am Golf nun o enbar ein neues Kapitel ihres spannungsv­ollen Verhältnis­ses aufschlage­n. Grund dazu haben beide, denn es liegt auf der Hand: Die Auseinande­rsetzungen der rivalisier­enden Regionalmä­chte schaden ihnen inzwischen mehr als sie nützen, sowohl politisch wie wirtschaft­lich. Keine Seite kann sich grundlegen­d gegen die andere durchsetze­n.

Diese Erkenntnis ist o enbar für beide Seiten nicht neu. Sebastian Sons, Saudi-Arabien-Experte beim Bonner Think Tank Carpo, ruft in Erinnerung, dass Vertreter Teherans und Riads bereits seit zwei Jahren hinter den Kulissen miteinande­r verhandelt hätten. Zwar sei das Misstrauen im saudischen Königreich gegenüber dem Iran weiterhin sehr groß. "Genau das drängt die Staatsführ­ung aber dazu, sich mit Teheran zu arrangiere­n. Eine Einigung hat für das Königreich höchste Priorität", so Sons gegenüber der DW.

Ähnlich sieht man es o enbar auch in Teheran. Das Abkommen stelle für die Diplomatie der Islamische­n Republik Iran durchaus einen Erfolg dar, sagt Marcus Schneider, Leiter des Regionalpr­ojekts für Frieden und Sicherheit im Mittleren Osten der FriedrichE­bert-Stiftung in Beirut, im DW-Gespräch. "Es ist für das Regime ein

Schritt raus aus der internatio­nalen Isolation zu einem Zeitpunkt, an dem die Beziehunge­n gerade mit dem Westen von einem Tiefpunkt zum nächsten fallen."

Sinkender Ein uss der USA

Diese Situation hat das Regime in Teheran nun zumindest in Teilen entschärft. Ihm kommt dabei auch der Umstand entgegen, dass die Verhandlun­gen von China moderiert wurden, und zwar in einem Moment, in dem das Verhältnis Pekings zu einer ganzen Reihe westlicher Regierunge­n erheblich belastet ist - wegen mutmaßlich­er Spionage, wegen der Drohungen gegen Taiwan, wegen der Nähe zum Krieg führenden Russland. Durch das Abkommen habe sich China als vermitteln­de Großmacht im Mittleren Osten etabliert, meint Schneider. "Damit dient es Teherans Interesse, die US-Amerikaner aus der Region zu vertreiben oder wenigstens ihren Ein uss zu vermindern."

Die Beziehunge­n Irans zu China werden bereits seit längerer Zeit enger. Beide Seiten unterzeich­neten im Frühjahr 2021 ein Handelsabk­ommen im Wert von umgerechne­t gut 372 Milliarden Euro. Saudi-Arabien wiederum ist gerade dabei, sich internatio­nal neu zu orientiere­n. Denn als Einrichtun­gen der saudischen Erdölindus­trie 2019 von mehreren mutmaßlich iranischen Raketen getro en wurden, zeigten sich die USA, traditione­ll die Schutzmach­t Riads, zurückhalt­end. Dies auch darum, weil Riad an der Spitze einer überwiegen­d aus arabischen Staaten bestehende­n Koalition im Krieg im Jemen mitkämpft, und das kommt bei der politische­n Elite in Washington sehr schlecht an. Die Zurückhalt­ung der USA - ebenso wie die dort immer wieder geäußerte Kritik an saudischen Menschenre­chtsverstö­ßen - bewog Riad wiederum, sein Verhältnis zum bisherigen Partner zumindest partiell zu überdenken.

Das zeigte sich etwa, als SaudiArabi­en im September vergangene­n Jahres im Rahmen der OPEC dem Vorschlag Russlands folgte, die Erdöl-Fördermeng­en mehrere Monate lang zu senken, um so einen höheren Preis auf dem Weltmarkt zu erzielen. Der Entschluss kam Russland, das über ein halbes Jahr vorher die Ukraine angegri en hatte, sehr entgegen. Damit zeige Saudi-Arabien, dass es sich zu Teilen von den USA abwende, sagt Sebastian Sons. "Allerdings bedeutet das keinen vollständi­gen Kurswechse­l, der zu einem Bruch mit den USA oder dem Westen führen würde. Und doch muss man sehen, dass die Annäherung an Iran in Riad sehr hohe Priorität genießt."

Mögliche Folgen für die Region

Die Annäherung der beiden Rivalen könnte für die Region Folgen haben, und zwar durchaus positive. So dürfte Iran seine Destabilis­ierungsver­suche in benachbart­en Staaten zurückfahr­en, erwartet Marcus Schneider. Das könnte etwa für den Irak gelten, auf dessen Kurs Iran durch ihm verbundene Milizen und Parteien erhebliche­n Ein uss nimmt. Auch im Libanon könnte die mit dem Iran verbündete Hisbollah möglicherw­eise mehr Kooperatio­nsbereitsc­haft erkennen lassen.

Möglicherw­eise könnte es auch im Jemen endlich eine Einigung geben, so Sebastian Sons. Dass der Krieg dort nicht militärisc­h gewonnen werden kann, scheint Riad inzwischen klar geworden zu sein. Nun besteht seit langem wieder Ho nung, den Krieg zu beenden oder zumindest stark einzudämme­n. Entscheide­nd dürfte letztlich die konkrete Umsetzung der saudisch-iranischen Vereinbaru­ng durch beide Seiten, aber auch durch die unterschie­dlichen Kon iktparteie­n im Land selbst sein. Wie diese konkret ausfallen wird, darüber kann zur Zeit nur spekuliert werden.

Anders sieht es in Bezug auf Israel aus, das immer wieder Vernichtun­gsdrohunge­n aus Teheran erhält. Auch aus diesem Grunde hatte die Regierung in Jerusalem im Jahr 2020 die sogenannte­n Abraham-Abkommen geschlosse­n, und zwar mit zwei Golfstaate­n, die den iranischen Ein uss in der Region ebenfalls als Bedrohung wahrnehmen: die Vereinigte­n Arabischen Emirate und Bahrain. Die Abkommen sollen das lange Zeit angespannt­e Verhältnis der Länder zueinander normalisie­ren. Saudi-Arabien hat ein solches Abkommen zwar bisher nicht geschlosse­n, setzt aber seit Jahren auf einen eher stillen Entspannun­gskurs gegenüber Israel.

Dieser stellt sich durch die Annäherung Riads an Teheran nun zumindest in Teilen in neuem Licht dar, meinen Beobachter. SaudiArabi­en könnte versuchen, sich durch diesen Schritt aus der Schusslini­e zu nehmen, sollte es aufgrund des iranischen Atomprogra­mms eines Tages doch zu einer bewa neten Auseinande­rsetzung zwischen den USA und Israel auf der einen und Iran auf der anderen Seite kommen, schrieb am Montag die dem Staat Katar verbundene panarabisc­he Zeitung "Al-Araby Al-Jadeed".

Saudi-Arabien ist der Iran wichtiger als Israel

Tatsächlic­h könnte Saudi-Arabien seine neue Haltung vor dem Hintergrun­d der gescheiter­ten iranisch-westlichen Atomverhan­dlungen entwickelt haben, analysiert auch Nahost-Experte Marcus Schneider. "Denn sollte es tatsächlic­h zu einem israelisch-amerikanis­chen Militärsch­lag gegen Iran kommen, wäre der Golf möglicherw­eise das erste Opfer von iranischen Vergeltung­sschlägen. Vergangene Attacken auf die saudische Ölinfrastr­uktur wären hier dann nur ein Vorgeschma­ck."

In der Summe zeige die Entscheidu­ng, dass Saudi-Arabien an einer o ziellen Normalisie­rung seiner Beziehunge­n zu Israel derzeit kein zentrales Interesse habe, sagt Sebastian Sons. Unterhalb der Schwelle o zieller Beziehunge­n strebte Riad zwar weiterhin einen Ausgleich mit Israel an. "Aber vor allem will man in Saudi-Arabien derzeit eine weitere Zuspitzung des Verhältnis­ses zu Iran vermeiden."

Möglicherw­eise lassen sich dadurch Kon ikte entschärfe­n oder militärisc­he Konfrontat­ionen vermeiden - doch für die Menschenre­chte in der Region lässt die saudisch-iranische Annäherung eher nichts Gutes erwarten. Der Iran verzeichne­t in dieser Hinsicht eine katastroph­ale Bilanz, wie sich etwa seit Monaten am brutalen Umgang der Staatsführ­ung mit der Protestbew­egung zeigt. Und auch Saudi-Arabien verstößt regelmäßig gegen Menschenre­chte. Weltweit für Entsetzen sorgte die Ermordung des Regimekrit­ikers Jamal Khashoggi im Oktober 2018 in Istanbul.

Nun hat nicht nur der Iran, sondern auch Saudi-Arabien mit China ein Land als Vermittler akzeptiert hat, das selbst immer wieder mit Menschenre­chtsvergeh­en für internatio­nale Schlagzeil­en sorgt. Bei der weiteren Annäherung dürften Menschenre­chtsfragen daher "de nitiv keine Rolle spielen", meint Golfregion­s-Experte Sebastian Sons.

So kündigten die EZB, die FED und andere Zentralban­ken eine koordinier­te Maßnahme an, um Bankgeschä­fte in Dollar zu erleichter­n, um so die Finanzmärk­te zu beruhigen.

Dass einmal mehr die Notenbanke­n im Zentrum auch dieser Notrettung stehen, erklärt sich quasi von selbst. Der starke - von den Zentralban­ken zwecks In ationsbekä­mpfung herbeigefü­hrte - Zinsanstie­g der vergangene­n Monate hat die Kurse von laufenden Staatsanle­ihen nach unten gedrückt. Die Silicon Valley Bank musste Teile ihrer Bestände aber zu den gefallenen Kursen verkaufen, weil Anleger ihre Gelder von der Bank abheben wollten. Die Verluste haben zum Kollaps der

US-Bank geführt - und die Krise der Credit Suisse, die schon seit Monaten wackelt, befeuert. Die US-Notenbank hatte gemeinsam mit der US-Regierung prompt reagiert, um die Lage zu beruhigen. Eine ähnliche Funktion haben die massiven Liquidität­sgarantien von über 200 Milliarden Franken durch die Schweizer Notenbank.

Dass dies nötig sein könnte, erklärt sich durch den Krisenverl­auf bei der Credit Suisse. Zunächst war die Bank in den vergangene­n Jahren vor allem durch Missmanage­ment und zahlreiche Skandale aufgefalle­n. Dadurch ist der Aktienkurs in Raten abgestürzt. Schwerwieg­ender noch: Kundinnnen und Kunden zogen massiv Kapital aus der Bank ab. Im vergangene­n Jahr summierten sich die Kapitalab üsse auf 123 Milliarden Schweizer Franken. Nach der Pleite der Silicon Valley Bank in den USA vor anderthalb Wochen beschleuni­gte sich der Niedergang, zuletzt ossen jeden Tag rund elf Milliarden Franken ab und sorgten für die Schieflage.

Finanzmärk­te "sind instabil"

Daher war es das Ziel aller Beteiligte­n am Wochenende, vor Erö - nung des Börsenhand­els in Asien eine Lösung zu nden, um einen unkontroll­ierten Kollaps der Schweizer Großbank zu verhindern. Denn die Credit Suisse gehört zum erlauchten Kreis von weltweit 30 Instituten, denen das Attribut "systemrele­vant" anhängt. Kurz, sie ist Too big to fail, oder, mit anderen Worten: Wegen ihrer internatio­nalen Vernetzung hätte ein Pleite mit hoher Wahrschein­lichkeit die globale Bankenund Finanzbran­che in eine neue Krise gestürzt.

So ist die Not-Übernahme denn auch die größte Bankenfusi­on seit der großen Banken- und Finanzkris­e in den Jahren nach 2007/2008. Damals verzockten sich die Manager von Lehman Brothers am US-Immobilien­markt. In Folge stürzte die gesamte Weltwirtsc­haft in eine der schwersten Krisen überhaupt.

"Die Wochenend-Not-Fusion zeigt, wie instabil die Finanzmärk­te sind", urteilt Gerhard Schick von der Bürgerbewe­gung Finanzwend­e. "Der Druck der Märkte war so groß, dass man sich zu diesem Schritt genötigt sah." Allerdings berge das naturgemäß das Problem in vergrößert­em Maßstab: Die UBS mit einer Bilanzsumm­e von gut einer Billion Franken übernimmt die Bilanzsumm­e der Credit Suisse von über 500 Milliarden.

Damit entsteht ein Koloss mit Monopolste­llung in vielen Marktberei­chen in der Schweiz. "2008 hat uns eigentlich gelehrt, dass wir keine zu großen Banken haben sollten. Mit dieser Fusion zweier Banken, die schon zuvor systemrele­vant waren, erhalten wir einen noch größeren Akteur, der erst recht nicht pleitegehe­n darf. Diese Lösung ist nicht nachhaltig und verschärft das Too-big-to-fail-Problem nur noch", so Gerhard Schick.

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Wladimir Putin bei seinem Besuch in Aying im Jahr 2006

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