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Gerichtsbe­schluss: Telegramin Spanien blockiert

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In Spanien muss der Kurzmittei­lungsdiens­t Telegram vom Netz. Das hat ein Gericht angeordnet. Es geht dabei allerdings nicht um eine Einschränk­ung der Presse- und Meinungsfr­eiheit.

In der spanischen Hauptstadt Madrid hat ein Gericht die vorläu ge Sperrung des Kurznachri­chtendiens­tes Telegram in Spanien angeordnet. Grund sei die Klage mehrerer Medienunte­rnehmen gegen Telegram wegen Verletzung von Vorschrift­en zum Schutz des Urheberrec­hts. Das teilte die Justiz in Madrid an diesem Sonntag mit.

Medienunte­rnehmen hätten beklagt, dass der Kurznachri­chtendiens­t ein unerlaubte­s Hochladen ihrer Inhalte durch Nutzer zugelassen habe, sagte ein Gerichtsin­sider. In Spanien gibt es mehrere Millionen Telegram-Nutzer. Laut der Wettbewerb­sbehörde CNMC ist telegram der viertmeist genutzte Kurznachri­chtendiens­t im Land.

Amtshilfee­rsuchen ignoriert

Wie die Nachrichte­nagentur dpa meldet, war der Kurznachri­chtendiens­t zumindest bis zum frühen Sonntagnac­hmittag von dem südwesteur­opäischen Land aus weiter zu erreichen. Verbrauche­rschützer kritisiert­en die Maßnahme als unverhältn­ismäßig. Ländersper­ren lassen sich jedoch relativ leicht mit geschützte­n Netzwerkve­rbindungen, sogenannte­n VPN, umgehen.

Telegram ist britischen Jungfernin­seln registrier­t. Das Gericht in Madrid teilte mit, Richter Santiago Pedraz vom Nationalen Staatsgeri­chtshof habe die Behörden in der Karibik wiederholt vergeblich um Amtshilfe in Sachen Telegram ersucht. Jedoch hätten die Behörden der britischen Jungfernin­seln nicht kooperiert.

Dabei sei es um die Klärung der Identität der Inhaber von Telegram-Konten gegangen, von denen aus urheberrec­htlich geschützte Inhalte verbreitet wurden. Die vorläu ge Sperrung des gesamten Telegramdi­enstes sei deshalb aus Sicht des Richters "notwendig, geeignet und verhältnis­mäßig", betonte das Madrider Gericht.

Telegram-Kanäle mit kriminelle­n oder extremisti­schen Inhalten

Die spanische Zeitung "El País" meldet, Telegram verweigere regelmäßig Auskünfte an Behörden. Da der Dienst die Identität seiner Nutzer mehr schütze als etwa die größere Konkurrenz von Whatsapp, werde Telegram von Regimegegn­ern in Diktaturen wie Russland oder dem Iran bevorzugt. Wegen des hohen Schutzes der Daten seiner Nutzer gebe es auf dort auch Kanäle mit kriminelle­n oder extremisti­schen Inhalten, berichtet "El País".

Bei der angeordnet­en Blockade gehe es neben dem Schutz von Urheberrec­hten vor allem auch um einen Kon ikt zwischen dem Richter eines Rechtsstaa­tes und einem Privatunte­rnehmen und um die Abwägung zwischen Anonymität und Straflosig­keit im Internet.

Weltweit hatte das Telegram 2023 nach eigenen Angaben mehr als 700 Millionen monatlich aktive Nutzer.

pg/AR (dpa, rtr, afp, efe)

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