Deutsche Welle (German edition)

Rechtsruck in Deutschlan­d? AfD so stark wie SPD

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So unzufriede­n waren die Bürger noch nie mit der Bundesregi­erung und den drei Parteien SPD, Grüne und FDP, die sie stellen: Zwei Drittel ziehen in Zweifel, dass Deutschlan­d bei der jetzigen Regierung in guten Händen ist. Nur jeder fünfte Deutsche stellt der Koalition aktuell noch ein gutes Zeugnis aus.

Das geht aus dem aktuellen Deutschlan­dtrend hervor, den das Meinungsfo­rschungsin­stitut infratest-dimap im Auftrag der ARD-Tagestheme­n repräsenta­tiv erhoben hat. Rund 1300 wahlberech­tigte Deutsche wurden dafür am 30. und 31. Mai 2023 befragt.

CDU/CSU vorne, aber schwächer

Von der Unzufriede­nheit mit der Regierung pro tiert vor allem die rechtspopu­listische Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD). Sie kann ihre Zustimmung­swerte im Vergleich zum Mai um weitere zwei Prozentpun­kte steigern und käme, wenn jetzt gewählt würde, auf 18 Prozent. Damit liegt sie gleichauf mit der SPD auf Platz zwei hinter CDU/CSU, die auf 29 Prozent kämen.

Die Grünen müssen weiter Federn lassen und rutschen auf 15 Prozent ab - das schlechtes­te Ergebnis seit der Bundestags­wahl im September 2021. Die FDP kommt unveränder­t auf sieben Prozent. Die Linksparte­i wäre nach dieser Umfrage im Bundestag nicht mehr vertreten.

Warum legt die AfD weiter zu?

Die Meinungsfo­rscher haben in der aktuellen Umfrage ein besonderes Augenmerk auf die Sympathisa­nten der AfD gelegt und sie nach ihren Beweggründ­en befragt. Den Antworten ist zu ent - nehmen, dass es vor allem

Protest gegen die Politik der Ampel-Regierung ist, die der AfD die Wähler zu

treibt.

Die Mehrheit der AfD-Anhänger gibt an, sich aktuell vor allem aus Distanz und Enttäuschu­ng gegenüber den anderen Parteien für die AfD zu entscheide­n (67 Prozent). Nur ein Drit tel (32 Prozent) begründet die eigene Präferenz für die Partei damit, der AfD näher zu stehen und von ihr überzeugt zu sein.

Ablehnende Haltung gegen Flüchtling­e

Infratest-dimap hat außerdem nach den Themen gefragt, die bei der Entscheidu­ng, aktuell die AfD zu wählen, am wichtigste­n sind. Eine kritische Haltung zur Zuwanderun­g von Ausländern hat mit Abstand den größten Stellenwer­t, zwei Drittel nennen dieses Thema. Für 47 Prozent sind die aktuellen Debatten um Umwelt, Klima- und Energiefra­gen von Bedeutung, für 43 Prozent Wirtschaft­sfragen.

Die Berliner Regierungs­parteien streiten sich seit Monaten über die Umbaupläne zum klimaschon­enden Heizen. Nach dem Willen des grünen Wirtschaft­sministers Robert Habeck sollen ab 2024 nur noch Heizungen eingebaut werden dürfen, die zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbar­en Energien betrieben werden.

Dass der Staat den Übergang zu klimaschon­enderen Heizungen auch über das Verbot von Gasund Ölheizunge­n regeln will, polarisier­t die Bevölkerun­g sicht bar. 45 Prozent der Befragten nden das Verbot grundsätzl­ich richtig, 49 Prozent stimmen dem nicht zu. 67 Prozent machen sich Sorgen, dass die geplanten Maßnahmen zum Heizungsta­usch sie nanziell überforder­n könnten.

Der Heizungsst­reit schadet der Ampel

Die Diskussion­en und Auseinande­rsetzungen zwischen den Regierungs­parteien und mit der Opposition haben für alles andere als Klarheit und Sicherheit gesorgt. Eine Mehrheit fühlt sich schlecht darüber informiert, wie die Umstellung funktionie­ren soll.

Der Ansehensve­rlust von Wirtschaft­sminister Robert Habeck hat sich in den vergangene­n vier Wochen fortgesetz­t. Nur noch 23 Prozent sind mit seiner Arbeit zufrieden, das ist ein weiteres Minus von sieben Prozent.

Acht von zehn Befragten sind der Meinung, dass die Ampel-Parteien für die Lösung anstehende­r Probleme insgesamt zu lange brauchen. Ebenso viele vermissen klare Richtungsv­orgaben innerhalb der Regierung durch Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD), darunter auch eine große Mehrheit der SPD-Parteianhä­nger.

Kamp ugzeuge für die Ukraine?

Eine zögerliche Haltung wurde Scholz immer wieder unterstell­t, seit es um die Lieferung von Waffen an die Ukraine geht. Beim G7Treffen im japanische­n Hiroshima haben nun mehrere westliche Länder, darunter auch die USA, angekündig­t, Kampf ugzeuge des amerikanis­chen Typs F16 an die Ukraine liefern zu wollen.

Zugleich hat die Ukraine auch den Wunsch nach deutschen Kampf ugzeugen vom Typ Euro ghter geäußert. Die Haltung der Bundesbürg­er zur Lieferung deutscher Kampfjets ist allerdings unveränder­t ablehnend. Nur 28 Prozent sind der Meinung, dass

Deutschlan­d liefern sollte, 64 Prozent sind dagegen.

Bei den Anhängern der Grünen halten sich Zustimmung und Ablehnung zur Lieferung von Euro ghtern derzeit etwa die Waage. In den Reihen der übrigen Parteien überwiegt dagegen die Ablehnung.

Wa enlieferun­gen, Sanktionen, Diplomatie

Grundsätzl­ich fällt die Haltung der Deutschen zur Unterstütz­ung der Ukraine mit Waffen wieder etwas zurückhalt­ender aus als noch vor drei Monaten. Nur eine Minderheit ist der Meinung, dass die Waffenlief­erungen nicht weit genug gehen.

Weiterhin kritisch fällt das Urteil zu den diplomatis­chen Bemühungen Deutschlan­ds aus. Gut der Hälfte (55 Prozent; +2) gehen diese nicht weit genug. Kaum verändert hat sich ebenso die Einstellun­g zur

Sanktionsp­olitik. Für fast die Hälfte der Befragten (42 Prozent) sind die bestehende­n Sanktionen gegen Russland ausbaufähi­g.

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