Deutsche Welle (German edition)
Der Iran besitzt offenbar vielmehr angereichertes Uran als gedacht
Laut einem vertraulichen Bericht Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), der mehreren Nachrichtenagenturen vorliegt, beträgt die Menge an wa enfähigem Uran 4,74 Tonnen. Im Atomabkommen von 2015 war eine Höchstmenge von 202,8 Kilogramm vereinbart worden.
Trotz der erhöhten Uran-Anreicherung hat die IAEA einem separaten Bericht zufolge weitere Nachforschungen zu einer nicht gemeldeten Atomanlage in dem Land eingestellt. Die IAEA habe "keine weiteren Fragen", heißt es in dem zweiten Bericht, in dem es um den Standort Mariwan in der südlichen Provinz Fars geht. Die Atominspektoren würden die Angelegenheit "zum jet zigen Zeit - punkt" als erledigt ansehen. Sie hätten "plausible Erklärungen" aus Teheran erhalten.
Überwachungskameras sollen wieder in Betrieb gehen
Mariwan ist einer von insgesamt drei nicht gemeldeten Standorten mit mutmaßlichen Atomanlagen, an denen die IAEA kürzlich Uranpartikel ent deckt hatte. Als weitere Standorte nannte die IAEA Waramin und Turkusabad. Die Internationale Atomenergiebehörde hatte im März Fortschritte in ihren
Verhandlungen mit dem Iran über Inspektionen der dortigen Nuklearanlagen vermeldet. Nach einem
Besuch von IAEA-Direktor Rafael Grossi in dem Land erklärte Teheran sich bereit, die Überwachungskameras in mehreren Atomanlagen wieder in Betrieb zu nehmen. Teheran hatte im vergangenen
Jahr die Inspektionen stark eingeschränkt und die Überwachungskameras abgeschaltet.
Zudem vereinbarten beide Seiten im März verstärkte Inspektionen in der unterirdischen Atomanlage nahe der Stadt Fordo. Dort waren zuvor Uranpartikel mit einem fast waffenfähigen Reinheitsgrad entdeckt worden. Der Fund hatte die Sorgen des Westens verstärkt, dass der Iran sein Atomprogramm zum Bau von Atombomben nutzen könnte. Die Partikel waren der IAEA zufolge auf fast 84 Prozent angereichert. Zum Bau von Atombomben ist auf rund 90 Prozent angereichertes Uran notwendig. Der Iran bestreitet, in den Besitz von Atomwaffen gelangen zu wollen, und spricht von möglichen "unbeabsichtigten Schwankungen" bei der Urananreicherung.
Früherer US-Präsident Trump hatte Abkommen einseitig gekündigt
Im derzeit auf Eis liegenden Internationalen Atomabkommen mit dem Iran war 2015 für die Urananreicherung ein Schwellenwert von 3,67 Prozent vereinbart worden. Der frühere US-Präsident Donald Trump hatte die mühsam ausgehandelte Vereinbarung im Jahr 2018 einseitig aufgekündigt. Daraufhin zog sich auch der Iran schrittweise aus seinen Verp ichtungen aus dem Abkommen zurück.
bru/uh (dpa, afp, rtr)