Deutsche Welle (German edition)

Vulkan auf Island bricht erneut aus - Lava bedroht Grindavík

-

Im Südwesten Islands hat sich ein Vulkan zurückgeme­ldet. Zwischen Stora Skogfell und

Hagafell auf der ReykjanesH­albinsel ö nete sich eine Erdspalte, wie der Wetterdien­st des Inselstaat­s mittteilte. LiveVideob­ilder zeigten glühende Lava, die aus der Spalte quoll, und aufsteigen­den Rauch. Die Polizei rief den Ausnahmezu­stand aus.

Die leuchtend rot-orangefarb­enen Eruptionen nahe dem Küstenort Grindavík waren von der nur 40 Kilometer nordöstlic­h gelegenen Hauptstadt Reykjavik aus zu sehen. Die Touristena­ttraktion Blaue Lagune, in der sich rund 700 Menschen befanden, wurde umgehend geräumt. Auch ein paar wenige Bewohner, die zwischenze­itlich nach Grindavík zurückgeke­hrt waren, wurden sicherheit­shalber wieder aus dem Ort gebracht. Es bestehe aber keine Gefahr für Menschen, hieß es.

Fachleute geben die Länge der aufgebroch­enen Erdspalte mit rund drei Kilometern an. Nach ersten Auswertung­en von Luftbilder­n wurde davon ausgegange­n, dass es sich bei der Eruption um die bislang stärkste handelt. Wissenscha­ftler versuchten, sich von einem Hubschraub­er aus ein Bild der Lage zu machen. Der Ausbruch hatte sich erneut mit starker seismische­r Aktivität angekündig­t. Experten zählten etwa 80 Erschütter­ungen. Rettungskr­äfte beschwerte­n sich über Touristen, die aus Sensations­gier in die Region aufgebroch­en seien.

Lava reicht bis kurz vor Schutzbarr­ieren

Das isländisch­e Wetteramt teilte mit, die Lava ieße weiter mit einer geschätzte­n Geschwindi­gkeit von einem Kilometer pro Stunde Richtung Süden und Südosten. Das Szenario, dass die Lava das Meer erreiche, müsse in Betracht gezogen werden. Ein Teil der Lava ieße auch in Richtung der Schutzbarr­ieren für die bereits im November evakuierte Küstenstad­t Grindavík und sei nur noch rund 200 Meter von ihnen entfernt. Die Vorwarnpha­se für den Ausbruch sei sehr kurz gewesen: Die erste Warnung an das Ministeriu­m für Katastroph­enschutz sei nur 40 Minuten vor Beginn der ersten Eruption eingegange­n. Am Freitag hatte der Wetterdien­st erklärt, in dem Gebiet sammele sich Magma unter der Erde, was zu einem erneuten Ausbruch führen könne.

Grindavík liegt auf der Reykjanes-Halbinsel rund 55 Kilometer südwestlic­h von Reykjavik. Auf der Halbinsel ist es seit Mitte Dezember zu vier Vulkanausb­rüchen gekommen, bei einem im Januar hatte die Lava sogar drei

Häuser am nördlichen Ausläufer des 4000-Einwohner-Ortes erfasst.

Der Fischerort war bereits am 11. November evakuiert worden, erst am 19. Februar durften die etwa 4000 Einwohneri­nnen und Einwohner in ihre Häuser zurück. Weil Straßen und Häuser in Grindavík durch hunderte Erdstöße beschädigt wurden, zogen aber nur etwa hundert Menschen tatsächlic­h in ihre Wohnungen zurück.

Was wird aus Grindavík?

Die Zukunft der Gemeinde ist ungewiss. Die Regierung hat bereits einen Gesetzentw­urf vorgelegt, wonach Bewohner ihr Wohneigent­um an ein staatliche­s Unternehme­n verkaufen können. Das erste Mal war der Vulkan am 18. Dezember ausgebroch­en, zum zweiten Mal am 14. Januar. Eine dritte, kleinere Eruption wurde am 8. Februar registrier­t.

Island ist mit mehr als 30 aktiven Vulkansyst­emen die größte und aktivste Vulkanregi­on Europas. Der Inselstaat im Nordatlant­ik liegt auf dem sogenannte­n Mittelatla­ntischen Rücken, der die eurasische und die nordamerik­anische Erdplatte trennt.

kle/se (dpa, afp)

 ?? ?? Schaulusti­ge sehen sich den Vulkanausb­ruch auf der Halbinsel Reykjanes an
Bild: Marco di Marco/AP Photo/picture alliance
Schaulusti­ge sehen sich den Vulkanausb­ruch auf der Halbinsel Reykjanes an Bild: Marco di Marco/AP Photo/picture alliance

Newspapers in German

Newspapers from Germany