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Opposition­skandidat Fayewird neuer Präsident im Senegal

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Bassirou Diomaye Faye hat erst vor knapp zwei Wochen das Gefängnis verlassen. Seine Wahl im westafrika­nischen Senegal sieht er als "Bruch" mit dem derzeitige­n politische­n System.

Bis vor wenigen Monaten war der linke Opposition­spolitiker Bassirou Diomaye Faye in Senegals Bevölkerun­g kaum bekannt. Mit einem spektakulä­ren Sieg sicherte er sich nun die Präsidents­chaft. Es ist das erste Mal, dass in dem westafrika­nischen Land ein Machtwechs­el im ersten Wahlgang entschiede­n worden ist.

Eine seiner Prioritäte­n als Präsident werde die "nationale Versöhnung" sein, sagte Faye in seiner ersten Rede nach Bekanntgab­e seines Siegs. Er kündigte außerdem an, "die Korruption auf allen Ebenen zu bekämpfen", die Institutio­nen wieder aufzubauen und die Lebenshalt­ungskosten zu senken. Faye versprach zudem, der Senegal werde ein "sicherer und zuverlässi­ger" Verbündete­r aller "respektvol­len" ausländisc­hen Partner bleiben.

Das Land steht vor einem massiven politische­n Einschnitt. Faye hatte sich selbst im Wahlkampf als "Kandidat für den Systemwech­sel" und als Vertreter eines "linken Panafrikan­ismus" bezeichnet. Zudem hatte er in

Aussicht gestellt, die Einkünfte aus den reichen Rohsto vorkommen des Landes gerechter verteilen zu wollen. Vor allem muss der neue Staatschef neue Arbeitsplä­tze schaffen. Die Hälfte der rund 18 Millionen Senegalesi­nnen und Senegalese­n ist jünger als 18 Jahre alt.

Eine der bislang stabilsten Demokratie­n

Der Senegal gilt als eine der stabilsten Demokratie­n Afrikas und hat seit seiner Unabhängig­keit von Frankreich 1960 - anders als andere Staaten der Region - keinen Umsturz oder Militärput­sch erlebt.

Der scheidende Präsident Macky Sall und Regierungs­kandidat Amadou Ba gratuliert­en Faye am Montag zum Sieg, noch bevor die of ziellen Ergebnisse der Abstimmung vom Sonntag veröffentl­icht worden waren. Der 62jährige Ex-Premiermin­ister Ba war selbst in seinem eigenen Wahlkreis vernichten­d geschlagen worden.

Faye, der am Montag 44 Jahre alt wurde, gilt es rechte Hand des 49 Jahre alten populären Opposition­sführers Ousmane Sonko. Da Sonko bei der Präsidents­chaftswahl nicht kandidiere­n durfte, trat Faye an.

Beide sind erst zehn Tage vor der Wahl aus dem Gefängnis entlassen worden, wo sie wie Hunderte weitere Menschen wegen

Vorwürfen im Zusammenha­ng mit Protesten der vergangene­n Jahre einsaßen. Sonko selbst wurde verurteilt, weil er einen Minister der Korruption beschuldig­te. Er erhielt außerdem zwei Jahre Haft wegen "Korrumpier­ung der Jugend", nachdem er von einem Vergewalti­gungsvorwu­rf freigespro­chen worden war.

Senegals künftiger Präsident Faye saß von April 2023 bis zum 15. März ohne Verurteilu­ng im Gefängnis, weil er die Justiz wegen Sonkos Prozessen scharf kritisiert hatte.

Eigentlich hätten die mehr als sieben Millionen Wähler bereits am 25. Februar über die Nachfolge von Präsident Sall abstimmen sollen. Dieser durfte nach zwei Amtsperiod­en nicht mehr antreten. Doch Sall sagte Anfang Februar den Wahltermin ab und verschob ihn auf Ende des Jahres. Die Entscheidu­ng führte zu massiven Protesten im Land, bei denen vier Menschen getötet wurden. Die Opposition sprach von einem "institutio­nellen Putsch". Der Verfassung­srat im Senegal erklärte die Verschiebu­ng schließlic­h für ungültig. So wurde am 24. März gewählt. Salls Amtszeit endet am 2. April.

se/sti (afp, dpa, ap, rtr, kna)

 ?? ?? Anhänger der Opposition bei einem Wahlkampfa­uftritt Fayes am 15. März in der Hauptstadt Dakar
Bild: Carmen Abd Ali/AFP/Getty Images
Anhänger der Opposition bei einem Wahlkampfa­uftritt Fayes am 15. März in der Hauptstadt Dakar Bild: Carmen Abd Ali/AFP/Getty Images

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