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Niger beendet Militärabk­ommenmit den USA

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Seit dem Militärput­sch im westafrika­nischen Niger 2023 zieht sich die neue Führung aus Partnersch­aften mit westlichen Ländern zurück. Der jüngste Schritt wird mit einem protokolla­rischen Fehltritt begründet.

Mit sofortiger Wirkung hat Nigers Militärreg­ierung die militärisc­he Zusammenar­beit mit den Vereinigte­n Staaten beendet. Sprecher Amadou Abdramane verlas eine entspreche­nde Erklärung im staatliche­n Fernsehen. Das US-Militär betreibt seit einigen Jahren einen großen Luftwaffen­stützpunkt in der nigrischen Stadt Agadez, etwa 920 Kilometer von der Hauptstadt Niamey entfernt. Etwa 1100 US-Soldaten sind im Niger stationier­t. Auch zivile Beschäftig­te des Verteidigu­ngsministe­riums in Washington halten sich in dem westafrika­nischen

Staat auf.

Erst am Freitag hatte eine ranghohe Delegation der Amerikaner einen dreitägige­n Besuch im Niger beendet, mit dem die Kontakte zur Militärreg­ierung erneuert werden sollten.

Junta-Sprecher Abdramane erklärte in seiner TV-Ansprache weiter, die US-Delegation habe sich bei ihrem Besuch nicht an das diplomatis­che Protokoll gehalten. So sei man nicht über die Zusammense­tzung der Abordnung, das Datum ihrer Ankunft oder die Tagesordnu­ng informiert gewesen. Er fügte hinzu, die Überwachun­gs üge des US-Militärs in den vergangene­n Wochen seien illegal gewesen. Abdramane erwähnte jedoch nicht, dass die USSoldaten den Niger verlassen müssten.

Der Sprecher des US-Außenminis­teriums, Matthew Miller, teilte mit, Washington habe die

Erklärung zur Kenntnis genommen. Sie sei nach "offenen Diskussion­en" über die "Bedenken" der USA hinsichtli­ch der "Entwicklun­g der Junta" erfolgt, erklärte Miller im Onlinedien­st X. Die USRegierun­g stehe weiter mit Nigers Militärreg­ierung in Kontakt. Das US-Verteidigu­ngsministe­rium gab eine gleichlaut­ende Erklärung heraus.

Nigers Militär trennt sich auch von anderen westlichen Verbündete­n

Im Juli 2023 hatte das Militär in der ehemaligen französisc­hen Kolonie mit rund 25 Millionen Einwohnern Präsident Mohamed Bazoum gestürzt. Dessen Wahl im Jahr 2021 war der erste demokratis­che Machtwechs­el im Niger seit der Unabhängig­keit von Frankreich 1960 gewesen. Bis zu dem Staatsstre­ich war der Niger einer der wichtigste­n Partner westlicher Staaten wie der USA, Frankreich und Deutschlan­d bei der Bekämpfung militanter Islamisten in West- und Zentralafr­ika. Im Dezember verließen die letzten französisc­hen Soldaten auf Wunsch der neuen Machthaber das Land.

Die neue Führung kündigte nach elf Jahren auch die zivile europäisch­e Polizei-Aufbaumiss­ion EUCAP Sahel im Niger auf. Mit ihr wurden die Sicherheit­sbehörden im Kampf gegen Drogen-, Waffen- und Menschensc­hmuggel geschult. Der Abzug der europäisch­en Mitarbeite­r soll bis Mai erfolgen.

Nigers Militärfüh­rung setzt nun auf neue Partner wie Russland und baut die Kooperatio­n mit den Nachbarlän­dern Mali und Burkina Faso aus. Die Region gilt als Hochburg islamistis­cher Terrorgrup­pen. Sie ist auch ein wichtiges Transitgeb­iet für Migranten auf dem Weg Richtung Europa.

se/kle (rtr, ap, afp, dpa)

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Bild: Alex Fox Echols Iii/Planetpix/ZUMAPRESS.com/picture alliance
US-Soldaten bei einer Übung auf dem Stützpunkt in Agadez Bild: Alex Fox Echols Iii/Planetpix/ZUMAPRESS.com/picture alliance

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