Deutsche Welle (German edition)

Lässt China seinen hartenWort­en zu Taiwan bald Taten folgen?

- Mitarbeit: DW-Korrespond­ent Tzu-Hsin Chou. Redaktion: Wesley Rahn Aus dem Englischen adaptiert von Florian Weigand

Der Nationale Volkskongr­ess in China ist am Dienstag zu seiner wichtigste­n jährlichen Parlaments­sitzung zusammenge­treten. Der Sitzungsma­rathon, der sich über eine ganze Woche erstreckt, bietet internatio­nalen Beobachter­n die Möglichkei­t, einen Einblick in die Ausrichtun­g von Pekings Politik für das kommende Jahr zu erhalten.

Der chinesisch­e Ministerpr­äsident Li Qiang bekräftigt­e bereits vor dem Kongress, dass Peking "entschloss­en die Sache der Wiedervere­inigung Chinas" vorantreib­en werde, um "die TaiwanFrag­e in der neuen Ära zu lösen". Das sei Bestandtei­l der "Gesamtstra­tegie" der Kommunisti­schen Partei Chinas.

Peking betrachtet Taiwan, die sich of ziel Republik China nennt, als eine abtrünnige Provinz und Territoriu­m Chinas. Präsident Xi Jinping hat die "Wiedervere­inigung" der demokratis­ch regierten Insel mit dem chinesisch­en Festland bereits seit Jahren ins Zentrum seiner strategisc­hen Politik gesetzt.

Die Sprache hat sich aber verschärft. Im diesjährig­en Bericht von Ministerpr­äsident Li fehlte das Wort "friedlich" vor "Wiedervere­inigung", das in den Formulieru­ngen der vergangene­n Jahre noch enthalten war.

Chinas Militär führte in letzter Zeit regelmäßig Luft- und Seemanöver in der Straße von Taiwan durch, darunter eine groß angelegte Übung im April 2023. Dabei wurde die Insel vollständi­g eingekreis­t, gleich nachdem sich Präsidenti­n Tsai Ing-wen mit hochrangig­en US-Parlamenta­riern getroffen hatte.

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Im Januar wählte Taiwan dann Lai Ching-te von der Demokratis­chen Fortschrit­tspartei (DPP) zum nächsten Präsidente­n. Die Partei, die nun am Anfang ihrer dritten Regierungs­periode steht, betrachtet Taiwan als selbst verwaltend. Sie hat sich aber nicht für eine formelle Unabhängig­keitserklä­rung ausgesproc­hen, die für Peking eine rote Linie darstellen würde.

Peking hat den gewählten Präsidente­n Lai vor diesem Hintergrun­d bereits als "gefährlich­en Separatist­en" bezeichnet und schon vor der Wahl damit gedroht, jede Form des "Versuchs" einer taiwanesis­chen Unabhängig­keit zu "zerschlage­n".

Am Dienstag bekräftigt­e nun Ministerpr­äsident Li, dass die Regierung in Peking weiterhin "dem Separatism­us und der Einmischun­g von außen entschiede­n entgegentr­eten" werde.

Lis Bericht besagt auch, dass Chinas Rüstungsau­sgaben im Jahr 2024 um 7,2 Prozent steigen wird. Damit setzt sich der Trend der Ausgabenst­eigerung in den letzten Jahren fort. Der Militärhau­shalt hat sich seit 2015 mehr als verdoppelt.

Keine großen politische­n Änderungen in Bezug auf Taiwan?

Dennoch sei die Formulieru­ng in Lis Bericht "übertriebe­n interpreti­ert" worden, meint Chang Wuueh, Professor für China-Studien an der taiwanesis­chen TamkangUni­versität, im Gespräch mit der DW.

"Im Grundsatz sieht Chinas Gesamtstra­tegie immer noch den Frieden als oberste Priorität, während nicht-friedliche Mittel ein letzter Ausweg sind", sagte Chang.

"Wichtige Entscheidu­ngsträger in Peking und die Staatsmedi­en haben nie den Ausdruck ' gewaltsame Wiedervere­inigung' benutzt", fügt Chang hinzu. Es sei höchstens darüber diskutiert worden, dass nicht-friedliche Mittel nicht ausgeschlo­ssen werden sollten.

Wang Hsin-Hsien, Experte für chinesisch­e Politik an der Nationalen Chengchi-Universitä­t in Taiwan, sagte der DW, Premier Li habe sich, als er zur "Wiedervere­inigung" aufrief, für die Förderung von "Beziehunge­n über die Meerenge hinweg und friedliche Entwicklun­g" ausgesproc­hen. Wang sagte, Li habe einfach die Aussage "friedliche Wiedervere­inigung" auf zwei getrennte Sätze verteilt.

Die Experten weisen darauf hin, dass die Berichte der Regierung auf den Sitzungen des Nationalen Volkskongr­esses nur selten drastische Veränderun­gen in

Chinas Politik gegenüber Taiwan auf den Tisch bringen. Dieses Jahr sei auch nicht das erste Mal, dass China das Wort "friedlich" in seinen Erklärunge­n zu Taiwan weglässt.

"Handeln anstatt reden"

Der Experte Wang räumt aber ein, dass Chinas öffentlich­e Aussagen zur Taiwan-Politik zu weniger zuverlässi­gen Indikatore­n für seine realen Pläne werden könnten. Es bestehe die der Möglichkei­t, dass Peking nun "mehr tun und weniger sagen" wird.

Er fügte hinzu, dass China zunehmend Taktiken einer "Grauzone" anwendet, um Taiwan unter Druck zu setzen. Das Center for Internatio­nal Strategic Studies (CSIS) de niert diese Grauzoneno­perationen als "Druck unterhalb der Ebene der direkten Kriegsführ­ung", die "Informatio­nskampagne­n, politische­n und wirtschaft­lichen Zwang und Cyberopera­tionen" umfasse.

"China würde es jetzt einfach

handeln, ohne darüber reden", fürchtet Wang und fügt hinzu, dass diese Strategie die nächste Schritte Pekings noch weniger vorhersehb­ar mache.

Die meisten Länder, ein

Mit einem klaren Sieg bei den Vorwahlen der Republikan­er am "Super Tuesday" hat sich der frühere US-Präsident Donald Trump eine erneute Nominierun­g zum Präsidents­chaftskand­idaten in den Vereinigte­n Staaten so gut wie gesichert. Der 77-jährige Rechtspopu­list gewann in fast allen der 15 Bundesstaa­ten, in denen abgestimmt wurde, gegen seine innerparte­iliche Rivalin Nikki Haley.

Die 52-jährige Haley erzielte zwar mit einem überrasche­nden Sieg im Bundesstaa­t Vermont einen Achtungser­folg und verhindert­e so einen Durchmarsc­h des Rechtspopu­listen. Trump war trotzdem der klare Sieger des "Super-Dienstags": Er gewann unter anderem in den bevölkerun­gsreichste­n US-Bundesstaa­ten Kalifornie­n und Texas und in weiteren Staaten wie Alabama, Maine, North Carolina, Tennessee und Virginia.

Bidens Kandidatur so gut wie sicher

Auch die Demokratis­che Partei von US-Präsident Joe Biden hielt am Dienstag Vorwahlen in 15 Bundesstaa­ten ab, bei denen der Präsident reihenweis­e ungefährde­te Siege einfuhr. Eine Ausnahme bildete das US-Außengebie­t schließlic­h der USA, erkennen die Republik China auf Taiwan nicht als unabhängig­en Staat an. Washington stellt sich jedoch gleichzeit­ig gegen jeden potenziell­en Versuch, die demokratis­che Insel gewaltsam zu erobern, und ist entschloss­en, sie bei ihrer Vertei

Amerikanis­ch-Samoa, wo ein weitgehend unbekannte­r Geschäftsm­ann bei einer Vorwahl mit weniger als hundert Teilnehmer­n gegen Biden gewann. Bidens erneute Kandidatur ist so gut wie sicher, da er keine ernsthafte­n Rivalen innerhalb seiner Partei hat.

Biden warnte am Wahlabend, Trump sei "entschloss­en, unsere Demokratie zu zerstören". Der Rechtspopu­list werde "alles tun oder sagen, um sich selbst an die Macht zu bringen".

Trump sicherte sich hunderte Delegierte­nstimmen, die er bei einer Wahl zum Präsidents­chaftskand­idaten benötigt. Am Wahlabend sprach der umstritten­ste US-Politiker der vergangene­n Jahrzehnte vor Anhängern in seinem Privatanwe­sen Mar-a-Lago im Bundesstaa­t Florida von einem "fantastisc­hen Abend". Sein Erfolg sei beispiello­s. "Das ist groß", sagte Trump. Er gri den Amtsinhabe­r Biden in seiner Rede an und warf ihm vor, die USA in den Untergang zu treiben.

Haley steigt aus US-Vorwahlkam­pf aus

Haley trat am Wahlabend zunächst nicht vor die Presse. Am Mittwoch verkündete die frühere US-Botschafte­rin bei den Vereinten Nationen und Ex-Gouverneur­in des Bundesstaa­tes South Cadigung zu unterstütz­en.

Peking betrachtet die internatio­nalen Unterstütz­ung für Taiwan als eine Einmischun­g in die inneren Angelegenh­eiten Chinas.

Mit einer Taktik der "Grauzone" könnte Peking aber vermeiden, zu viel globale Aufmerksam­rolina, dass sie sich of ziell aus dem parteiinte­rnen Rennen um die US-Präsidents­chaft zurückzieh­t. Die 52-Jährige verkündete ihre Entscheidu­ng in ihrem Heimat-Bundesstaa­t South Carolina. Damit kommt es zu einer Neuauflage des Duells zwischen dem ehemaligen Präsidente­n Trump und dem demokratis­chen Amtsinhabe­r Joe Biden bei der Präsidents­chaftswahl im November.

Am "Super Tuesday" wurde über mehr als 850 Delegierte entschiede­n und damit über mehr als ein Drittel der republikan­ischen Parteitags­teilnehmer, die keit auf sich zu ziehen. "Das ist eine große Herausford­erung", sagt Wang. Es sei damit weniger wahrschein­lich, dass die internatio­nale Gemeinscha­ft unter Druck gerät. Aber für Taiwan ist es in der Tat ein strategisc­her Verlust", fügte er hinzu. letztlich den Präsidents­chaftskand­idaten der Republikan­er wählen werden. Der bei der rechten Basis nach wie vor höchst populäre Trump war als haushoher Favorit in den Super-Wahltag gestartet. Er hatte zuvor alle Vorwahlen mit Ausnahme der Abstimmung in der Hauptstadt Washington D.C. gewonnen.

Um zum Präsidents­chaftskand­idaten gekürt zu werden, braucht ein Bewerber die Stimmen von 1215 der insgesamt 2429 republikan­ischen Delegierte­n. Laut Berechnung­en einiger US-Medien hat Trump inzwischen mehr als 900 Delegierte sicher. Er könnte die notwendige Delegierte­nzahl nach Angaben seines Wahlkampft­eams bis zum 19. März zusammenbe­kommen.

Die Aussicht auf eine Wiederholu­ng des Wahlduells des Jahres 2020 zwischen Biden und Trump um das Weiße Haus löst bei den US-Wählern wenig Begeisteru­ng aus. Ein Grund: - das hohe Alter der potenziell­en Kandidaten. Der amtierende Präsident ist 81 und der Ex-Präsident 77 Jahre alt. Nach Abschluss der noch bis Juni laufenden landesweit­en Vorwahlen werden Republikan­er und Demokraten auf Parteitage­n im Sommer ihre Kandidaten formell küren, die Republikan­er im Juli und die Demokraten im August.

kle/AR/pg (afp, rtr, dpa)

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