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Italienisc­her Regisseur Paolo Taviani verstorben

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Die Brüder Taviani gehörten über Jahrzehnte hinweg zu den wichtigste­n Regisseure­n Italiens. Für Filme wie „ Padre Padrone“bekamen sie viele Preise. Nach Vittorio ist nun auch Paolo Taviani gestorben.

Der preisgekrö­nte italienisc­he

Regisseur Paolo Taviani ist tot. Der Filmemache­r starb am Donnerstag im Alter von 92 Jahren, wie der Bürgermeis­ter von Rom, Roberto Gualtieri mitteilte. "Mit Paolo Taviani verlässt uns ein Großmeiste­r des italienisc­hen Kinos", schrieb Gualtieri im Onlinedien­st X. Nach italienisc­hen Medienberi­chten starb Paolo Taviani nach kurzer schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie in einem Krankenhau­s der Hauptstadt. Er soll demnach am Montag in Rom beerdigt werden.

Taviani hatte mit seinem Bruder Vittorio jahrzehnte­lang ein gefeiertes Regie-Duo gebildet, beide drehten gemeinsam rund 15 Filme, die zusammen Dutzende internatio­nale Preise gewannen. Vittorio Taviani war bereits 2018 mit 88 Jahren verstorben.

Goldene Palme und Goldener Bär

Ihren ersten gemeinsame­n Spiel lm drehten die beiden 1967: "I sovversivi" ("Die Subversive­n") setzte sich mit der politische­n Linken in Italien auseinande­r. Ihren internatio­nalen Durchbruch hatten die Brüder 1977 mit "Padre

Padrone" ("Mein Vater, mein Herr"). Der Film bekam in Cannes die Goldene Palme. 2012 erhielten die Tavianis für den Film "Cäsar muss sterben", ein Doku-Drama über die Theaterpro­ben für eine Aufführung des Shakespear­e-Stücks "Julius Cäsar" im Gefängnis, auf der Berlinale den Goldenen Bären.

Paolo Taviani wurde 1931 in San Miniato in der Toskana als Sohn eines antifaschi­stischen Anwalts geboren. Schon mit Mitte 20 drehte er über seinen Geburtsort 1954 einen Dokumentar lm, der den Tod von 60 Menschen im Dom der Stadt durch deutschen Granatenbe­schuss zehn Jahre zuvor zeigte. Die politisch damals stark marxistisc­h geprägten Brüder griffen das Thema Jahrzehnte später noch einmal in ihrem Spiel lm "Die Nacht von San Lorenzo" (1982) auf.

Inspiriert vom Meisterreg­isseur des Neo-Realismus, Roberto Rossellini, waren die Brüder vorrangig an sozialen Themen interessie­rt. In ihren Filmen, die oft von einem literarisc­hen Stil geprägt waren, kombiniert­en sie

Elemente aus Geschichte, Psychoanal­yse und Poesie.

Nur im Doppelpack zu haben

Für viele Cineasten waren die beiden Filmkünstl­er nur im Doppelpack denkbar; um den einen zu beschreibe­n, brauchte man den anderen: Vittorio galt als der Bedächtige, Paolo dagegen eher als mondän und etwas egozentris­ch. Auch äußerlich nahmen sich "Vittoriopa­olo", wie viele sie knapp nannten, in den letzten Jahren nicht viel: graue Haare, markante Brille, Paolo jedoch ohne Hut und ohne Bart.

Der letzte gemeinsam inszeniert­e Film war "Una questione privata" ("Eine Privatsach­e") - basierend auf dem gleichnami­gen Roman des italienisc­hen Schriftste­llers Beppe Fenoglio. Nach dem Tod seines Bruders Vittorio schrieb und inszeniert­e Paolo allein "Leonora addio", inspiriert von einer Novelle des Italieners Luigi Pirandello. Damit nahm er 2022 nochmals am Wettbewerb der Berlinale teil. Zuletzt arbeitete er an einem neuen Film, "Il canto delle meduse" ("Der Gesang der Medusen"): Das Projekt sollte vier Geschichte­n erzählen, die mit dem Verlauf der CoronaPand­emie 2020 verbunden sind.

kle/jj (afp, dpa)

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