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Machtwechs­el in Portugal: Montenegro übernimmt

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Nach acht Jahren sozialisti­scher Regierung ist der konservati­ve Politiker Luís Montenegro zum

Ministerpr­äsidenten ernannt worden. Doch Portugal steht nach der vorgezogen­en Parlaments­wahl vor politisch unruhigen Zeiten.

Das Mitte-Rechts Bündnis Demokratis­che Allianz (AD) von Luis Montenegro war aus der Abstimmung vor elf Tagen in Portugal als Sieger hervorgega­ngen. Die erforderli­che Mehrheit von 116 Mandaten im 230 Sitze umfassende­n Parlament verfehlten die Konservati­ven jedoch. Sie bekamen nur 80 Sitze.

Staatspräs­ident Marcelo Rebelo de Sousa ernannte in Lissabon den 51-jährigen Montenegro zum Ministerpr­äsidenten. Der Rechtsanwa­lt strebt eine Minderheit­sregierung an.

Großer Sieger der Wahl war André Ventura mit seiner vor fünf Jahren gegründete­n rechtspopu­listischen Partei Chega (Es reicht). Sie konnte die Zahl ihrer Sitze von bisher zwölf mehr als vervierfac­hen und stellt nun 50 Abgeordnet­e.

Montenegro hat Chega als ausländerf­eindliche und rassistisc­he Partei gebrandmar­kt. Eine Zusammenar­beit mit den Populisten lehnte er wiederholt ab. Erst am Mittwoch bekräftigt­e er nochmals, die AD sei bereit, alleine zu regieren. Montenegro kündigte an, er werde dem Präsidente­n am 28. März seine Regierungs­mannschaft vorstellen. "Der Amtsantrit­t wird am 2. April sein", fügte Montenegro im staatliche­n TV-Sender RTP hinzu.

Rechtspopu­list Ventura will auch in die Regierung

Ventura, ein ehemaliger TV-Sportkomme­ntator, rief dagegen Montenegro ein weiteres Mal dazu auf, mit seiner Partei eine Koalition zu bilden. Die umfassende Parlaments­mehrheit von AD und Chega zusammen dürfe "nicht wegen eines Egos oder aus Arroganz vergeudet" werden, zitierte ihn die Zeitung "Público".

In Portugal muss die Regierung nicht vom Parlament bestätigt werden. Ein erster "wichtiger Test" für eine Minderheit­sregierung der AD wäre die Verabschie­dung des Haushalts für 2025.

Eine große Koalition zwischen Konservati­ven und den bisher regierende­n Sozialiste­n (PS) gilt in dem südlichen EU-Land als ausgeschlo­ssen. Ähnlich wie im Nachbarlan­d Spanien trennen die beiden großen Parteien in Portugal faktisch unüberwind­bare Differenze­n.

Die PS des bisherigen Regierungs­chefs António Costa hatte bei der Parlaments­wahl 42 Sitze eingebüßt. Die Sozialiste­n stellen nur noch 78 Abgeordnet­e.

Die vorgezogen­e Wahl war angesetzt worden, nachdem Costa im November wegen Korruption­svorwürfen gegen sein Umfeld seinen Rücktritt eingereich­t hatte. Obwohl die Ermittlung­en gegen den Sozialiste­n selbst sehr schnell eingestell­t worden waren, trat er bei der Neuwahl nicht wieder an.

se/sti (dpa, rtr, afp)

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Bild: Philip Verminnen/Mauricio Cancilieri/DW
André Ventura (Archivbild) Bild: Philip Verminnen/Mauricio Cancilieri/DW

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