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USA: Nikki Haley gibt nach Super Tuesday auf

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Die Republikan­erin Nikki Haley zieht sich o ziell aus dem parteiinte­rnen Rennen um die USPräsiden­tschaft zurück und macht so den Weg frei für eine erneute Kandidatur des früheren Amtsinhabe­rs Donald Trump. Die 52-Jährige verkündete ihre Entscheidu­ng in ihrem Heimat-Bundesstaa­t South Carolina, nachdem Trump am Dienstag beim "Super Tuesday" eine Siegesseri­e hingelegt und fast alle Abstimmung­en für sich entschiede­n hatte.

Damit kommt es zu einer Neuauflage des Duells zwischen Trump und dem aktuellen demokratis­chen US-Präsidente­n Joe Biden, der für eine zweite Amtszeit antreten will. Biden hat zwar rein rechnerisc­h noch nicht genügend

Delegierte für die Nominierun­g als Kandidat der Demokraten gesammelt, gilt als amtierende­r Präsident aber praktisch als gesetzt.

"Es ist jetzt klarer als je zuvor, dass wir eine Wiederholu­ng von Biden gegen Trump sehen werden, wenn nicht noch etwas Außergewöh­nliches passiert", sagte Brandon Conradis, Politikred­akteur der Nachrichte­nseite "The Hill" in Washington D.C. und ehemaliger DW-Mitarbeite­r. "Der Super Tuesday hat diese Realität verfestigt."

Wer Präsidents­chaftskand­idat der Republikan­er oder der Demokraten werden will, muss sich zunächst in parteiinte­rnen Vorwahlen durchsetze­n. Of ziell gekürt werden die Kandidaten erst bei Parteitage­n im Sommer. Die eigentlich­e Präsidente­nwahl steht am 5. November an.

Biden hat als amtierende­r Präsident keine ernsthafte­n Konkurrent­en bei den Demokraten. Bei den Republikan­ern waren einige Politiker und Politikeri­nnen gegen Donald Trump angetreten. Nikki Haley, ehemalige Gouverneur­in von South Carolina und frühere UN-Botschafte­rin, war als letzte noch übrig geblieben. Vor dem Super Tuesday hatte sie nur eine einzige Vorwahl, in Washington D.C. gewonnen.

Achtungser­folg für Haley

Immerhin einen weiteren Sieg trug Haley auch am Super Tuesday davon. Sie gewann in Vermont, einem kleinen Bundesstaa­t im Nordosten der USA an der Grenze zu Kanada. Aufgrund seiner Bevölkerun­g von weniger als 700.000 Menschen hat Vermont allerdings nur 17 republikan­ische Delegierte zu vergeben. Im Vergleich: Kalifornie­n hat bei den Republikan­ern 169 Delegierte.

Haley schnitt während ihrer Kandidatur gut "bei unabhängig­en und moderaten Wählern ab", sagte J. Miles Coleman, Wahlanalys­t beim University of Virginia Center for Politics, der DW. "Aber bei den echten republikan­ischen Hardlinern holt Trump normalerwe­ise 70 Prozent oder mehr der Stimmen."

Unerwartet­er Ausgang in Amerikanis­ch-Samoa

Bei den Demokraten sorgte das Vorwahlerg­ebnis in Amerikanis­ch-Samoa, einem Außengebie­t der USA im Südpazi k, für Erstaunen. Von 91 abgegebene­n Stimmen gingen 40 an Biden - und 51 an Jason Palmer, einen bis dato unbekannte­n Unternehme­r aus Maryland. Die Inselgrupp­e ist damit das einzige Gebiet, in dem Biden am Super Tuesday keinen Sieg einfahren konnte. Er und Palmer bekommen jeweils drei der sechs Delegierte­n, die Amerikanis­ch-Samoa zu vergeben hat.

Politisch schaden kann das nahezu Unentschie­den im Südpazi k dem US-Präsidente­n nicht. Bei Experten sorgte es aber für Schmunzeln. "Das war das seltsamste Ergebnis", sagte Coleman. "Vor heute Abend wusste niemand, wer zum Teufel [Palmer] ist. Und jetzt, nach dem Ausgang in Amerikanis­ch-Samoa, wird vermutlich irgendwann bei Jeopardy [eine bekannte TV-Quizshow in den USA, die Red.] nach seinem Namen gefragt."

Minnesota: Erhebliche­r Anteil stimmt nicht für Biden

In Minnesota stimmten nur knapp über 70 Prozent der demokratis­chen Wähler und Wählerinne­n für Biden. Auf Platz zwei lag nicht etwa einer seiner - aussichtsl­osen - Konkurrent­en. Dean Phillips bekam rund acht Prozent der Stimmen, Marianne Williamson knapp zwei Prozent. Aber um die 19 Prozent der Teilnehmen­den entschied sich für die Option "Uncommitte­d". Dieses "unentschlo­ssen" gilt als Proteststi­mme gegen Biden und seine Israel-freundlich­e Politik. Aktivisten fordern, dass er sich für einen dauerhafte­n Waffenstil­lstand im Gazastreif­en einsetzt und Hilfen an Israel stoppt. Die USA sind der größte Partner an der Seite Israels.

"Das wird eine weitere Protestabs­timmung gegen Biden mit dem Ziel, den Krieg zu stoppen", sagte Jaylani Hussein, Co-Vorsitzend­er der "Abandon Biden"-Bewegung in Minnesota, der Nachrichte­nagentur Reuters vor dem Super Tuesday.

Etliche Stimmen für die Option "unentschlo­ssen" gab es auch schon bei vergangene­n Vorwahlen. Das schadete nicht immer dem Bewerber, der letztlich Präsidents­chaftskand­idat wurde. Ernst nehmen müsse Biden das Ergebnis aber schon, sagt Conradis.

"Ich will das nicht kleinreden, es ist ein ernsthafte­r Grund zur Sorge für Biden", sagte Conradis der DW. "Aber es ist auch nicht klar, wie viele von den Leuten, die für ' unentschie­den' bei der Vorwahl stimmten, bei der Wahl im November tatsächlic­h zuhause bleiben werden. Viele von ihnen werden vielleicht letztlich doch Biden wählen."

te sie die Krimbrücke schwer, die die annektiert­e Halbinsel mit dem russischen Festland verbindet. Im Oktober 2023 schließlic­h sah sich die russische Marine dazu gezwungen, den Großteil ihrer Flotte aus Sewastopol in den Ostteil des Schwarzen Meeres zurückzuzi­ehen. Aber auch dort sind ihre Kriegsschi­ffe nicht immer sicher. Selbst im Hafen von Noworossij­sk, über 300 Kilometer östlich von Sewastopol, gelang es der Ukraine, ein Landungssc­hi schwer zu beschädige­n.

Die ukrainisch­en Erfolge "zeigen, dass die Russen sich gegen die ukrainisch­e Anti-Schiffs- und Drohnen-Artillerie nur unzureiche­nd verteidige­n können", analysiert­e Stephan Blank bereits im September 2023 im DW-Interview. "Mehr noch: Sie scheinen der Bedrohung, die die Ukraine für sie darstellt, nicht gewachsen zu sein", so der Eurasien-Analyst des Washington­er Foreign Policy Research Institute.

Berechnung­en des Zentrums für strategisc­he und internatio­nale Studien (CSIS) zufolge soll Russland seit Februar 2022 mittlerwei­le rund 40 Prozent seiner Marinetonn­age im Schwarzen Meer verloren haben, schreibt der frühere US-Marineober­st und CSIS-Berater Mark Cancian in einem Gastbeitra­g für die Fachzeitsc­hrift "Foreign Affairs". Wie war das möglich?

"Kreativer" Einsatz von Drohnen und Raketen

Erreicht hat die Ukraine diese Erfolge durch eine ungewöhnli­che Kombinatio­n verschiede­ner Waffen, so Cancian. Zum einen setzte sie auf - teils selbst produziert­e, teils von westlichen Verbündete­n gelieferte - Anti-Schiffs-Raketen mit einer Reichweite von bis zu 200 Kilometern. Diese waren eigentlich für den Abschuss vom Meer aus konzipiert. Die ukrainisch­e Armee modi zierte sie jedoch so, dass sie aus geschützte­n Stellungen von Land aus abgefeuert werden können, was sie weniger anfällig für Gegenschlä­ge macht.

Eine andere Art von Langstreck­enraketen, die von westlichen Staaten geliefert wurden, sei eigentlich für den Angri statischer Ziele an Land gedacht und nicht für den Beschuss mobiler Ziele auf See. Die Ukraine nutzte sie aber effektiv, um nicht nur Hafenanlag­en, Logistikze­ntren und Nachschubd­epots auf der Krim ins Visier zu nehmen, sondern auch Kriegsschi­ffe, die in russischen Häfen vor Anker lagen.

Und dann setzt Kiew noch auf Marinedroh­nen - unbemannte, mit Sprengsto ausgerüste­te Kleinboote, die von Verteidige­rn nur schwer auszumache­n sind. Diese Drohnen sollen eine Reichweite von 800 Kilometern besitzen. Sie werden aus der Ferne per Videokamer­a gesteuert, sind sehr exibel einsetzbar, können eventuelle­n Gegenmaßna­hmen ausweichen und auch extrem kurzfristi­g ihr Angri sziel wechseln, falls das ursprüngli­che nicht mehr erreichbar sein sollte. Die Ukraine stellt diese Marinedroh­nen vom Typ Magura V5 größtentei­ls selbst her, hat sie im Laufe des Krieges stetig weiterentw­ickelt und mittlerwei­le zur Serienreif­e gebracht. Meist werden die Drohnen in Schwärmen ausgesandt, was eine Abwehr noch schwierige­r macht.

Mit dieser ungewöhnli­ch eingesetzt­en Kombinatio­n verschiede­ner Waffengatt­ungen haben die ukrainisch­en Streitkräf­te neben der "Moskwa" bereits mindestens zwei russische Fregatten, fünf Panzerland­ungsschiff­e und ein U-Boot zerstört oder schwer beschädigt, so Cancian.

Wichtige strategisc­he Vorteile für die Ukraine

Die erstaunlic­hen Erfolge der ukrainisch­en Armee haben in vielerlei Hinsicht für eine spürbare Entlastung gesorgt. Insbesonde­re zu Beginn des Krieges drohten russische Landemanöv­er in der Region Odessa - heute kann die Ukraine russische Schiffe weitestgeh­end aus dem Westteil des Schwarzen Meeres heraushalt­en. "Das macht es auch für Russland schwerer, die logistisch­en Kapazitäte­n für ihre Streitkräf­te in der Südukraine aufrechtzu­erhalten", analysiert­e Eurasien-Experte Stephan Blank gegenüber der DW. Die ukrainisch­e Armee wiederum konnte viele Soldaten, die ursprüngli­ch zum Schutz der ukrainisch­en Südküste abgestellt waren, zur Verstärkun­g der Front im Osten abziehen.

Große Auswirkung­en haben die Entwicklun­gen auch auf die ukrainisch­en Getreideex­porte. Nur unter großen Mühen hatte die UNO im Juli 2022 ein Getreideab­kommen vermitteln können, dass die russische Seeblockad­e aufhob und in begrenztem Umfang ukrainisch­e Exporte aus den Häfen rund um Odessa über das Schwarze Meer ermöglicht­e. Doch nach nur zwölf Monaten zog Russland sich aus dem Abkommen zurück und drohte mit Angriffen auf Handelssch­iffe, falls diese trotzdem weiter die Ukraine ansteuern sollten.

Diese Attacken hat es jedoch nie gegeben. Die Ukraine hatte zwar in der Zwischenze­it einige Lebensmitt­elexporte auf

Schiene verlagert, sie nahm aber auch die Ausfuhren über das Schwarze Meer in Richtung der Häfen von Constanta und Istanbul wieder auf - seit Dezember 2023 erreichen diese Exporte sogar ein größeres Volumen als noch zu Zeiten des UN-Getreidede­als.

Westliche Militärhil­fe bleibt essenziell

Die Verschiebu­ng der militärisc­hen Gewichte im Schwarzen Meer allein wird die Ukraine nicht zu einem militärisc­hen Sieg führen. Dafür ist die Situation an der Kriegsfron­t an Land zu festgefahr­en. Aber, so analysiert CSIS-Berater Mark Cancian, sie sorgt dafür, dass die Ukraine aus einer gewissen Position der Stärke heraus agieren könnte, falls es irgendwann doch einmal zu Friedensve­rhandlunge­n mit Russland kommen sollte. Bis dahin aber bleibe die Ukraine weiter auf Aufklärung westlicher Partner angewiesen sowie auf Waffenlief­erungen, vor allem Raketen und Artillerie­munition. Nur so könne sie die russische Schwarzmee­r otte in Schach halten. Andernfall­s könnten die bemerkensw­erten Erfolge der ukrainisch­en Armee auf See schnell wieder zunichte gemacht werden.

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