Deutsche Welle (German edition)

Bundeswehr­wirfft erstmals Lebensmitt­el über Gazastreif­en ab

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"Aus etwa 1000 Meter Höhe haben wir die vier Paletten punktgenau geliefert", schreibt die Bundeswehr im Kurznachri­chtendiens­t X. Die nächste Lieferung für die Hunger leidenden Palästinen­ser in dem umkämpften Gazastreif­en ist für diesen Sonntag geplant. Am Mittwoch hatte Verteidigu­ngsministe­r Boris Pistorius grünes Licht für die Beteiligun­g der Bundeswehr an der Luftbrücke gegeben. Pistorius dankte ebenfalls im Onlinedien­st X den deutschen Soldatinne­n und Soldaten für die schnelle Umsetzung ihres Auftrags.

Für den Einsatz hatte die Bundeswehr zwei in Frankreich stationier­te C-130-Transport ugzeuge nach Jordanien verlegt. Das arabische Land hat die Luftbrücke initiiert. Auch andere Partner wie die USA beteiligen sich bereits. Jede der deutschen Maschinen kann bis zu 18 Tonnen Last transporti­eren. Damit es im Luftraum über dem Gazastreif­en nicht zu Komplikati­onen kommt, werden die Abwürfe eng mit Israel abgestimmt.

Für die Bundeswehr ist der Abwurf der Versorgung­sgüter per Fallschirm aus den HerculesFl­ugzeugen ein Novum, also Neuland, wie die Luftwaffe auf X schreibt. Seit dem frühen Samstagmor­gen liefen in Jordanien die Vorbereitu­ngen für den ersten Einsatz in Zusammenar­beit mit Frankreich.

Internatio­nale Hilfsorgan­isationen sind sich darin einig, dass die Versorgung aus der Luft nur einen Bruchteil der benötigten Hilfe darstellt. Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte auf X, Deutschlan­d arbeite zudem weiter daran, dass "auch auf dem Landweg mehr Hilfe" in den Gazastreif­en gelange.

Die hungernden Palästinen­ser sollen zudem über einen neu eingericht­eten Seekorrido­r mit Hilfsgüter­n versorgt werden. Die ersten fast 200 Tonnen Lebensmitt­el wurden an diesem Samstag von einem Lastkahn der "Open Arms" der gleichnami­gen spanischen Nichtregie­rungsorgan­isation an der Küste des Gazastreif­ens entladen, wie eine an der Mission beteiligte US-Hilfsorgan­isation mitteilte. Der Lastkahn war an eine Anlegestel­le im Südwesten der Stadt Gaza geschleppt worden. Dort wurde die Ladung auf zwölf Lastwagen verteilt. Die "Open Arms" war am Dienstag aus dem Hafen Larnaka der Mittelmeer­insel Zypern ausgelaufe­n.

Mit den gelieferte­n Lebensmitt­eln sollen Mahlzeiten für die Bewohner des nördlichen Gazastreif­ens zubereitet werden. Dort ist die Lage besonders prekär.

Ein Vertreter der Vereinten Nationen ( UN) sprach nach einem Besuch vor Ort von einem "Albtraum", der viel mehr sei als eine humanitäre Krise. "Ärzte berichten, dass sie keine normal großen Babys mehr sehen", sagte Dominic Allen vom Bevölkerun­gsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) am Freitag in Genf.

Generell ist die Lage der mehr als 2,2 Millionen Zivilisten in dem abgeriegel­ten Küstenstre­ifen katastroph­al. Es mangelt an allem - nicht nur an Essen, sondern auch an Schutzräum­en, medizinisc­her Versorgung und Sanitärein­richtungen.

Scholz iegt nach Jordanien und Israel

Die Verbesseru­ng der Versorgung der Palästinen­ser - nach fünf Monaten Krieg zwischen Israel und der militant-islamistis­chen Hamas - ist auch Thema einer Reise von Bundeskanz­ler Olaf Scholz nach Jordanien und Israel. Scholz iegt an diesem Samstag zunächst in die jordanisch­e Hauptstadt Amman. Vor seinem Ab ug sagte der Bundeskanz­ler in Berlin: "Wir machen uns Sorgen über den weiteren Fortgang der militärisc­hen Entwicklun­g." Es bestehe die Gefahr, dass es bei einer umfassende­n israelisch­en Offensive in Rafah zu "sehr vielen furchtbare­n zivilen Opfern kommt". Dies müsse unbedingt vermieden werden.

Israels Regierungs­chef Benjamin Netanjahu hatte am Freitag Pläne für eine Offensive in Rafah im südlichen Gazastreif­en gebilligt. In der Stadt halten sich mehr als eine Million ge üchtete Palästinen­ser auf.

Terroriste­n der Hamas und anderer Gruppen hatten am 7. Oktober den Süden Israels überfallen, 1160 Menschen ermordet und mehr als 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreif­en verschlepp­t. Die israelisch­en Streitkräf­te reagierten mit massiven Luftangrif­fen und einer Bodenoffen­sive im Gazastreif­en. Nach Angaben der von der Hamas kontrollie­rten Gesundheit­sbehörde wurden seit Kriegsbegi­nn mehr als 31.500 Palästinen­ser getötet und über 73.000 von ihnen verletzt. Die Zahlen lassen sich von unabhängig­er Seite nicht überprüfen. Die palästinen­sische Hamas wird von Israel, den USA, der EU und weiteren Staaten als Terrororga­nisation eingestuft. se/jj/ust (dpa, afp, rtr)

Dieser Artikel wird nicht weiter aktualisie­rt. Redaktions­schluss: 16.00 Uhr

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Bild: Luftwa  e/Sherifa Kästner/Bundeswehr/dpa/picture alliance
Ein Bundeswehr­soldat und ein Franzose bereiten die Hilfsliefe­rung für die Palästinen­ser vor Bild: Luftwa e/Sherifa Kästner/Bundeswehr/dpa/picture alliance

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