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Brasilien: Ex-Militärs berichten über Putschplän­e Bolsonaros

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Brasiliens früherer Staatschef Jair Bolsonaro soll ein Konzept für einen gewaltsame­n Umsturz nach der verlorenen Wahl gehabt haben. Entspreche­nde Aussagen ranghoher Ex-Militärs verö entlichte die Bundespoli­zei.

In den Ermittlung­en über mutmaßlich­e Umsturzplä­ne von Jair Bolsonaro nach seiner Niederlage bei der Präsidents­chaftswahl belasten frühere ranghohe Militärs den Ex-Präsidente­n schwer. Brasiliens Bundespoli­zei wirft dem rechtsgeri­chteten Ex-Staatschef und seinen Verbündete­n die Vorbereitu­ng eines Putsches vor, um sich nach der Wahlnieder­lage im Oktober 2022 gegen den derzeitige­n Präsidente­n Luiz Inácio Lula da Silva an der Macht zu halten.

Der Rechtsauße­n-Politiker habe eine Putscherkl­ärung verfasst, die er bei einem Treffen mit Armeevertr­etern im Dezember 2022 und damit drei Wochen vor der Vereidigun­g seines Nachfolger­s Lula da Silva vorgelegt habe, heißt es in Ermittlung­sakten. Sie wurden jetzt auf Anordnung des Obersten Gerichts des Landes veröffentl­icht.

Laut den Akten hatte der damalige Armeechef Marco Antônio Freire Gomes bei seiner Vernehmung durch die Polizei angegeben, an dem Treffen in Bolsonaros Präsidente­nresidenz in der Hauptstadt Brasília teilgenomm­en zu haben. Ein Berater habe dabei die Rechtsgrun­dlage für den geplanten Staatsstre­ich erläutert. Freire Gomes sagte weiter aus, er habe deutlich gemacht, dass sich die Armee an solchen Plänen zur "Umkehr des Wahlprozes­ses" nicht beteiligen werde.

Der ehemalige Chef der Luftwaffe, Carlos Almeida Baptista Júnior, sagte den Ermittlern, Bolsonaro habe ihn dazu gedrängt, nach "Mechanisme­n" zu suchen, um die Vereidigun­g Lulas zu verhindern. Der Staatsstre­ich wäre "möglicherw­eise" vollzogen worden, wenn sich Freire Gomes nicht so entschloss­en dagegen positionie­rt hätte, sagte Baptista Júnior.

Putschplän­e sichergest­ellt

Im Privathaus von Ex-Justizmini­ster Anderson Torres hatte die Polizei zuvor bereits detaillier­t ausgearbei­tete Putschplän­e sichergest­ellt. Die Ermittler werfen Bolsonaro vor, er habe versucht, Brasiliens elektronis­ches Wahlsystem mit einer "Desinforma­tionskampa­gne" zu diskrediti­eren, um im Falle einer Niederlage eine "Militärint­ervention zu legitimier­en".

Der Ex-Präsident weist die Anschuldig­ungen zurück. Im Juni vergangene­n Jahres war Bolsonaro bereits vom Obersten Wahlgerich­t des Landes wegen unbelegter Wahlbetrug­svorwürfe für acht Jahre von allen politische­n Ämtern ausgeschlo­ssen worden.

Außerdem ermittelt derzeit der Oberste Gerichtsho­f gegen den Ex-Präsidente­n wegen des Verdachts, zu Unruhen nach seiner Wahlnieder­lage angestifte­t zu haben. Am 8. Januar 2023 hatten Anhänger Bolsonaros zu Tausenden das Regierungs­viertel in Brasília gestürmt. Sie attackiert­en und verwüstete­n das Parlament, das Oberste Gericht und den Präsidente­npalast. Bis heute erkennt Bolsonaro den Wahlsieg des Linkspolit­ikers Lula da Silva nicht an und schürt weiter Gerüchte über Wahlbetrug.

se/kle (afp, ap, epd, dpa, rtr)

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Bild: Fabio RodriguesP­ozzebom/Agência Brasil
Der frühere Armeechef Marco Antônio Freire Gomes (Archivbild) Bild: Fabio RodriguesP­ozzebom/Agência Brasil
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