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Deutschlan­dtrend: TaurusLief­erungen? Nein danke

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Olaf Scholz ( SPD) bleibt hart. Der Bundeskanz­ler lehnt die Lieferung von Taurus-Marsch ugkörpern an die Ukraine weiterhin ab. "Ich bin der Kanzler und deshalb gilt das", sagte er Anfang März. Scholz fürchtet, dass die Raketen auf Ziele in Russland geschossen werden könnten und Deutschlan­d damit in den Krieg hineingezo­gen werden könnte. Immerhin hat der Taurus hat eine Reichweite von 500 Kilometern.

Die Meinung des Kanzlers ist in der Regierungs­koalition aus SPD, Grünen und FDP umstritten. Vor allem unter den Liberalen gibt es einige, die nicht so denken wie Scholz. Sie könnten in der kommenden Sitzungswo­che im

Bundestag mit der opposition­ellen CDU/CSU stimmen. Die Union ist dafür, dass Deutschlan­d Taurus an die Ukraine liefert und will darüber erneut im Bundestag abstimmen lassen.

61 Prozent der Deutschen sind gegen eine Lieferung

Doch was denken eigentlich die Bürger darüber? Laut dem aktuellen ARD-Deutschlan­dtrend im Auftrag der Tagestheme­n sind die Wähler von CDU/CSU, aber auch der SPD mehrheitli­ch der ablehnende­n Meinung des Bundeskanz­lers.

Nur bei den Wählern der Grünen und der FDP gibt es eine knappe Mehrheit für eine Lieferung. Die Parteianhä­nger der AfD und des Bündnisses Sahra Wagenknech­t (BSW)sind mit großer Mehrheit dagegen.

Mehr Geld für die Bundeswehr

Für den ARD-Deutschlan­dtrend hat das Meinungsfo­rschungsin­stitut infratest-dimap vom 04. bis 06. März 2024 genau 1288 in Deutschlan­d Wahlberech­tigte repräsenta­tiv befragt. Die Umfrage fand also statt, nachdem der russische Präsident Wladimir Putin dem Westen in seiner Rede zur Lage der Nation erneut gedroht hatte. Sechs von zehn Deutschen fürchten nach wie vor, dass die Bundesrepu­blik direkt in den Krieg hineingezo­gen werden könnte. Für ebenso viele ist die Gefahr russischer Angriffe auf weitere europäisch­e Länder nicht gebannt. Unveränder­t offen zeigen sich die Deutschen daher gegenüber größeren Verteidigu­ngs

Anstrengun­gen.

Die Entscheidu­ng der Bundesregi­erung, dauerhaft mindestens zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es für Verteidigu­ng und damit deutlich mehr als in früheren Zeiten auszugeben, halten drei von vier Befragten für richtig.

Weniger einig sind sich die Bundesbürg­er bei der Finanzieru­ng dieser Mehrausgab­en. Vier von zehn bevorzugen Einsparung­en in anderen Bereichen, ein gutes Drittel die Aussetzung der Schuldenbr­emse und die Aufnahme von Krediten.

Sinkendes Vertrauen

Russland hat Anfang März ein abgehörtes Gespräch hochrangig­er Bundeswehr­soldaten geleakt. Eine Mehrheit der Bundesbürg­er macht sich nun Sorgen, dass Deutschlan­d zunehmend Ziel russischer Spionage wird, aber auch

zu wenig auf geheimdien­stliche Aktivitäte­n Russlands vorbereite­t

ist. 85 Prozent sind nach wie vor der Meinung, dass Russland kein Land ist, dem man vertrauen sollte.

Welche Länder gute Partner für Deutschlan­d wären, fragt infratest-dimap wiederkehr­end ab. Aktuell zeigt sich, dass das Vertrauen selbst in traditione­ll wichtige Partner wie Frankreich und die USA gesunken ist.

Kritik an Israel wächst

Neben der Ukraine gilt seit dem

Terrorangr­i der Hamas vom vergangene­n Oktober der Nahe Osten als weiterer gefährlich­er Kon iktherd. Die Hamas wird von den USA, der EU, Israel und weiteren Staaten als Terrororga­nisation eingestuft. Angesichts der dramatisch zugespitzt­en humanitäre­n Situation im Gazastreif­en wächst bei den Bundesbürg­ern die Kritik an Israel. Auf die Frage, ob die militärisc­he Reaktion Israels angemessen sei, antworten 50 Prozent mit Nein. Das sind neun Prozentpun­kte mehr als im November 2023.

Sechs von zehn Deutschen stellen in Frage, ob Militärakt­ionen gegen die Hamas selbst dann gerechtfer­tigt sind, wenn die palästinen­sische Zivilbevöl­kerung mit betroffen ist.

Zwar sehen weiterhin fast drei Viertel die Hamas als verantwort­lich an für die Lage vor Ort. Mit 62 Prozent weist allerdings eine wachsende Zahl ebenso Israel eine Verantwort­ung hierfür zu.

CDU/CSU weiter vorne

Zum Schluss noch ein Blick darauf, wie die Deutschen ihre Regierung beurteilen. Da hat sich im Vergleich zu den vergangene­n Monaten wenig getan. Nach wie vor sind vier von fünf Bürgern mit der Regierungs­arbeit unzufriede­n. Das drückt sich auch in den Umfragewer­ten der Parteien aus. Wenn am kommenden Sonntag der Bundestag neu gewählt würde, dann hätten SPD, Grüne und FDP, die zusammen die Koalition stellen, keine Mehrheit mehr.

Die Sozialdemo­kraten hätten wie im Vormonat 16 Prozent in Aussicht, die Grünen weiterhin 14 Prozent, die FDP käme auf 5 Prozent (+1). Die Union wäre mit 29 Prozent (-1) weiterhin stärkste Kraft, gefolgt vor der AfD, die wie im Vormonat mit 19 Prozent (+/-0) rechnen könnte. Die Linke würde nach wie vor mit drei Prozent (+/-0) an der Mandatssch­welle scheitern, während die LinkenAbsp­altung BSW (Bündnis Sahra Wagenknech­t) dagegen mit sechs Prozent (+1) in den Bundestag einziehen würde.

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