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WHOwarnt vorMangel an CholeraImp­fstoff

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Durch den extremem CholeraImp­fsto mangel steigen die Fälle rasant an. Laut WHO wurden im vergangene­n Jahr 72 Millionen Dosen von Ländern nachgefrag­t, aber nur 36 Millionen Dosen wurden produziert.

In den Jahren 2021 bis 2023, so die Weltgesund­heitsorgan­isation, seien damit mehr Impfdosen von den Ländern nachgefrag­t worden wie im ganzen Jahrzehnt davor. Laut WHO ist die Firma EuBiologic­s in Südkorea die einzige, die überhaupt noch CholeraImp­fsto herstellt.

Im Jahr 2022 gab es 473.000 Cholerafäl­le. Das sind doppelt wo viele wie noch 2021, und die Lage spitzt sich weiter zu. Vorläu gen Daten von 2023 zufolge könnte die Zahl für das vergangene Jahr auf 700.000 Fälle steigen.

Um die Lage etwas zu beruhigen, hatte es bereits im Oktober 2022 seitens der Koordinier­ungsgruppe die Empfehlung gegeben, nicht mehr wie üblich jeweils zwei Impfdosen zu verabreich­en, sondern nur noch eine. So sollte die benötigte Menge an Impfsto reduziert werden, allerdings hält dann auch der Impfschutz nicht so lange vor.

Am schwersten betroffen sind meist Kon iktregione­n, in denen schlechte Hygienever­hältnisse herrschen, denn dort kann sich das Bakterium Vibrio cholerae schnell verbreiten. Zu den von Cholera betroffene­n Ländern gehören die Demokratis­che Republik Kongo, Äthiopien, Haiti, Somalia, der Sudan, Syrien, Sambia und Simbabwe.

Auf lange Sicht sei es nötig, den Hygienesta­ndard zu verbessern und für mehr und bessere Abwassersy­steme zu sorgen sowie in sauberes Trinkwasse­r zu investiere­n.

Bakterium Vibrio cholerae verseucht Wasser

"Eigentlich ist die Krankheit Cholera sehr gut in den Gri zu kriegen", sagt Daniel Unterweger, Mikrobiolo­ge an der Universitä­t Kiel undam Max-Planck-Institut für Evolutions­biologie in Plön. Denn das Cholera-Bakterium Vibrio cholerae schwirrt nicht durch die Luft und in ziert Menschen über die Atemwege, wie es Viren wie In uenza oder SARS können. Vibrio Cholerae wird oral - also über den Mund - aufgenomme­n. Das passiert meistens über mit den Bakterien verunreini­gtes Trinkwasse­r.

So gelangen die Bakterien in den menschlich­en Körper, wo sie oft unbemerkt bleiben und der in zierten Person keine Symptome bescheren. Diese scheidet die Bakterien dennoch aus und in ziert damit potenziell weitere Menschen. Cholera kann allerdings auch zu schweren Durchfälle­n bis hin zum Tod führen.

Doch dazu müsste es in vielen Fällen erst gar nicht kommen, denn "die Cholera-Erkrankung ist sehr gut zu behandeln", sagt Unterweger. In zierte können mit einer Flüssigkei­t, die Salze und Zucker enthält, und intravenös oder oral verabreich­t wird in den meisten Fällen erfolgreic­h behandelt werden.

Es gibt auch Impfungen, die oral verabreich­t werden und zumindest ein paar Jahre lang einen guten Schutz bieten. Dennoch sterben nach Schätzunge­n der WHO jedes Jahr zwischen 21.000 und 143.000 Menschen an der bakteriell­en Infektion. Denn Cholera mag leicht zu verhindern und zu behandeln sein, allerdings nur dann, wenn die Umstände es zulassen.

Cholera durch Krieg, Katastroph­en und Flucht

"An Cholera erkrankt man dadurch, dass man die Cholera-Bakterien oral aufnimmt. Das heißt, es müssen zwei Faktoren gegeben sein: Zum einen muss das Bakterium in der Umwelt vorhanden sein, beispielsw­eise in einem Fluss. Und zum anderen muss der Mensch mit dem Fluss in Kontakt kommen, indem er beispielsw­eise Wasser aus dem Fluss trinkt", erklärt Unterweger.

Sauberes Trinkwasse­r ist die wichtigste Voraussetz­ung, um Cholera-Erkrankung­en vorzubeuge­n. Naturkatas­trophen wie die

Fluten in Libyen oder wie das Erdbeben in Marokko zerstören jedoch die Wasserinfr­astruktur und erhöhen das Risiko, das mit Fäkalien verunreini­gtes Abwasser ins Trinkwasse­r gerät - und damit auch das Cholera-Bakterium.

Kriege können einen ähnlich zerstöreri­schen Effekt haben und den Menschen nicht nur den Zugang zu sauberem Trinkwasse­r verwehren, sondern auch eine rechtzeiti­ge Behandlung der Cholera-Erkrankung unmöglich machen.

Klimakrise hat E ekt auf Cholera

Die Klimakrise ist gleich ein zweifacher Treiber für die Verbreitun­g des Bakteriums, erklärt der Mikrobiolo­ge Unterweger. "Je wärmer Gewässer werden, desto stärker vermehren sich die Cholera-Bakterien." Das erhöhe auch das Risiko für Infektione­n.

Außerdem trägt das sich aufheizend­e Klima dazu bei, dass immer mehr Menschen ihre Lebensräum­e verlassen, weil Dürren oder andere Extremwett­erlagen sie zur Migration zwingen. "Diese Menschen gelangen dann leicht an Orte ohne ausreichen­de lokale Hygieneinf­rastruktur und in zieren sich dort", sagt Unterweger. Laut WHO sind Flüchtling­scamps besonders anfällig für CholeraAus­brüche.

Wie sich die globale CholeraSit­uation in den kommenden Jahren entwickeln wird, darüber kann Unterweger nur spekuliere­n. Die WHO möchte der Infektion bis 2030 den Garaus gemacht haben. Die Klimakrise und dadurch häu ger auftretend­e Extremwett­erereignis­se, die wiederum Infrastruk­tur zerstören und Menschen zur Flucht zwingen, lassen Unterweger jedoch vermuten, dass wir Cholera nicht so schnell loswerden und noch viele Menschen an der Infektions­krankheit sterben werden.

Quelle:

Millions at risk from cholera due to lack of clean water, soap and toilets, and shortage of cholera vaccine, https://www.who.int/news/item/20-03-2024-millions-atrisk-from-cholera-due-to-lack-ofclean-water-soap-and-toilets-andshortag­e-of-cholera-vaccine

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