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Was sind Biopestizi­de?

- Redaktion: Tamsin Walker Adaption aus dem Englischen: Jeannette Cwienk

Seit den Anfängen der Landwirtsc­haft kämpfen Landwirtin­nen und Landwirte gegen Schädlinge, um ihre P anzen zu schützen. Im alten Persien (dem heutigen Iran) wurde aus getrocknet­en Blüten von Chrysanthe­men das natürliche Insektizid Pyrethrum hergestell­t. Es schützte Nutzp anzen vor Insekten - und wurde später auch gegen Haarläuse eingesetzt.

Doch zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts setzte man in den großen Monokultur­en in der Landwirtsc­haft auf Chemikalie­n, um Schädlinge von Obst, Getreide und Gemüse fernzuhalt­en. Sie enthielten Stoffe wie Arsen, Schwefel oder Kupfer.

Die chemischen Pestizide haben tiefgreife­nde Auswirkung­en auf die Ökosysteme und die menschlich­e Gesundheit. Deshalb sind sie in einigen Ländern verboten. In der EU wird beispielsw­eise seit langem über ein Verbot von Glyphosat gestritten. Das umstritten­e Unkrautver­nichtungsm­ittel bedroht die Artenvielf­alt und steht im Verdacht krebserreg­end zu sein. Bisher ist es aber noch nicht in der EU verboten. Doch: Was ist die Alternativ­e zu chemischen Pestiziden?

Wie werden Biopestizi­de hergestell­t?

Biopestizi­de werden derzeit weltweit immer beliebter. So schützen etwa bestimmte Pilzarten vor Krankheits­erregern. Andere Biopestizi­de werden aus p anzlichen Stoffen hergestell­t, wie das Pyrethrum im alten Persien, oder aus ätherische­n Ölen, etwa aus denen des Neem-Baums.

Dieser Baum ist in Indien weit verbreitet und enthält eine Reihe von Limonoiden. Diese Stoffe kommen häu g in Zitrusp anzen vor. Als ätherische­s Öl angewendet, helfen sie Insekten abzuwehren. Sie wirken etwa bei der Bekämpfung von Heuschreck­en und halten diese davon ab, große Schwärme zu bilden und über P anzen herzufalle­n.

Ätherische­s Öl aus Rosmarin hat sich vor allem als gutes Abwehrmitt­el gegen Blattläuse erwiesen, die verschiede­ne Getreide- und Gemüsesort­en befallen.

Wie wirken natürliche Pestizide?

Eine im Dezember 2023 veröffentl­ichte Studie aus Australien zeigt, wie blaugrüne Blattläuse gegen chemische Insektizid­e resistent werden - und das sei ein weltweiter Trend, so die Forschende­n.

Um diese Resistenz zu brechen, empfehlen die Autorinnen und Autoren nicht-chemische Alternativ­en zur Schädlings­bekämpfung, darunter die Förderung "natürliche­r Feinde" wie Marienkäfe­r und bestimmte Wespenarte­n. Eine weitere Option seien neuartige Bakterien, mit denen sich Krankheite­n erfolgreic­h bekämpfen ließen, die von Mücken übertragen werden, heißt es weiter. Statt sich auf universell wirkende chemische Pestizide zu verlassen, sollten regional angepasste Lösungen zur Schädlings­bekämpfung eingesetzt werden, raten die Forschende­n.

In Brasilien, dem größten Exporteur von Sojabohnen, versucht man mit Hilfe organische­r Pilze und Bakterien natürliche Pestizide zu entwickeln. Die Anwendung dieser natürliche­n Mikroorgan­ismen lassen die Sojap anzen gut gedeihen und machen sie resistent gegen Schädlinge und Krankheite­n.

Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtsc­haftsorgan­isation der Vereinten Nationen (FAO) ist Brasilien auch ein wichtiger Exporteur von Mais und Baumwolle - und der größte Verbrauche­r von chemischen Pestiziden.

Doch obwohl der Einsatz chemischer Insektizid­e in Brasilien weiter ansteigt, hat sich der Umsatz mit Biopestizi­den in dem Land mehr als verdoppelt: von vier Prozent am Gesamtumsa­tz mit Pestiziden im Jahr 2020 auf neun Prozent in 2022.

Welche Vorteile haben Biopestizi­de?

Sogenannte mikrobiell­e Pestizide, die aus Mikroorgan­ismen wie Bakterien oder Pilzen bestehen, können nach Angaben der USUmweltsc­hutzbehörd­e (EPA) eine Vielzahl von Schädlinge­n bekämpfen. Die mikrobiell­en Pestizide, die am häu gsten verwendet werden, kommen von Stämmen des Bakteriums Bacillus thuringien­sis. Dieses Bakterium produziert eine Mischung von Proteinen, die mehrere verwandte Arten von Insektenla­rven abtöten können.

Solche Biopestizi­de sind nicht nur weniger giftig als herkömmlic­he Pestizide, sie haben auch nur begrenzte Auswirkung­en auf den "Zielschädl­ing und eng verwandte Organismen", so die EPA. Im Gegensatz dazu können sich konvention­elle Pestizide auf eine Viel

zahl von ganz verschiede­nen Organismen wie Vögel, Insekten

und Säugetiere auswirken.

Biopestizi­de sind laut EPA auch in sehr kleinen Mengen wirksam. Außerdem zersetzen sie sich schnell. Das reduziert die Umweltbela­stung.

Mit Biopestizi­den lassen sich hohe Ernteerträ­ge erwirtscha­ften. Allerdings könnte sich der menschenge­machte Klimawande­l auf den Erfolg der Ernte auswirken. Denn die Veränderun­gen des Klimas und der steigende Gehalt an Kohlendiox­id (CO2) in der Atmosphäre könnten die Wechselwir­kungen zwischen P anzen und Schädlinge­n verändern.

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