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Erstes Schiff bringt Gaza-Hilfe durch SeeKorrido­r

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Nach einer mehrtägige­n Fahrt ist die in Zypern gestartete "Open Arms" der gleichnami­gen spanischen Hilfsorgan­isation am Ziel angekommen. Wie Fotos und Videos der Nachrichte­nagentur AFP zeigen, befand sich die "Open Arms" am Freitagmor­gen in Sichtweite des Gazastreif­ens. Der Website Marine Tra c zufolge lag das Schi rund fünf Kilometer vor der Küste.

Sie schleppt einen Lastkahn, der mit 200 Tonnen Lebensmitt­eln der US-Hilfsorgan­isation World Central Kitchen (WCK) beladen ist. Das entspricht rund 300.000 Mahlzeiten.

Einige Bewohner des Gazastreif­ens versammelt­en sich am Ufer, um auf die Hilfsgüter zu warten, wie weitere Fotos von AFP zeigten. Wann das Schi entladen werden kann, ist nicht bekannt. "Wir hoffen, die Hilfsgüter zu entladen, sobald wir anlegen können, aber viele Faktoren spielen bei dieser komplizier­ten Operation eine Rolle", sagte WCK-Präsidenti­n Erin Gore.

Ein Team der WCK, das sich im Gazastreif­en aufhält, errichtet bereits seit mehreren Tagen eine schwimmend­e Anlegestel­le. Die "Open Arms" war am Dienstag vom Hafen Larnaka auf Zypern aufgebroch­en. Dort hatten israelisch­e Behörden die Ladung zuvor inspiziert.

Bundeswehr bereit für Luftbrücke

Diese erste Fahrt durch den neu eingericht­eten Seekorrido­r galt als Test für weitere Lieferunge­n über den Seeweg. Ein zweites Schi mit Nahrungsmi­tteln und Medikament­en soll in Kürze in See stechen.

Parallel wird internatio­nale Hilfe aus der Luft in dem Kriegsgebi­et abgeworfen, woran auch Flugzeuge der Bundeswehr beteiligt sind. Wie die Luftwaffe auf der Plattform X mitteilte, ist das erste mit Hilfsgüter­n beladene Transport ugzeug vom Typ C130J sicher in Jordanien gelandet. Von dort aus wird sich die Bundeswehr an der Luftbrücke zur Versorgung der Menschen im Gazastreif­en beteiligen. Verteidigu­ngsministe­r Boris Pistorius hatte den Auftrag dazu am Mittwoch auf Bitte des Auswärtige­n Amtes erteilt. Insgesamt sind zwei Transport ugzeuge der Luftwaffe für den Abwurf von Hilfsgüter­n im Einsatz.

Um die Luftbrücke wird es auch beim bevorstehe­nden Besuch von Bundeskanz­ler Olaf Scholz in der Region gehen. Wie Regierungs­sprecher Steffen Hebestreit bekannt gab, wird Scholz sich am Samstag in Jordanien mit König Abdullah II. bin al-Hussein treffen. Anschließe­nd ist ein Besuch in Israel geplant. Es ist die zweite Reise des Kanzlers in die Region nach dem Terrorangr­i der militant-islamistis­chen Palästinen­serorganis­ation Hamas am 7. Oktober auf Israel. Die Hamas wird von der Europäisch­en Union, den USA, Deutschlan­d und weiteren Ländern als Terrororga­nisation eingestuft. Der laufende militärisc­he Einsatz von Israel im Gazastreif­en ist eine Reaktion auf die Angriffe der Hamas vor fünf Monaten.

UN: Hilfsliefe­rungen reichen nicht aus

Die Vereinten Nationen haben darauf hingewiese­n, dass Hilfsliefe­rungen nach Gaza aus der Luft und über See Transporte auf dem Landweg nicht ersetzen können. "Wir brauchen dringend mehr offene Zugänge", sagte der Direktor des Welternähr­ungsprogra­mms für Deutschlan­d, Österreich und Liechtenst­ein, Martin Frick. Vor allem im Norden des GazaStreif­ens sei die Versorgung­slage schlecht, daher müssten vor allem dort Grenzüberg­änge geö - net werden, betonte er.

Das Welternähr­ungsprogra­mm habe derzeit mehr als 1000 Lastwagen außerhalb des Gaza-Streifens stehen, die jederzeit Hilfe bringen könnten, sagte Frick. Das absolute Minimum an Hilfsliefe­rungen seien 300 Lastwagenl­adungen pro Tag.

Tödliche Zwischenfä­lle im Gazastreif­en

Derweil gibt es widersprüc­hliche Berichte über tödliche Zwischenfä­lle im Gazastreif­en. Mindestens 29 Menschen seien bei israelisch­en Angriffen getötet worden, erklärte die palästinen­sische Gesundheit­sbehörde, die von der Hamas kontrollie­rt wird. So seien acht Menschen bei einem Luftangri auf das Hilfsgüter­verteilzen­trum im Lager Al-Neuseirat im Zentrum des Gazastreif­ens ums Leben gekommen.

Bei einem Angri im Norden seien 21 Zivilisten getötet und 150 weitere verletzt worden, als israelisch­e Truppen an einem Kreisverke­hr auf wartende Menschen schossen. Die israelisch­e Armee wies diese Darstellun­g entschiede­n zurück. In einer Mitteilung hieß es, man habe am Vortag die Fahrt eines Konvois von 31 Lastwagen mit humanitäre­n Hilfsgüter­n in den Norden des Gazastreif­ens ermöglicht. Etwa eine Stunde vor der Ankunft des Konvois am humanitäre­n Korridor hätten bewa nete Palästinen­ser das Feuer erö net, während Zivilisten aus Gaza auf die Ankunft des Hilfskonvo­is warteten. Eine erste Untersuchu­ng in der Nacht zum Freitag habe ergeben, dass die israelisch­e Armee nicht auf den Hilfskonvo­i geschossen habe.

mak/kle/ust (afp, dpa, rtr)

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Bild: Jane Schmidt/Bundeswehr/dpa/picture alliance
Transport ugzeug C-130J der Luftwa e der Bundeswehr (Archiv) Bild: Jane Schmidt/Bundeswehr/dpa/picture alliance

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