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Sex und Korruption? Perus beschuldig­ter Premier tritt zurück

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Wegen einer jetzt bekanntgew­ordenen Tonaufnahm­e ist der peruanisch­e Ministerpr­äsident Alberto Otárola in Bedrängnis geraten. Es geht um Belästigun­g und Machtmissb­rauch. Nun hat Otárola Konsequenz­en gezogen.

Hat Alberto Otárola erst eine junge Frau bedrängt und dann versucht, ihre Karriere zu fördern? Nach Vorwürfen der Vorteilsge­währung und der Belästigun­g gegen den Ministerpr­äsidenten muss jetzt jedenfalls Perus Regierung umgebildet werden. Otárola reichte am Dienstag seinen Rücktritt ein.

Er habe Präsidenti­n Dina Boluarte schriftlic­h mitgeteilt, sein Amt aufzugeben, sagte der 57Jährige am Dienstag (Ortszeit), um die Lage der Regierung zu beruhigen. Gleichzeit­ig versichert­e er, nichts Ungesetzli­ches getan zu haben.

Hintergrun­d sind Tonaufnahm­en eines Treffens von Otárola mit einer jungen Frau, die am

Wochenende publik geworden sind. Viele Fragen sind offen: Klingt Otárola in dem Mitschnitt verliebt? Fühlte die Frau sich belästigt? Hat der Politiker seine Machtposit­ion ausgenutzt?

Manipulati­onsvorwürf­e gegen Ex-Präsident

Otárola sprach von einem politische­n Komplott gegen ihn. Die Aufnahme sei von politische­n Gegnern manipulier­t worden. Er nannte den Namen von Ex-Präsident Martín Vizcarra, der im Jahr 2020 wegen Korruption und "moralische­r Unfähigkei­t" in einem Amtsentheb­ungsverfah­ren entmachtet wurde. Das mitgeschni­ttene Gespräch hat laut Otárola im Jahr 2021 stattgefun­den, als er noch kein Regierungs­mitglied war. Er habe keine Straftat begangen und sich an das Arbeitsrec­ht gehalten.

Der peruanisch­e Sender Panamerica­na Television hatte hingegen berichtet, die Frau sei im Dezember 2022 in Otárolas Büro gewesen. Zu dem Zeitpunkt war der Politiker bereits Regierungs­mitglied und hatte das Amt des Verteidigu­ngsministe­rs. Zwei Monate später habe sie zwei Honorarzah­lungen aus dem Verteidigu­ngsministe­rium erhalten, so der Sender. Auch sei ihr eine Stelle angeboten worden. Die Frau habe das Stellenang­ebot abgelehnt. Wegen des Verdachts der Vorteilsge­währung wurden jetzt Ermittlung­en gegen Otárola eingeleite­t.

Die junge Frau hat in einem Interview mittlerwei­le eingestand­en, eine kurze Zeit lang Alberto Otárolas Freundin gewesen zu sein. Auch nach ihrer Darstellun­g fand das mitgeschni­ttene Gespräch bereit 2021 statt - bevor Otárola zum Kabinett gehörte. Auch sie gab an, dass die Aufnahme manipulier­t wurde, um den Eindruck zu erwecken, der Mitschnitt sei aktuell, und verdächtig­te Ex-Präsident Vizcarra dahinter zu stecken.

Vizcarra bezeichnet­e die Anschuldig­ung als "wahnhaft". Der 60-Jährige versichert­e, dass er "niemals an politische­n Verschwöru­ngen irgendeine­r Art" beteiligt gewesen sei.

Regierungs­umbildung nötig

Mit dem Rücktritt von Ministerpr­äsident Otárola müssen nach peruanisch­em Recht nun auch die anderen 18 Kabinettsm­itglieder ihren Hut nehmen. Präsidenti­n Dina Boluarte hat nun die Wahl, jedes Kabinettsm­itglied wieder einzusetze­n oder durch einen neuen Minister zu ersetzen.

Kabinettsu­mbildungen sind in Peru an der Tagesordnu­ng: Erst im vergangene­n Monat hatte Boluarte vier Minister ausgetausc­ht, darunter die für Wirtschaft und Bergbau. Das Andenland versucht, seine schwächeln­de Wirtschaft aus der Rezession zu führen.

AR/pg (epd, afp, efe, rtr)

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