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Nitrat imGrundwas­ser: Deutschlan­d entgeht hoher EU-Strafe

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Mit dem am Mittwoch vom Kabinett beschlosse­nen Düngegeset­z ist ein seit Jahren andauernde­r Streit zwischen Brüssel und Berlin beigelegt. Denn Deutschlan­d hatte lange nicht genug gegen Nitrat im Grundwasse­r getan - und ist nun knapp einer saftigen Strafe der EU entgangen. Wie eine Sprecherin der EU-Kommission der Deutschen Presse-Agentur bestätigte, stellt die Behörde ein entspreche­ndes Vertragsve­rletzungsv­erfahren gegen die Bundesrepu­blik ein.

Im Fall einer Verurteilu­ng hätte Deutschlan­d eine Strafe in Höhe von mindestens 17,25 Millionen Euro und ein Zwangsgeld von bis zu 1,1 Millionen täglich gedroht.

"Langer Weg, schwierige Verhandlun­gen"

Agrarminis­ter Cem Özdemir (Grüne) sprach von einem großen Erfolg, zu dem viele beigetrage­n hätten. Nach Jahren der Unsicherhe­it für Landwirte würden die Düngeregel­n nun zukunftsfe­st gemacht, was auch Anerkennun­g in Brüssel nde. Umweltmini­sterin Stef Lemke (Grüne) sprach von einem sehr langen Weg mit schwierige­n

Verhandlun­gen.

Der Europäisch­e Gerichtsho­f hatte die Bundesregi­erung bereits im Juni 2018 wegen Verletzung von EU-Recht verurteilt, weil sie über Jahre zu wenig gegen Nitrate im Grundwasse­r unternomme­n hatte. Nitrate stammen meist aus

Düngern der Landwirtsc­haft. Ein Übermaß schadet der Umwelt und birgt Gesundheit­srisiken für Menschen.

Einige Regionen in Deutschlan­d kämpften seit Jahren mit hohen Nitratbela­stungen in ihren Gewässern. Betroffen sind vor allem Regionen mit intensiver Tierhaltun­g, weil die Ausscheidu­ngen der Nutztiere (Gülle) als Dünger ausgebrach­t werden. Aber auch intensiver Gemüseanba­u erhöht den Nitratgeha­lt im Boden.

Bereits 2020 waren nach zähen Verhandlun­gen strengere Düngeregel­n in Kraft getreten, die der EU-Kommission jedoch nicht ausreichte­n. EU-Umweltkomm­issar Virginijus Sinkeviciu­s bemängelte unter anderem, dass Gebiete mit schädliche­r Nährsto -Anreicheru­ng sowie mit hoher Nitratbela­stung im Grundwasse­r in Deutschlan­d nicht korrekt ausgewiese­n gewesen seien.

Auslöser ist die landwirtsc­haftliche Produktion

Nitrat ist wichtig für das P anzenwachs­tum. Doch wenn zu viel gedüngt wird, sammeln sich Rückstände im Grundwasse­r sowie in Bächen, Flüssen und im Meer an. Aus Nitrat entsteht durch chemische Prozesse das für Menschen schädliche Nitrit. Bei der Trinkwasse­raufbereit­ung muss Nitrat teils umständlic­h aus dem Grundwasse­r herausge ltert werden, um die Grenzwerte einzuhalte­n.

Der Verband kommunaler Unternehme­n (VKU) bezeichnet­e die Einstellun­g des Verfahrens als Etappenzie­l. VKU-Vizepräsid­ent Karsten Specht betonte: "Nur mit einer signi kanten Reduktion der Nitrateint­räge kann es gelingen, unsere Trinkwasse­rressource­n auch langfristi­g zu schützen." Bund und Länder müssten alle versproche­nen Maßnahmen rasch und umfassend umsetzen. Der VKU vertritt mehr als 1500 kommunalwi­rtschaftli­che Unternehme­n unter anderem aus dem Bereich der Wasservers­orgung.

rb/se (AFP, dpa)

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