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Trump und Biden: Zwei alte Kandidaten buhlen umjunge Wähler

- York. Mitarbeit: Janelle Dumalaon. Dieser Text wurde aus dem Englischen adaptiert.

O ziell stehen die Kandidaten der beiden großen Parteien für die US-Präsidents­chaftswahl Ende 2024 noch nicht fest. Doch alles deutet darauf hin, dass die innerparte­ilichen Vorwahlen auf eine Neuau age der Wahl von 2020 hinauslauf­en. Somit werden die Amerikaner am 5. November höchstwahr­scheinlich die Wahl zwischen dem 78-jährigen Donald Trump und dem 81-jährigen Joe Biden haben.

Das mittlere Alter aller US-Präsidente­n lag bei Amtsantrit­t nach Berechnung­en des Pew Research Center bei 55 Jahren. Der nächste Präsident der Vereinigte­n Staaten von Amerika wird die älteste Person sein, die jemals dieses Amt übernommen hat. Und er wird mindestens doppelt so alt sein wie der Median der Bevölkerun­g. Denn die Hälfte aller US-Bürger ist laut US-Zensusbehö­rde jünger als 40 Jahre. Wenig überrasche­nd ist daher das Alter der Kandidaten auch ein Wahlkampft­hema.

"Bidens Alter ist ein Problem"

"Es gibt eine objektive Sorge über das Alter (der Kandidaten). Das ist völlig legitim, auch wenn Menschen nicht nur nach ihrem Alter

beurteilt werden sollten", sagt Larry Sabato, Direktor des University of Virginia Center for Politics, im Gespräch mit der DW. "Zugleich ist es offensicht­lich, dass die Wahrschein­lichkeit wächst, ernsthaft zu erkranken oder etwas früher seinem Schöpfer gegenüberz­utreten als geplant, je älter man ist."

US-Präsident Biden hat wiederholt die Namen von Staatslenk­ern und Prominente­n verwechsel­t. Kürzlich hat er im Zusammenha­ng mit dem Nahostkon ikt Abdel Fattah al-Sisi als Präsident von Mexiko bezeichnet. Al-Sisi ist der Präsident von Ägypten, das an Israel und den Gazastreif­en grenzt. Mexiko hingegen liegt auf dem amerikanis­chen Kontinent. Auch körperlich wirkt Biden deutlich eingeschrä­nkter als noch im Wahlkampf vor vier Jahren.

"Es ist nicht das Alter allein, um das sich die Leute sorgen", sagt der Kolumnist und Buchautor Ezra Klein in seinem Podcast "The Ezra Klein Show". "Es ist der Eindruck des Alters, den Biden vermittelt. Der Langsamkei­t. Der Gebrechlic­hkeit."

Aussetzer und Übergewich­t

Auch Trump hat mit Gesundheit­sproblemen zu kämpfen, darunter

sein Übergewich­t. Und auch er hat ähnliche Aussetzer wie Biden. So verwechsel­te er zum Beispiel China und Nordkorea, als er im November 2023 in einer Rede behauptete: "Kim Jong Un regiert 1,4 Milliarden Menschen." Kim Jong Un ist Herrscher von Nordkorea, das nur 26 Millionen Einwohner hat.

Auch die Namen von Nikki Haley und Nancy Pelosi brachte Trump durcheinan­der. Haley hatte Trump als Präsident zur USBotschaf­terin bei den Vereinten Nationen ernannt, dann war sie seine Konkurrent­in um die Präsidents­chaftskand­idatur der Republikan­er. Die Demokratin Pelosi war von 2019 bis 2023 Sprecherin des Repräsenta­ntenhauses und als solche zeitweise Gegenspiel­erin von US-Präsident Trump.

Doch im Gespräch mit der DW zeigten sich junge Wähler insbesonde­re über das Alter von Joe Biden besorgt. "Ich bin nicht 100 Prozent sicher, ob einer der beiden die Position voll auskleiden kann, aber ich glaube, bei Trump ist es wahrschein­licher, weil er eher 'voll da' wirkt", sagt der 26jährige Zack aus dem Mittleren Westen der USA. "Bei Biden habe ich manchmal das Gefühl, er weiß überhaupt nicht, was gerade vor sich geht."

Die gleiche Sorge hegen junge

Menschen, die Trumps Politik ablehnen und im Zweifel Amtsinhabe­r Biden ihre Stimme gäben. "Ich stimme Trump in den meisten Punkten nicht zu, und deshalb ist Bidens Alter ein Problem, weil er verglichen mit Trump etwas gebrechlic­her wirkt", sagt der 29-jährige James aus New

"Leider kann Trump den Job besser ausüben als Biden, denke ich", sagt die 23-jährige Emma Lengel aus der Hauptstadt Washington. "Aber keiner von beiden ist ideal. Und wenn Trump seinen Job gut macht, verheißt das nichts Gutes für die USA."

Jüngere Kandidaten konnten sich nicht durchsetze­n

Bei den Republikan­ern waren sowohl die 52-jährige Nikki Haley als auch der 45 Jahre junge Gouverneur von Florida Ron DeSantis aussichtsr­eiche Kandidaten, mussten sich aber im Vorwahlkam­pf geschlagen geben.

Bei den Demokraten wäre es höchst ungewöhnli­ch gewesen, Joe Biden herauszufo­rdern. Schließlic­h ist er amtierende­r Präsident. Vor vier Jahren hatten noch Transportm­inister Pete Buttigieg, heute 42 Jahre, und Vizepräsid­entin Kamala Harris, 59 Jahre, mit Biden um die Kandidatur gerungen.

Als Biden im Wahlkampf dann Harris an seine Seite rief, spekuliert­en Beobachter, er würde sie zur nächsten Präsidents­chaftskand­idatur führen wollen, anstatt noch einmal selber anzutreten. Doch Harris ist es als Vizepräsid­entin nicht gelungen, ihr Pro l zu schärfen. Auch unter demokratis­chen Wählern hat sie nicht so viel Begeisteru­ng entfacht, dass die Partei nun auf sie anstatt auf Biden setzen würde.

Genug von "alten, abgehobene­n Politikern"

Dass alte Politiker nicht automatisc­h den Kontakt zu jungen Wählern verlieren, zeigt Bernie Sanders. Der Senator von Vermont erfreut sich mit 82 Jahren großer Popularitä­t unter College-Studenten und Absolvente­n.

Für Jung-Wählerin Lengel aus Washington ist das Alter allein auch kein Grund, jemanden nicht zu wählen, wohl aber ein Mangel an politische­r Initiative bei Themen, die junge Menschen beschäftig­en. "Sie müssen sich einfach mehr unseren Sorgen widmen", sagt sie. "Ich habe diese alten, abgehobene­n Politiker so satt, die an uns appelliere­n, um uns zu vereinnahm­en, aber auf legislativ­er Ebene nichts für uns tun." Auch die 24-jährige Rachel Lee aus Washington sagt, sie habe das Gefühl, keiner von beiden könne die Schwierigk­eiten der jungen Leute heutzutage wirklich verstehen.

"Biden und Trump könnten meine Großväter sein"

Auch alte Präsidente­n haben es schon geschafft, junge Wähler anzusprech­en, sagt Politikwis­senschaftl­er Sabato, zum Beispiel Ronald Reagan: "Reagan ist mit fast 78 Jahren aus dem Amt geschieden. Und er war sehr beliebt unter jungen Leuten. Er erinnerte sie an einen Großvater."

Was bei Reagan ein Plus gewesen sein mag, scheint heute eher ein Makel zu sein: "Ja, sie haben schon einige meiner Ansichten vertreten, aber sie könnten meine Großväter sein", sagt Zack aus dem Mittleren Westen. "Wer hat schon genau die gleichen Ansichten wie seine Großeltern?"

"Jedes Mal, wenn ich sie sprechen sehe, ist es, als wären das meine Großeltern, die sich in irgendetwa­s hineinstei­gern", sagt auch James aus New York. "Ich muss dann einfach nicken und 'sicher' sagen, weil sie Widerworte womöglich gar nicht verstehen würden."

Am Ende gehe es um die verlorene Verbindung zwischen den Generation­en, sagt Hauptstädt­erin Lee: "Um jüngere Wähler besser zu erreichen, müssen die Parteien wirklich an den Themen arbeiten, die unsere Generation am meisten angehen, und die Situation verbessern."

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Bild: Jonathan Ernst/REUTERS Nikki Haley (l.) war 2018 unter Präsident Donald Trump (r.) US-Botschafte­rin bei den Vereinten Nationen

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