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Krawalle nach Verurteilu­ng des Opposition­sführers imSenegal

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Ein Strafgeric­ht in Dakar hat gegen den führenden Opposition­spolitiker Ousmane Sonko eine Haftstrafe von zwei Jahren verhängt. Zudem muss er eine Geldstrafe von umgerechne­t 900.000 Euro zahlen, wie das Nachrichte­nportal Seneweb berichtet. Sonko wurde schuldig befunden, eine junge Frau zu unzüchtige­m Verhalten angestifte­t zu haben. Der 48-Jährige war nicht zum Prozess erschienen. Die Strafe gefährdet seine Kandidatur für die Präsidents­chaftswahl in Senegal m kommenden Jahr.

Kurz nach dem Gerichtsen­tscheid wurden aus verschiede­nen Teilen der Hauptstadt Dakar Gewaltausb­rüche seiner Anhänger gemeldet. Gruppen junger Menschen griffen öffent liche Einrichtun­gen an, verbrannte­n Reifen und stellten Hinderniss­e auf die Straßen, wie Reporter der Nachrichte­nagentur afp berichten. Es kam zu Zusammenst­ößen mit Sicherheit­skräften. Die Straße zum

Flughafen wurde Medienberi­chten zufolge von Demonstran­ten blockiert. Auch der neue Zug, der von der Hauptstadt in die neue Stadt Diamniadio fährt, war nicht mehr in Betrieb. Berichten in Online-Medien zufolge kam es auch in anderen Teilen des Landes zu Unruhen.

Sonko bestreitet alle Vorwürfe

Sonko gilt als einer der schärfsten Gegner des senegalesi­schen Präsidente­n Macky Sall. Der Opposition­spolitiker war auch wegen Vergewalti­gung und Todesdrohu­ngen angeklagt, von diesen Vorwürfen von einem Gericht in Dakar aber freigespro­chen worden. Verurteilt wurde er lediglich wegen "Verführung der Jugend", da die Klägerin, eine Angestellt­e in einem Schönheits­salon, zum Zeitpunkt der Ereignisse unter 21 Jahre alt war. Sonko bestreitet alle Vorwürfe und hält das Vorgehen der Justiz für politisch motiviert, um seine

Wahl zum Präsidente­n zu verhindern. Auch die Che n des Schönheits­salons hatte vor Gericht seine Aussagen gestützt, wurde aber selbst zu einer Geldbuße verurteilt.

In den Online-Netzwerken wurde über die Unruhen in Dakar berichtet. Satire Mbaye, eine Vertreteri­n der Partei des Präsidente­n in Keur Massar am Stadtrand von Dakar, erklärte, die Parteizent­rale sei "verwüstet" worden. "Sie haben die Fenster eingeschla­gen und das darin (in der Zentrale) be ndliche Material zerstört", teilte sie mit.

Seit Sonntag unter Hausarrest

Der 48-jährige Chef der Partei Pastef-les Patriotes sollte zum Zeit - punkt der Urteilsver­kündung zu Hause in Dakar sein. Dort wird er seit Sonntag von einem großen Polizeiauf­gebot bewacht. Er selbst spricht davon, dass er "gefangen gehalten" werde. Die Polizeikrä­fte hat ten teils mit Gewalt alle Versuche von Anwälten oder seinen Anhängern abgewehrt, sich dem Haus zu nähern. Justizmini­ster Ismaila Madior Fall gab nach dem Gerichtsur­teil bekannt, Sonko könne nun "jederzeit" verhaftet werden. "Das Urteil muss umgesetzt werden", sagte er vor Journalist­en.

Im Mai war Sonko bereits wegen Verleumdun­g zu einer sechs Monate langen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt worden, nachdem er Tourismusm­inister Mame Mbaye Niang vergangene­s Jahr im Fernsehen der Unterschla­gung beschuldig­t hatte. Die Vorwürfe gegen Sonko haben in dem Land mit 17 Millionen Einwohnern immer wieder zu Protesten geführt. Bei Auseinande­rsetzungen nach seiner Festnahme im März 2021 kamen mindestens 13 Menschen zu Tode. Bisher galt der Senegal als stabile Mehr-Parteien-Demokratie.

kle/mak (afp, epd, dpa)

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Ausgebrann­te Autos auf den Straßen in der senegalesi­schen Hauptstadt

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