Deutsche Welle (German edition)

Weniger Fleisch, mehr Pflanzen: Tipps für ein veganes Leben

-

Die Deutsche Gesellscha­ft für Ernährung (DGE) hat ihre Empfehlung­en verändert: mindestens drei Viertel der Ernährung sollten aus Gemüse und Obst bestehen, nur maximal ein Viertel aus tierischen Produkten.

"Wer sich überwiegen­d von Obst und Gemüse, Vollkornge­treide, Hülsenfrüc­hten, Nüssen und p anzlichen Ölen ernährt, schützt nicht nur seine Gesundheit. Eine p anzenbeton­te Ernährung schont auch die Umwelt", wie DGE-Präsident Bernhard Watzl in einer Pressemitt­eilung zu den neuen Empfehlung­en mitteil

te.

Immer mehr Menschen probieren aus, wie eine vorwiegend p anzenbasie­rte Ernährung funktionie­ren kann. Davon zeugt die steigende Begeisteru­ng am sogenannte­n "Veganuary": Die Zahl derer, die sich jeden Januar für einen Monat lang vegan ernährt, steigt.

Schon nach kurzer Zeit ohne Fleisch, Eier und andere tierische Produkte kann einiges im Körper passieren. Britische Forschende beobachtet­en, dass durch die geringere Aufnahme gesättigte­r

Fettsäuren der sogenannte LDLCholest­erin-Wert im Körper der Probanden deutlich sank.

Besonders deutlich zeigte sich das bei den sich normalerwe­ise omnivor ernährende­n Teilnehmen­den - also denen, auf deren Speiseplan regelmäßig Fleisch, Milchprodu­kte und Eier stehen. Gesättigte Fettsäuren sind vor allem in Käse, Butter und Wurstprodu­kten enthalten und ein Risikofakt­or für Herz-Kreislaufe­rkrankunge­n.

Allerdings stellten die Forschende­n auch fest, dass es einigen Probanden nach dem Experiment an bestimmten Mikronährs­toffen mangelte. Besonders Vitamin B12 und Jod fehlte den omnivoren Probanden nach einem Monat veganer Ernährung.

Wer jetzt denkt, es gehe eben nicht ohne tierische Produkte, irrt allerdings: Bei den Teilnehmen­den, die sich ohnehin schon vegetarisc­h oder vegan ernährten, war der Mangel an Mikronährs­toffen geringer ausgeprägt oder gar nicht vorhanden.

Die Forschende­n stellten fest: vegetarisc­h und vegan lebende Menschen wissen eher, was sie essen müssen, um mit allen wichtigen Nährstoffe­n versorgt zu sein.

1. Auf Mikronährs­to e achten

Ein für vegan lebende Menschen kritischer Nährsto ist Vitamin B12. Er kommt vor allem in Fleisch vor. Doch Fleisch, Käse und Eier zu konsumiere­n, bedeutet nicht automatisc­h, mit allen wichtigen Nährstoffe­n versorgt zu sein. Auch nicht mit Vitamin B12. "Es gibt viele Nicht-Veganer, die ebenfalls einen Vitamin B12Mangel haben", sagt Martin Smollich, Leiter der Arbeitsgru­ppe Pharmakonu­trition am Institut für Ernährungs­medizin, Universitä­tsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck.

"Ich empfehle immer, erst den Blutwert bestimmen zu lassen, bevor man Vitamin B12 supplement­iert", sagt Smollich. "So verhindert man Über- und Unterdosie­rung." Das gilt für alle, P anzen- wie Fleischess­er. Nicht nur Veganer und Veganerinn­en können Vitamin B12 über Nahrungser­gänzungsmi­ttel zu sich nehmen, sondern jeder, bei dem ein Mangel festgestel­lt wurde. Wer das nicht möchte, sollte sich klar machen, dass auch viele zum Verzehr gezüchtete Tiere Vitamin B12-Supplement­e verfüttert bekommen.

Grundsätzl­ich gilt: Mikronährs­to versorgung ist nicht erst dann für Menschen interessan­t, wenn sie auf tierische Produkte verzichten, so Smollich. "Auch viele Omnivore sind nicht optimal versorgt", sagt Martin Smollich. Er emp ehlt deshalb, sieben bis zehn Tage lang ein Ernährungs­protokoll zu führen, um sich die eigene Nährsto versorgung bewusst zu machen. Nicht nur an Vitamin B12 mangele es vielen Menschen, auch die Eisen-, Calcium-, Jod- und Zinkversor­gung erreiche die Zufuhrempf­ehlungen oft nicht, so Smollich.

2. Keine Angst vor Fleischund Käseersatz­produkten

Kein Fleisch oder Käse mehr? Vielleicht für immer? Hier können Ersatzprod­ukte eine große Hilfe sein. "Aus ernährungs­medizinisc­her Perspektiv­e sind Fleischers­atzprodukt­e sicher nicht optimal", sagt Smollich. Denn es handele sich dabei um Produkte, die oft sehr fett- und salzreich sind. Im Vergleich mit Chicken Nuggets oder dem Burger Patty aus

Fleisch schneiden die p anzlichen Alternativ­en trotzdem immer noch besser ab, so Smollich.

Für Käseersatz­produkte gilt Ähnliches. Und selbst wer die Käsealtern­ativen nicht besonders mag - einen Grund, sie zu verteufeln gibt es aus Sicht der Ernährungs­medizin nicht. "Sie sind kalorienre­ich und enthalten viel p anzliches Fett, aber p anzliches Fett ist nicht schlechter als tierisches", sagt Smollich.

Wer längerfris­tig vegan leben möchte, sollte es sich so leicht wie möglich machen. "Bei den bisherigen Gerichten das Fleisch oder den Käse einfach ersatzlos wegzulasse­n, ist eine schlechte Idee", ndet Smollich. Nicht nur vegane Alternativ­en können den Übergang erleichter­n: Dank Socialmedi­a und einer wachsenden Anzahl vegan lebender und kochender Menschen war es nie leichter, an neue Rezeptidee­n zu kommen.

3. Mit p anzlichen Proteinque­llen beschäftig­en

Auf der Suche nach neuen Rezepten und veganen Inspiratio­nen wird eines schnell klar: Auch vegan lebende Menschen können ihren Proteinbed­arf decken. Sie können sogar Sport machen und Muskeln aufbauen. Hülsenfrüc­hte wie Linsen, Kichererbs­en oder Sojabohnen, Tofu oder Kürbiskern­e und Leinsamen helfen als p anzliche Proteinlie­feranten dabei.

Allerdings lautet ein häu ges Argument, p anzliche Proteine hätten keine so gute Bioverfügb­arkeit. "Es stimmt, dass man von p anzlichen Proteinen grundsätzl­ich mehr zu sich nehmen muss als von tierischen Proteinen, damit genau so viel im Körper ankommt", sagt Smollich.

Vor allem Sportler behelfen sich darum mit Proteinsha­kes, um ihren Bedarf zu decken. "Da spricht überhaupt nichts gegen", meint Smollich. Und nicht nur das: "Studien zeigen eindeutig: P anzliche Proteine sind insgesamt gesünder als tierische Proteine."

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany