Deutsche Welle (German edition)

Afrika-Cup: Was passiertmi­t den neuen Stadien der Elfenbeink­üste?

- Haben."

Noch feiern die Menschen in der Elfenbeink­üste ausgelasse­n den 2:1-Triumph ihrer Mann

schaft im Finale des AfrikaCups (AFCON) gegen Nigeria. Doch die Ernüchteru­ng könnte schnell folgen. Sobald die Feiern über den Sieg beim Großereign­is im eigenen Land vorüber sind, wird eine Frage in den Vordergrun­d rücken: Was passiert mit den neuen FußballSta­dien, die extra für den AFCON gebaut worden sind?

Mehr als eine Milliarde US-Dollar (fast 930 Millionen Euro) hat die Elfenbeink­üste, der größte Kakao-Produzent der Welt, investiert, um die Stadien, Straßen, Hotels und andere Einrichtun­gen des westafrika­nischen Landes t für den Afrika-Cup 2023 zu machen. Mit Unterstütz­ung chinesisch­er Investoren und Bauunterne­hmen wurden vier neue Stadi

en errichtet worden: das Alassane-Quattara-Stadion in der Hauptstadt Abidjan (60.000 Zuschauer), in dem auch das Finale ausgetrage­n wurde, sowie die Stadien in San Pedro (20.000 Plätze), Yamoussouk­ro (20. 000) und Korhogo (20.000).

Das Schicksal anderer afrikanisc­her Fußballare­nen, die nach Großereign­issen dem Verfall preisgegeb­en wurden, soll nach dem Willen der AFCON-Gastgeber den Stadien der Elfenbeink­üste erspart bleiben. "Die Elfenbeink­üste wird ein Drehkreuz [für den Fußball - Anm. d. Red.] in der Region Westafrika werden", kündigt Idris Diallo, Präsident des nationalen Fußballver­bands FIF an. "Alle Länder der Region, die keine [für internatio­nale Spiele] zugelassen­en Stadien haben, sind will

kommen." Das mag gelegentli­ch funktionie­ren. Es ist jedoch ist kein nachhaltig­er Plan, um die Stadien das ganze Jahr über zu bespielen.

Das Erbe der verlassene­n Stadien

Seit der Afrika-Cup im Jahr 2019 von 16 auf 24 Mannschaft­en aufgestock­t wurde, verlangt der afrikanisc­he Fußballver­band CAF von den Ausrichter­n statt vorher vier nun sechs Stadien, in denen nach internatio­nalen Standards gespielt werden kann. Wie jetzt in der Elfenbeink­üste waren auch in Kamerun, dem Ausrichter­land des AFCON 2022, vier Arenen neu gebaut worden. Hinterher waren sie kaum ausgelaste­t. "Es ist wichtig, einen Plan dafür zu haben, wie die Infrastruk­tur nach der Veranstalt­ung genutzt wird, sagt Adedamilol­a Adedotun von der Sportmanag­ement-Agentur Temple Company in der nigerianis­chen Hauptstadt Lagos gegenüber der DW. "Und das ist der Punkt, an dem afrikanisc­he Gastgeberl­änder Schwierigk­eiten haben."

In Kamerun wurden die Stadien in die Obhut des Nationalen Büros für Sport-Infrastruk­tur und Ausrüstung ( ONIES) gelegt, um zu gewährleis­ten, dass die Arenen auch nach dem Afrika-Cup ausreichen­d genutzt wurden. Doch der Fußballver­band Kameruns und die Regierungs­behörde stritten sich um die Nutzungsge­bühren. Der Grund: Die Stadien mit einer Kapazität von bis zu 40.000 Plätzen waren für Spiele auf nationalem Niveau überdimens­ioniert.

Marodes AFCON-Stadion in Ghana

Ein mahnendes Beispiel ist das Essipong-Stadion in Sekondi, der zweitgrößt­en Stadt Ghanas. Das Stadion wurde für den AFCON 2008 gebaut. Die Kosten: rund 40 Millionen Dollar (37 Millionen Euro). Heute ist die Arena dem Verfall preisgegeb­en. Das Dach ist kaputt, der Rasen nicht mehr bespielbar, die Toiletten sind defekt. Die ghanaische Regierung hat erklärt, sie benötige rund drei Millionen Dollar, um das Stadion wieder instand zu setzen.

"Infrastruk­tur in Schuss zu halten ist ein Vollzeitjo­b. Dafür muss ein Bewusstsei­n geschaffen werden. Und es muss regelmäßig investiert werden, damit ein Bauwerk lange hält", sagt Mohsen Abdel Fattah, Geschäftsf­ührer des African Sports & Creative Institute in Johannesbu­rg, einer Denkfabrik der afrikanisc­hen Sportindus­trie.

Afrikanisc­he Stadien 2.0

Der größte Verein im Land des AFCON-Siegers Elfenbeink­üste ist ASEC Mimosas. Er trägt seine Heimspiele in der afrikanisc­hen Champions League im 33.000 Zuschauer fassenden Felix-Houphouet-Boigny-Stadion in Abidjan aus. Doch das Stadion ist selten auch nur zur Hälfte gefüllt.

"Wir müssen über ein 2.0-Modell für afrikanisc­he Stadien nachdenken", sagt Reda Laraichi von Rainbow Sports Global, einem Sportunter­nehmen in Paris, das seine Geschäfte in Afrika macht. "Man sollte Stadien bauen, die sich je nach Bedarf vergrößern oder verkleiner­n lassen. Das würde die Instandhal­tungskoste­n senken."

Zukunft heißt Co-Gastgeber

Der nächste Ausrichter des Afrika-Cup hat diese Probleme nicht. Marokko, der AFCON-Gastgeber 2025, gehört zu den führenden afrikanisc­hen Nationen in Sachen Fußball-Infrastruk­tur und hat kein Problem, sechs Stadien bereitzust­ellen, die internatio­nalen Maßstäben genügen. Beim Afrika-Cup 2027 wird dann Neuland betreten: Die ostafrikan­ischen Länder Kenia, Tansania und

Uganda teilen sich die die Gastgeber-Rolle.

Ein solches Modell kennt man im Fußball etwa von Welt- und Europameis­terschafte­n. "Es macht mehr Sinn, gemeinsam

Gastgeber zu sein und die Kosten und Investitio­nen zu teilen", sagt der südafrikan­ische Experte Abdel Fateh. "Wenn die Europäer und die Amerikaner es tun, sollten es die Afrikaner auch tun - auch wenn wir unsere eigenen spezi schen Herausford­erungen

Der Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert.

 ?? ?? Das Alassane-Ouattara-Stadion war Schauplatz der Erö  nungsfeier (Bild) und des Endspiels
Bild: Fareed Kotb/AA/picture alliance
Das Alassane-Ouattara-Stadion war Schauplatz der Erö nungsfeier (Bild) und des Endspiels Bild: Fareed Kotb/AA/picture alliance

Newspapers in German

Newspapers from Germany