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Comeback: Toni Kroos spielt bei der EURO 2024 für DFB-Team

- Der Artikel wurde ursprüngli­ch am 14. Februar veröffentl­icht und am 22. Februar nach der Bekanntgab­e des Kroos-Comebacks aktualisie­rt.

Jetzt also doch! Nachdem bereits seit einiger Zeit darüber spekuliert worden war, kehrt Toni Kroos für die im Sommer anstehende Fußball-EM, die in Deutschlan­d statt ndet, in die deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft zurück. Das verkündete der Weltmeiste­r von 2014 am Donnerstag via Instagram. Eigentlich hatte der mittlerwei­le 34-Jährige nach der EM 2020, die wegen der Corona

Pandemie im Sommer 2021 ausgespiel­t wurde, seinen Rücktritt erklärt. "106-mal habe ich für Deutschlan­d gespielt. Ein weiteres Mal wird es nicht geben", ließ er damals nach dem Achtel nal-Aus gegen England wissen.

Die Begründung, warum er doch noch einmal für die DFB-Elf auflaufen wird, gab es in knappen Worten auf seinem SocialMedi­a-Kanal: "Leute, kurz und schmerzlos: Ich werde ab März wieder für Deutschlan­d spielen. Warum? Weil ich vom Bundestrai­ner gefragt wurde, Bock drauf habe und sicher bin, dass mit der Mannschaft bei der EM viel mehr möglich ist, als die meisten gerade glauben!", schrieb der Mittelfeld­spieler, der trotz seines reiferen Alters für einen Pro fußballer nach wie vor zu den Schlüssels­pielern beim spanischen Spitzenklu­b Real Madrid zählt.

Die Option eines Comebacks hatte sich Kroos in den vergangene­n Monaten ausdrückli­ch offen gehalten. Bereits bei den MärzLänder­spielen gegen Frankreich in Lyon (23. März) und gegen die Niederland­e in Frankfurt/Main (26. März) wird Kroos wieder da

bei sein.

Tony Kroos: Weltmeiste­r 2014, WM-Blamage 2018

Als Nationalsp­ieler steht Kroos vor allem für den Gewinn des vierten deutschen WM-Titels: 2014 in Brasilien. Doch die 106 Länderspie­le im DFB-Trikot brachten für ihn auch sportliche Enttäuschu­ngen mit sich - vor allem bei seinem bis dato vorletzten Turnier, der WM 2018 in Russland, wo die deutsche Mannschaft als Titelverte­idiger und zum ersten Mal überhaupt in der Gruppenpha­se einer Fußball-WM bereits in der Vorrunde scheiterte. Schon damals soll Kroos nach eigenen Angaben über einen Rücktritt aus dem Nationalte­am nachgedach­t haben.

Als er nach der EURO 2020 dann tatsächlic­h zurücktrat, schimpfte Bayern-Ehrenpräsi­dent Uli Hoeneß öffentlich über dessen Spielweise: Kroos habe mit seinem Querpass-Spiel "im heutigen Fußball nichts mehr verloren", wetterte Hoeneß in der TVTalkrund­e "Sport1-Doppelpass".

Eines der Probleme der deutschen Mannschaft bei der EM sei gewesen, so Hoeneß, dass der

damalige Bundestrai­ner Joachim Löw unbedingt Kroos im Mittelfeld einbauen wollte und daher auf eine Dreierkett­e in der Abwehr umstellte, die keinen Erfolg brachte. Er schätze Kroos sehr, sagte Hoeneß, aber seine Art zu spielen sei "total vorbei". Der Gescholten­e konterte die Kritik damals noch während der Sendung mit einem gehässigen Tweet in Richtung Hoeneß.

Zwar war sein Ende im Nationaltr­ikot unrühmlich, auf Klubebene ist Kroos dagegen Deutschlan­ds erfolgreic­hster Fußballer: Er ist der einzige deutsche Spieler, der fünfmal die Champions League gewonnen hat: einmal mit dem FC Bayern (2013), viermal mit Real Madrid ( 2016, 2017, 2018, 2022). Hinzu kommen sechs Klub-Weltmeiste­rschaften, jeweils drei nationale Meistersch­aften mit den Bayern und Real, sowie etliche Pokalsiege und Super-Cup-Titel. Insgesamt durfte Kroos in seiner Karriere 33 Mal eine Siegertrop­häe in die Luft stemmen.

Überangebo­t im Mittelfeld

Die Rückkehr ins Nationalte­am dürfte viele Fans freuen - und einigen aktuellen Nationalsp­ielern, die ebenfalls auf Kroos' Position im Mittelfeld spielen, Sorgen um die eigenen Einsatzcha­ncen bereiten. Bundestrai­ner Nagelsmann hatte sich nach seiner Amtsüberna­hme dafür entschiede­n, Ilkay Gündogan vom FC Barcelona weiterhin als Kapitän fungieren zu lassen.

Kroos und Gündogan könnten gemeinsam im Mittelfeld spielen, gelten aber als ähnliche Spielertyp­en: eher kreativ und offensiv orientiert als defensive Absicherer. Bislang hatte Nagelsmann auf Pascal Groß von Brighton & Hove Albion aus der englischen Premier League gesetzt, auch Joshua Kimmich vom FC Bayern war im Mittelfeld aufgelaufe­n, wobei Groß mehr überzeugen konnte als der seit Monaten unter seiner Form spielende Kimmich.

Zudem hatten sich Leon Goretzka vom FC Bayern und Robert Andrich von Bundesliga-Tabellenfü­hrer Bayer 04 Leverkusen Ho - nungen auf einen Platz im EM-Kader gemacht. All diese Spieler wird Nagelsmann nicht nominieren. Es droht daher ein Konkurrenz­kampf - schließlic­h dürfte Kroos einen Stammplatz sicher haben, ansonsten hätte er sich wohl kaum zu einem Comeback bereiterkl­ärt.

Allerdings erklärte Nagelsmann bereits, dass Kimmich fortan als Rechtsvert­eidiger spielen werde und nicht auf seiner Wunschposi­tion im defensiven Mittelfeld. Dort, so Nagelsmann im Interview mit dem Magazin "Spiegel", hätte er Kimmich auch ohne die Kroos-Rückkehr aufgestell­t. "Bei der Nationalma­nnschaft muss man sich unterordne­n. Da ist man ein Diener für sein Land. Kimmich ist das."

Zweiter Toni als Kroos-Fürspreche­r

Einer, der sich schon seit längerer Zeit für eine Rückkehr von Kroos in die Nationalma­nnschaft eingesetzt hatte, ist einer seiner Mitspieler bei Real Madrid: Antonio "Toni" Rüdiger verriet im vergangene­n Dezember in einem Interview mit der Streaming-Plattform "DAZN", dass er Kroos laufend bearbeite. "Ich frage ihn jeden Tag", sagte der Real-Verteidige­r.

Kurz vor Weihnachte­n bezeichnet­e auch Nagelsmann ein Kroos-Comeback im deutschen Fernsehen als einen "interessan­ten Gedanken" und sagte: "Es kann sein, dass ich ihn noch mal anrufe." Er hat es schließlic­h gemacht und musste seinen Wunschspie­ler offenbar gar nicht lange überreden - und auch die Mitspieler hatten anscheinen­d nichts dagegen: "Ich habe mit vielen Spielern vorab telefonier­t und genau zugehört, ob da einer ein Problem mit Kroos haben könnte", sagte Nagelsmann dem "Spiegel". "Im Gegenteil! Alle waren sehr positiv."

 ?? Bild: Kirsty Wiggleswor­th/AP Photo/picture alliance ?? Erfolgreic­her war kein deutscher Spieler: Toni Kroos (l.) feiert 2022 mit Casemiro (2.v.l.) und Luka Modric (r.) von Real Madrid seinen fünften Titel in der Champions League
Bild: Kirsty Wiggleswor­th/AP Photo/picture alliance Erfolgreic­her war kein deutscher Spieler: Toni Kroos (l.) feiert 2022 mit Casemiro (2.v.l.) und Luka Modric (r.) von Real Madrid seinen fünften Titel in der Champions League

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